Feuer-DramaWarum gibt die katholische Kirche kein Geld für Notre-Dame?
Paris – Kaum 48 Stunden nach dem verheerenden Brand in der Pariser Kathedrale Notre-Dame hatten sich bereits Spenden über eine Milliarde Euro zum Wiederaufbau der Kathedrale angehäuft.
Während sich zahlreiche private Investoren fanden, die den Staat bei der Restaurierung unterstützen wollen, stellt sich die Frage, warum die katholische Kirche keine Gelder zur Verfügung stellt.
Bettencourt-Meyers und L'Oreal spenden 200 Millionen Euro
Zwei der größten Spender: Die Milliardärsfamilie Bettencourt-Meyers und der Kosmetikriese L'Oreal. Diese wollen insgesamt 200 Millionen Euro für den Wiederaufbau der stark beschädigten Kathedrale Notre-Dame spenden.
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Dabei kommen 100 Millionen Euro von der gemeinnützigen Stiftung Bettencourt Schueller, wie L'Oreal am Dienstag mitteilte. Die anderen 100 Millionen Euro kommen von dem Kosmetikriesen und der Erbenfamilie Bettencourt-Meyers. Die gemeinnützige Stiftung wurde in den 1980er von der Familie gegründet.
Francois Bettencourt-Meyers gilt als reichste Frau der Welt
Die Milliardärsfamilie Bettencourt-Meyers machte rund um die L'Oréal-Milliardenerbin Liliane Bettencourt immer wieder Schlagzeilen. Bettencourt war 2017 im Alter von 94 Jahren gestorben.
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Bettencourt war Tochter des Gründers von L'Oréal, Eugène Schueller, und die Mutter von Francois Bettencourt-Meyers. Sie gilt nun als reichste Frau der Welt.
Spenden von französischen Milliardärsfamilien
Auch andere französische Milliardärsfamilien kündigten großzügige Spenden an - so etwa die Familie des französischen Unternehmers und Milliardärs Bernard Arnault. Sie will sich mit 200 Millionen Euro an der Rekonstruktion beteiligen.
Die Familie Pinault versprach 100 Millionen Euro für den Wiederaufbau. François-Henri Pinault (verheiratet mit Hollywood-Star Salma Hayek) ist Chef des Luxuskonzerns Kering, zu dem Modemarken wie Gucci, Brioni und Saint Laurent gehören. Die superreichen Franzosen Arnault und Pinault sind als Kunstliebhaber, Mäzene und Konkurrenten bekannt.
Katholische Kirche beteiligt sich nicht finanziell an Wiederaufbau
Doch was ist eigentlich mit der Institution, die am ehesten um den Wiederaufbau der Kathedrale bemüht sein sollte: die katholische Kirche? Immerhin ist die Kathedrale Notre-Dame ein katholisches Bauwerk. Es sollte also im Interesse der Kirche sein, sie zu restaurieren. Oder nicht?
Helfen wird die Kirche tatsächlich – und zwar mit Restauratoren-Fachkompetenz, nicht mit finanziellen Mitteln. Das kündigte der Vatikan laut Informationen des Portals „katholisch.de” offiziell an.
Katholische Kirche sieht Verantwortung beim französischen Staat
Die Begründung der Kirche ist einfach: Notre-Dame gehöre ja dem französischen Staat, deswegen habe dieser für den Wiederaufbau der Kathedrale Rechnung zu tragen. Unterstützung brauche der nicht, er habe ja genug Geld.
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Das ist nicht die einzige Begründung des Vatikans: Der päpstliche Kulturratspräsident Kardinal Gianfranco Ravasi erklärte außerdem, dass Notre-Dame ja eine Kathedrale für „Gläubige und Nichtglaubende” sei. Die katholische Kirche sieht sich somit offenbar nicht in der Verantwortung, Restaurationskosten zu übernehmen.
Katholische Kirche betreibt seit fast 2000 Jahren Vermögensaufbau
Dass die Kirche genug Mittel hätte, den französischen Staat finanziell beim Wiederaufbau von Notre-Dame zu unterstützen, steht Experten zufolge außer Frage.
Seit fast 2000 Jahren wächst das Vermögen der katholischen Kirche immerzu. Wie reich sie tatsächlich ist, kann aufgrund verschiedener Faktoren niemand genau beurteilen.
Sehr steile Schätzungen gehen davon aus, dass es bis zu zwei Billionen Euro sein könnten, wie der „Stern” berichtet. Allein das Vermögen des Vatikans wird auf 13 Milliarden Euro taxiert.
(dpa/ta)