Eltern in SorgeTop-Virologe über Corona-Gefahren an Schulen

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Schüler kommen nach den Sommerferien wieder zurück in die Schulen (wie hier in Mecklenburg-Vorpommern am 3. August 2020).

Homburg/Saar – Nach den Sommerferien kommen alle Schüler wieder zurück in die Schulen. Auch in Nordrhein-Westfalen. Hier allerdings im Vergleich zu vielen anderen Bundesländern mit strengeren Hygieneregeln, denn Masken müssen an Schulen in NRW auch im Unterricht getragen werden.

Viele Eltern sind in Sorge über eine Rückkehr zum (angepassten) Regelbetrieb. Der EXPRESS hat mit dem Virologen Professor Dr. Arne Simon über die Corona-Gefahren in den Schulen gesprochen. Er ist ein ausgewiesener Experte in diesem Gebiet und hat die Koordination mehrerer Fachgesellschaften zu diesem Thema übernommen.

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Virologe Simon über die aktuelle Corona-Situation

Die Corona-Situation sei in den meisten Regionen derzeit zwar niedrig. „Das Virus zirkuliert trotzdem niederschwellig in der Bevölkerung und wird vermehrt auch bei Reiserückkehrern nachgewiesen“, erklärt Simon. Vor allem in den Herbst- und Wintermonaten rechnet der Virologe mit einem deutlichen Anstieg der Infektionsrate.

Eine Rückkehr zum Regelbetrieb sieht der Virologe aber dennoch positiv. Kinder und Jugendliche seien nicht die „Treiber der Pandemie“, erklärt Simon. „Sie erkranken im Verlauf einer Infektion mit dem neuen Coronavirus zum einen seltener und zum anderen viel seltener so schwer, dass sie ins Krankenhaus müssen.“

Umgekehrt gehe es bei vielen Hygienemaßnahmen umgekehrt auch darum, durch grundlegende Schutzmaßnahmen wie Hände waschen, Abstandsregeln und das Tragen von Hand-Nasen-Schutz das Risiko einer Übertragung auf Lehrer oder Erzieher zu minimieren.

Corona-Virologe: Rückkehr zum Schulalltag ohne Lockdown-Gefahr

Das sei mit vielen teils unangenehmen Anstrengungen verbunden. Doch der Virologe plädiert an das höhere Ziel. „Dass Kinder und Jugendliche Gemeinschaftseinrichtungen wieder besuchen können, ist von herausragender Bedeutung für ihren altersentsprechenden Zugang zu Bildung und mannigfachen Angeboten, die für ihre persönliche Entwicklung unverzichtbar sind“, erläutert Simon.

Digitaler Unterricht könne dies nicht ersetzen. „Das übergeordnete Ziel besteht darin, Kindern und Jugendlichen in Zukunft den Besuch von Kitas und Schulen zu ermöglichen und eine völlige Lockdown Situation zu vermeiden“, umreißt der Virologe die Rahmenbedingungen. Gleichzeitig solle für Erzieher sowie für Lehrer (und weiteren in den Einrichtungen engagierten erwachsenen Kontaktpersonen) eine sichere Arbeitssituation und ein angemessener Schutz vor Ansteckung gewährleistet werden.

Wann müssen Schulen wegen Corona-Fällen geschlossen werden?

Aber was passiert, wenn es doch zu einem Corona-Fall an einer Schule kommt? Was ist, wenn in einer Region oder einem Landkreis die Infektionsrate wieder deutlich steigt?

Virologe Simon: „Bei einem Anstieg der Neuerkrankungsrate in einer Region sollen Schulen und Kitas nur dann geschlossen werden, wenn es innerhalb einer Einrichtung zu Infektionen und Übertragungen kommt. Idealerweise sollte bei Auftreten von SARS-CoV-2-Infektionen in Kitas und Schulen nach Möglichkeit nur der unmittelbar betroffene Bereich (Gruppe/Klasse, Klassenstufe) vorübergehend in Quarantäne geschickt werden.“

Die Entscheidung darüber obliegt aber dem zuständigen Gesundheitsamt vor Ort.