Fall MaddieJetzt packt die Nachbarin aus – wer ist der Deutsche unter Mordverdacht?

Maddie

Die dreijährige Maddie verschwand am 3. Mai 2007 aus einer Ferienlage in Portugal.

Braunschweig/Wiesbaden – Artikel aktualisiert am 4. Juni 2020 – Die kleine Maddie verschwand vor gut 13 Jahren spurlos aus einer Appartementanlage – nun ermittelt das Bundeskriminalamt gegen einen 43-jährigen Mann aus Deutschland. Er steht unter Mordverdacht. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig gab jetzt bekannt, dass Maddie tot ist (hier lesen Sie mehr). Doch was ist über den Mutmaßlichen Täter bekannt?

Nachbarin packt aus: Was weiß sie über Maddies Entführer?

Eine frühere Nachbarin aus Portugal hat den Verdächtigen jetzt als aggressiv beschrieben. „Er war immer ein bisschen wütend, ist die Straße schnell hoch und runter gefahren und eines Tages, so um 2006, verschwand er ohne ein Wort”, berichtete die Frau dem britischen Sender Sky News.

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Etwa ein halbes Jahr nach dem Verschwinden des Mannes sei sie gebeten worden, beim Aufräumen der Unterkunft zu helfen, berichtete die Frau. „Es war eklig.” Überall hätten beschädigte Sachen wie Computer gelegen. In einem Müllbeutel seien Perücken und seltsame Kleidungsstücke - möglicherweise für Kostümierungen - gewesen. 

Maddie McCann: Mordermittlungen gegen 43-jährigen Deutschen

Es handele sich um einen mehrfach vorbestraften Sexualstraftäter, teilte das Bundeskriminalamt in Wiesbaden am Mittwochabend mit. Der Beschuldigte verbüße derzeit in anderer Sache noch eine längere Haftstrafe.

Der Fall war am Mittwochabend wie schon früher wieder Thema in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY... ungelöst”, in der um sachdienliche Hinweise gebeten wurde.

Fall Maddie: Beschuldigter lebte an der Algarve

Laut Bundeskriminalamt lebte der Deutsche zwischen 1995 und 2007 regelmäßig an der Algarve, unter anderem in einem Haus zwischen Lagos und Praia da Luz. Dort soll der Beschuldigte verschiedenen Gelegenheitsjobs nachgegangen sein, etwa in der Gastronomie.

Zudem gibt es Hinweise darauf, dass er seinen Lebensunterhalt durch Straftaten wie Einbrüche und Drogenhandel bestritt. Der 43-Jährige hatte im dortigen Bezirk seinen letzten Wohnsitz.

Wie Scotland Yard am Mittwochabend mitteilte, trug der Mann zur Tatzeit kurzes, blondes Haar und ist etwa 1,80 Meter groß. Besonderes Augenmerk lenkten die britischen Ermittler auf zwei Fahrzeuge und zwei Telefonnummern, die der Verdächtige benutzt haben soll.

Es geht um einen Caravan vom Typ VW T3 Westfalia mit portugiesischem Nummernschild, in dem der Mann zeitweise gewohnt haben soll, und einen Jaguar, Model XJR 6, mit einem deutschen Kennzeichen. Am Tag nach Maddies Verschwinden sei der Jaguar auf einen neuen Halter umgemeldet worden.

An dem Abend, als Maddie verschwand, soll der Verdächtige zudem einen Anruf erhalten haben unter der Nummer +351 912 730 680 mit portugiesischer Ländervorwahl. Der Anruf wurde in der Region um Praia de Luz entgegengenommen. „Ermittler glauben, dass die Person, die diesen Anruf getätigt hat, ein höchst wichtiger Zeuge ist, und rufen sie dazu auf, in Kontakt zu treten”, hieß es in der Scotland-Yard-Mitteilung. Die Nummer des Anrufers laute +351 916 510 683.

Die Erkenntnisse seien das Ergebnis einer jahrelangen Zusammenarbeit, der britischen, deutschen und portugiesischen Polizei, hieß es weiter.

Nach Verschwinden der Tochter: Eltern von Maddie geben Hoffnung nicht auf

Madeleines Eltern hatten sich mit teils emotionalen Aufrufen immer wieder an die Öffentlichkeit gewandt, um Informationen über den Verbleib ihrer Tochter zu erhalten. „Alles, was wir je wollten, ist sie zu finden, die Wahrheit ans Licht zu bringen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen”, heißt es in einem Statement der Eltern in der Scotland-Yard-Mitteilung.

„Wir werden niemals die Hoffnung aufgeben, Madeleine lebend zu finden, aber was auch immer herauskommen sollte, wir müssen es wissen, weil wir Frieden finden müssen.”

Sie kaufe noch immer Geschenke für ihre Tochter an Weihnachten und zum Geburtstag, hatte Mutter Kate McCann in einem BBC-Interview zum 10. Jahrestag von Maddies Verschwindens 2017 gesagt.

Der Fall Maddie McCann – Rückblick

Das damals dreijährige Mädchen war am 3. Mai 2007 aus einer Ferienanlage im portugiesischen Praia da Luz verschwunden. Die Eltern waren zu der Zeit in einem nahe gelegenen Restaurant essen.

Das ungeklärte Schicksal des Mädchens hatte weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Die Ermittler waren von einer Entführung ausgegangen. Zeitweise standen auch die Eltern selbst unter Verdacht. (dpa/afp)