„Fühle mich wie Sophie Scholl“Nach „Querdenken“-Demo meldet sich jetzt Scholls Neffe

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Polizisten sichern am 21.11. eine Demonstration der Initiative „Querdenken“ gegen die Corona-Maßnahmen auf dem Opernplatz. Hunderte Menschen haben in der Innenstadt gegen die Corona-Maßnahmen demonstriert, auch zahlreiche Gegendemonstranten waren vor Ort. 

Hannover – Nach der „Querdenken“-Demo in Hannover am 21. November, bei der „Jana aus Kassel" eine Rede hielt und sich mit NS-Widerstandskämpferin Sophie Scholl verglich, hat sich nun Scholls Neffe zu Wort gemeldet.

Jörg Hartnagel ließen solche Vergleiche „jeden Maßstab vermissen“, sagte er den „Stuttgarter Nachrichten“ im Interview.

Er weise solche Versuche der Gleichsetzung zwischen Demonstrationen gegen Hygienevorschriften und dem NS-Widerstand „unmissverständlich zurück“.

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Jana aus Kassel vergleicht sich auf Demo mit Sophie Scholl

Am Samstag (21. November) sorgte der Auftritt von „Jana aus Kassel" in Hannover für viel Furore.

So sagte sie auf der „Querdenken“-Demo: „Ich fühle mich wie Sophie Scholl, da ich seit Monaten aktiv im Widerstand bin, Reden halte, auf Demos gehe, Flyer verteile und auch seit gestern Versammlungen anmelde.“

Am Wochenende fanden wieder in ganz Deutschland Demonstrationen der „Querdenken“-Bewegung statt. Ein Vorfall in Hannover geht dabei durch das ganze Netz.

Ein Sicherheitsordner wird als Held gefeiert, weil er gegen eine Demonstrantin vorging, die zuvor für einen echten Eklat gesorgt hatte. 

Jana aus Kassel hielt auf der Bühne eine Rede und schockierte mit folgenden Worten: „Ich bin Jana aus Kassel und ich fühle mich wie Sophie Scholl, da ich seit Monaten aktiv im Widerstand bin, Reden halte, auf Demos gehe, Flyer verteile und auch seit gestern Versammlungen anmelde“, sagte sie zu der jubelnden Masse und verhaspelte sich mehrfach.

„Querdenken“-Demonstrantin sorgt mit Vergleich für Empörung

Sie verglich sich damit mit der Widerstandskämpferin Sophie Scholl, die sich in der NS-Zeit gegen die Nationalsozialisten auflehnte. Ein geschmackloser und erschütternder Auftritt. 

Sie fuhr fort: „Ich bin 22 Jahre alt, genau wie Sophie Scholl, als sie den Nationalsozialisten zum Opfer fiel.“ Das ist faktisch falsch, denn Sophie Scholl wurde im Alter von 21 Jahren von den Nazis hingerichtet.

Sie fuhr fort: „Ich kann und werde niemals aufhören, mich für Freiheit, Frieden, Liebe und Gerechtigkeit einzusetzen.“ Mehr konnte sie dann nicht mehr verkünden, denn plötzlich griff einer der Sicherheitsbeamten ein.

Sicherheitsordner wird im Netz als Held gefeiert 

Der Mann ging auf die Bühne zu und hielt Jana seine Warnweste entgegengestreckt:. „Für so einen Schwachsinn mache ich keinen Ordner mehr“, so der Mann mehrfach.

Die Rednerin wurde komplett aus der Bahn geworfen, doch der Ordner ließ sich von seiner Meinung nicht abbringen: „Beim besten Willen, so ein Schwachsinn. Sophie Scholl – du bist doch hängen geblieben.“

Während eine Frau im Publikum den Mann auffordert, die Rede nicht zu unterbrechen, kommen Kollegen des Mannes hinzu und fragen, was das Problem sei. Der Ordner bleibt bei seiner Ansicht: „Sie verharmlost den Holocaust.“

Karlsruhe: Rednerin vergleicht sich mit Anne Frank 

Nur wenige Sekunden greifen Polizisten ein, die den Mann abführen – der ruft der 22-Jährigen noch zu, dass sie „mehr als peinlich“ sei.  Die dreht sich prompt mit dem Rücken zum Publikum, fängt an, ins Mikrofon zu weinen, und stürmt von der Bühne.

In den sozialen Medien wird der Ordner für sein Verhalten gefeiert. Erst vor einigen Tagen hatte es in Karlsruhe einen ähnliche Fall gegeben, bei dem sich eine Elfjährige auf einer Querdenken-Demo mit Anne Frank verglichen hatte. Der Grund: Sie habe ihren Geburtstag heimlich mit Freunden feiern müssen und sah dabei einen Vergleich zu Frank, die sich jahrelang vor den Nazis verstecken musste.(mei)