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Neue Corona-VarianteWie gefährlich ist die Mutation aus Indien wirklich?

Corona B1617 aus Indien

Unter dem Mikroskop: Coronaviren (blau) beim Austritt aus einer Nierenzelle, aufgenommen mit einem Heliumionen-Mikroskop im Januar 2021 in Bielefeld (NRW). Welche Bedrohung geht nun von der Corona-Mutation B.1.617 aus?

Neu Delhi/ Berlin – Eine aus Indien bekannte Corona-Variante sorgt für Aufsehen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO), das Robert Koch-Institut (RKI) und andere Experten bewerten die Variante B.1.617 derzeit zurückhaltend, SPD-Gesundheitsfachmann Karl Lauterbach jedoch wittert Gefahr. 

  • Corona: Mutation aus Indien sorgt für Aufsehen
  • Die indische Mutante steht bei der WHO auf der Beobachtungsliste
  • Karl Lauterbach warnt vor schneller Ausbreitung von B.1.617

In Indien sind die Fallzahlen geradezu explodiert, mit zuletzt rund 270.000 registrierten Neuinfektionen pro Tag.

Die Variante B.1.617 stehe derzeit unter Beobachtung, für eine offizielle Einstufung als „besorgniserregend“ fehle bislang „die entsprechende Evidenz“, teilte eine RKI-Sprecherin mit. „In Deutschland sind insgesamt acht aus dem März stammende Sequenzen der Linie B.1.617 identifiziert worden.“

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Indische Mutante: Geimpfte könnten weniger geschützt sein

Die Variante trage zwei Mutationen an einem Oberflächenprotein, die von anderen unter Beobachtung stehenden Linien bekannt seien, erläuterte das RKI weiter. Beide würden „mit einer reduzierten Neutralisierbarkeit durch Antikörper oder T-Zellen in Verbindung gebracht, deren Umfang nicht eindeutig ist“. Das heißt: Möglicherweise könnten Geimpfte und Genesene vor einer Ansteckung mit dieser Variante weniger gut geschützt sein.

Auch bei den in Südafrika (B.1.351) und Brasilien (P.1) entdeckten Varianten wird diese Eigenschaft befürchtet. Beide hat die WHO als besorgniserregend eingestuft - als sogenannte „Variant of Concern“. Das gilt auch für die sehr ansteckende, Ende 2020 in Großbritannien entdeckte Mutante B.1.1.7, die inzwischen auch in Deutschland die dominierende Variante ist.

Die indische Mutante steht bei der WHO unter Beobachtung

B.1.617 hingegen steht bei der WHO bisher erst unter Beobachtung - als „Variant of Interest“. Als besorgniserregend gilt eine Variante, wenn bekannt ist, dass sie sich leichter ausbreitet, schwerere Krankheiten verursacht, dem Immunsystem entgeht, das klinische Erscheinungsbild verändert oder die Wirksamkeit der bekannten Instrumente verringert, wie eine WHO-Sprecherin erläuterte.

Das indische Gesundheitsministerium hatte Ende März 2021 über die sogenannte Doppelmutante berichtet. Wie oft sie bisher vorgekommen ist, konnte ein Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums auf Anfrage nicht sagen.

In einer kürzlich veröffentlichten Mitteilung hieß es, sie sei inzwischen in Ländern wie Deutschland, Australien, Belgien, Großbritannien, den USA oder Singapur zu finden. Eine höhere Übertragbarkeit sei nicht nachgewiesen. Einige Experten in Indien gehen jedoch davon aus, dass die Mutante zu den schnell steigenden Infektionszahlen in Indien beitragen könnte.

Die indische Mutante B.1.617 ist in Europa bisher selten vorgekommen

Für die Variante gebe es nicht viele Daten, sie sei in Europa sehr selten, sagt Richard Neher, Leiter der Forschungsgruppe Evolution von Viren und Bakterien am Biozentrum der Universität Basel. „Aus den wenigen Beobachtungen kann man noch keinen verlässlichen Trend ableiten, aber das sollte genau beobachtet werden.“

Über eine Vielzahl von Varianten mit bemerkenswerten Mutationen existiere nicht viel Wissen. „Insofern glaube ich nicht, dass B.1.617 mehr Aufmerksamkeit verdient als andere Varianten“, teilte Neher mit.

Indische Mutation B.1.617: Christian Drosten beruhigt, Karl Lauterbach warnt

Der Leiter der Virologie an der Berliner Charité, Christian Drosten, hatte die indische Variante Ende März ebenfalls nicht als Grund zur Beunruhigung gesehen.

Dagegen bezeichnete der SPD-Politiker Karl Lauterbach B.1.617 kürzlich bei Twitter als besorgniserregend. Der Anteil der Variante in Großbritannien wachse schneller als alle anderen Varianten.

Dabei gebe es dort auch schon viele Geimpfte. Die Entwicklung bedeute besondere Gefahr für Deutschland, weil schon B.1.1.7 „über UK sehr schnell zu uns kam“. (dpa)