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Kitschig, aber kultBayer garantiert jedem „weiße Weihnachten“

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Bei ihm schneit’s das ganze Jahr. Hans Walter, Inhaber der Schneekugelfabrik Walter & Prediger, steht in den Räumen seines Unternehmens in Kaufbeuren zwischen Schneekugeln mit weihnachtlichen Motiven.

Neugablonz – Hans Walter schafft ständig neue Welten. „Es ist schon irre, was man mit etwas Farbe, winzigen Bildchen und deren Positionierung erzeugen kann. Einen ganzen kleinen Kosmos.“ Dann greift er sich einen solchen Kosmos – eine winterprächtige Berglandschaft – und schüttelt ihn kräftig.

Und plötzlich ist er da: dieser Moment von Traumseligkeit mit viel Schneegestöber.

Dank ihm gibt’s jedes Jahr weiße Weihnachten – wenn auch nur unterm gewölbten Kunststoffgehäuse.

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Schneekugeln: Es gibt fast nichts, was es nicht in der Kugel gibt 

Der 67-Jährige ist Chef der Firma Walter & Prediger, eines Herstellers von Spielzeug, Souvenirs und Dekoartikeln aus Kaufbeuren-Neugablonz im Allgäu. Das Unternehmen mit seinen 20 Mitarbeitern fabriziert ein Produkt, das deutschlandweit nur noch an einem anderen Ort gefertigt wird: die Schneekugel.

In Neugablonz entsteht sie in immer wieder neuer Optik: Märchenmotive, der Nikolaus im Flugzeug, rodelnde Kinder, Schloss Neuschwanstein, das Münchner Hofbräuhaus, Flamingos mit Palmen, der Untergang der Titanic – es gibt fast nichts, was nicht in die kleine mit Wasser und Kunststoffschnee gefüllte Kugel passt, in der die Zeit stillzustehen scheint.

Schneekugeln wurden im 19. Jahrhundert erfunden

Doch nicht immer steckt Schnee in dem Oval, wie Walter berichtet: „Wir haben für die Schweizer Post schon Briefe stöbern lassen und Buchstaben für das Mainzer Gutenberg-Museum.“

Erfunden worden sei die Schneekugel wohl im 19. Jahrhundert in Frankreich, ergänzt er. Walter & Prediger habe die erste 1954 herausgebracht.

Schneekugeln wird Leben eingehaucht

Seit jeher steckt in der Produktion viel Handwerk. Sie beginnt aber maschinell: mit dem Herstellen der Figurenformen. Rund 3000 alte Stahlplatten mit eingravierten Motiven besitzt das Unternehmen, neue Vorlagen entstehen digital. Das Muster wird dann in eine Spritzgussmaschine eingesetzt.

„In die fülle ich Kunststoffgranulat“, erklärt Mitarbeiter Harald Wolf (50). Das Granulat werde auf etwa 110 Grad erhitzt und in die Form gespritzt. Das Ganze kühlt aus, fertig ist der Rohling.

Schneekugel-Figuren werden noch von Hand bemalt

Dieser kommt zu Christiane Albrecht (56). Die Malerin verpasst dem weißen Stück Plastik den Anstrich. Mit feinen Strichen bepinselt sie Figuren, die kaum so groß sind wie ein kleiner Finger.

Ein Rentier z.B. mit Schlitten samt Nikolaus und Tanne. Den Hintergrund hat Kollegin Ayla Esen (51) ausgedruckt, ausgestanzt, das Papier wasserdicht eingeschweißt und hinter die Figur auf den Kugelboden gepappt. „Dann kommt die Haube drüber, die wie die Figur aus der Spritzgussmaschine stammt.“

Danach bewässert Nebiye Aydogdu (50) die Kugel, indem sie einen dünnen Schlauch in ein Loch im Boden steckt. Dann greift sie zu einer Art Spritzpistole und flößt der Kugel ihre Seele ein: Schnee aus Kunststoffpartikeln.

Schneekugel-Sammler horten Tausende kleiner Welten

Über 100.000 Kugeln entstehen so in Neugablonz pro Jahr. Gut zwei Drittel davon werden in Deutschland verkauft, der Rest fast weltweit. „Von den Kugeln allein könnten wir zwar nicht leben“, sagt Walter. Der Absatz aber sei zufriedenstellend – trotz Billigkonkurrenz aus Fernost.

Und trotz Kritikern, die meinten, die Kugeln seien Kitsch. „Sind sie auch – aber der Mensch braucht so was.“ Es gibt Sammler, die Tausende der Objekte horten. Kult ist die Schneekugel ebenfalls.

Und im Wandel: „Wir denken über Exemplare mit personalisierten 3D-Drucken nach“, verrät Walter. In Neugablonz arbeitet man schon am Schnee von morgen. Und ob es dieses Jahr weiße Weihnachten gibt, ist den Mitarbeitern egal. Bei ihnen schneit’s ja immer. (kna/ak)