Corona könnte Schuld seinHunderte Tote durch gepanschten Schnaps in Lateinamerika

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Illustration von 2007: Die Silhouette eines Alkohol trinkenden Mannes.

Mexiko – Tragische Todesfälle in Lateinamerika: Immer mehr Menschen sterben, nachdem sie billigen, schwarzgebrannten Schnaps getrunken haben. Derzeitigen Angaben zufolge belaufen sich die Todeszahlen auf insgesamt über 280. Die Corona-Krise könnte dabei eine Rolle spielen.

Allein in Mexiko sind seit Ende April inzwischen mindestens 105 Menschen gestorben. Nach Angaben aus drei Bundesstaaten erlagen 29 der Opfer seit Dienstag ihren Vergiftungen.

Verunreinigter Schnaps: 177 Tote in der Dominikanischen Republik

Auch in einem weiteren Land der Region, der Dominikanischen Republik, hat es zahlreiche Todesfälle gegeben, die auf den Konsum von verunreinigtem Schnaps zurückgeführt werden. Der Gesundheitsminister des Karibikstaates, Rafael Sánchez, sprach in einer Pressekonferenz am Mittwoch von 177 Toten seit dem 7. April.

Im zentralmexikanischen Bundesstaat Puebla stieg die Zahl der Toten von 20 auf 42, wie die Regionalregierung in der Nacht zum Donnerstag mitteilte. Zudem seien elf Menschen ins Krankenhaus gebracht worden, ihr Zustand sei ernst.

Aus dem benachbarten Morelos meldeten die Gesundheitsbehörden inzwischen insgesamt 18 Todesopfer und aus dem westlichen Bundesstaat Jalisco 38 seit dem 26. April. Im südöstlichen Yucatán kamen nach einem Bericht der Zeitung „Diario de Yucatán“, die sich auf die Polizei berief, weitere sieben Menschen ums Leben.

Verkauf von Alkohol wegen Corona-Krise verboten

In einigen der betroffenen Gegenden ist der Verkauf von Alkohol wegen der Corona-Krise derzeit verboten. Möglicherweise hat es deshalb und wegen der für viele Menschen weggefallenen Einnahmen einen Anstieg des Konsums von billigem, schwarzgebranntem Schnaps gegeben.

Zudem könnte die wegen der Anti-Corona-Maßnahmen angehaltene Produktion des dabei oft verwendeten Ethylalkohols dazu geführt haben, dass mehr Methanol beigemischt wird, wie Denis Santiago, ein Gesundheitsexperte der Regierung von Jalisco, der Zeitung „La Jornada“ sagte.

Viele der Opfer hatten Refino getrunken

Viele der Opfer in Puebla hatten den Angaben zufolge Refino – eine häufig privat destillierte Art von Agavenschnaps - getrunken.

In der Dominikanischen Republik macht die Regierung den Konsum des billigen Schnapses Clerén, der aus Zuckerrohr und Obst gemacht wird, für die Vergiftungen verantwortlich. Bei dessen Herstellung kann durch die Verwendung bestimmter Holzsorten giftiges Methanol entstehen.

Methanol ist manchmal in schwarzgebranntem Schnaps enthalten, wenn nicht fachgerecht destilliert wird. Bereits kleine Mengen reichen für eine Vergiftung mit Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit und Sehstörungen bis zur Erblindung oder gar Bewusstlosigkeit und Atemstillstand aus. (dpa)