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Corona-AnsteckungForscher uneinig über wirkliche Gefahr der Aerosole

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Die Wichtigkeit der Aerosole wird derzeit heiß diskutiert. Sind sie nun Hauptansteckungsweg des Coronavirus oder nicht? Unser Foto vom 3. Juli 2020 zeigt das inszenierte Ausstoßen der Mini-Teilchen in München.

Gemünden – Ist die gefahr womöglich kleiner als gedacht? Welche Rolle spielen  Aerosole wirklich bei einer Corona-Infektion. Eine Frage, die Wissenschaftler mehr denn je kontrovers diskutieren.

Nur in einem Punkt sind sich alle einig. Die virushaltigen Partikel in der Luft spielen bei der Ansteckung mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 eine Rolle - aber welche?

Wie groß diese Rolle ist, dazu gibt es in der Fachwelt unterschiedliche Ansichten. Einig sind sich die Forscher darin, dass vor allem in geschlossenen Räumen die Ansteckungsgefahr am größten ist.

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Studie zeigt: Virusübertragung durch Aerosole ist nicht der dominanteste Weg

Mitte Juli veröffentlichten Forscher um Michael Klompas von der Harvard Medical School eine Analyse, in der sie zu dem Schluss kommen, dass die Virusübertragung mittels Aerosolen nicht der dominante Weg der Verbreitung sein könne. Zum Beleg führen sie einen Vergleich an: Bei anderen Krankheiten wie Masern, von denen man weiß, dass sie über Aerosole verbreitet werden, stecke ein Infizierter viel mehr Personen an als bei Sars-CoV-2. Die sogenannte Reproduktionszahl sei kleiner und eher mit der von üblichen Grippeviren vergleichbar.

Mindestabstände und Maskenpflicht helfen kaum gegen Aerosole

Die Forscher mahnen an, auch andere mögliche Übertragungswege wie Schmierinfektionen nicht außer Acht zu lassen. Wenn Aerosole der Hauptübertragungsweg wären, so die Forscher, reichten Regeln wie zwei Meter Abstand oder die Maskenpflicht nicht aus, um Ansteckungen zu vermeiden.

Diese Teilchen, die kleiner als fünf Mikrometer sind, schweben oftmals stundenlang durch die Luft und können eingeatmet werden. Nur in der Nase und in der Lunge befinden sich sogenannte ACE2-Rezeptoren, die es den Viren ermöglichen in menschliche Zellen einzudringen und sich zu vermehren, erläuterte Gerhard Scheuch, der frühere Präsident der internationalen Gesellschaft für Aerosole. „Durch anschließendes Niesen gelangen die Viren wieder in die Luft“, so Scheuch, der die Ansteckung über Aerosole sogar für den wichtigsten Infektionsweg hält.

Ansteckung via Aerosolen: Wissenschaftler werfen WHO Vernachlässigung vor

Rund 240 Wissenschaftler hatten Anfang Juli ein Schreiben in einer Fachzeitschrift veröffentlicht, in dem sie Gesundheitsbehörden wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vorwerfen, in ihren Empfehlungen das Ansteckungsrisiko durch Aerosole zu vernachlässigen. Die WHO reagierte erst zurückhaltend, ging wenige Tage später aber in einem Beitrag ausführlicher auf Virusübertragung via Aerosole ein.

Ansteckung via Aerosolen: Robert-Koch-Institut hat seine Empfehlungen erweitert

Auch das in Deutschland zuständige Robert Koch-Institut hat seine Erläuterungen zur Corona-Ansteckungsgefahr inzwischen erweitert und hält unter anderem fest, dass der längere Aufenthalt in kleinen, schlecht oder nicht belüfteten Räumen die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung durch Aerosole auch über eine Distanz von mehr als zwei Metern erhöhen könne - vor allem wenn eine infektiöse Person besonders viele Aerosole ausstoße und andere besonders tief einatmen. „Durch die Anreicherung und Verteilung der Aerosole ist unter diesen Bedingungen das Einhalten des Mindestabstandes ggf. nicht mehr ausreichend.“

Singen in geschlossenen Räumen ist besonders kontraproduktiv

Das Singen in geschlossenen Räumen könnte ein Beispiel dafür sein. Mehrere Fälle mit zahlreichen Infizierten in Chören sind schon dokumentiert worden. Auch Scheuch nutzt dieses Beispiel und erklärt, dass ein infizierter Sänger durch das Singen besonders viele Aerosole produziert: Weil er sehr tief einatmet, werde die Produktion in der Lunge erhöht. Und durch die Vibration der Stimmbänder erfolge zusätzlich eine Aerosol-Produktion im oberen Bereich der Atemwege. „Alle anderen Sänger atmen ja auch sehr tief ein und bieten damit den Aerosol-Viren tolle Voraussetzungen ebenfalls tief in die Lunge eindringen zu können. Peng...“, formuliert er es.

Forscher-Team bremst Aerosol-Befürworter aus

Klompas und seine Kollegen wiederum merken an, dass sich Viren generell auch über Händeschütteln oder Türgriffe verbreiten könnten. „Die potenzielle Fähigkeit von Viren, sich in geschlossenen Umgebungen über mehrere Mechanismen weit und schnell unter eng stehenden Gruppen zu verbreiten, sollte nicht unterschätzt werden.“ Zudem sei es schwierig, im Nachhinein alle potenziellen Interaktionen von Personen zu bestimmen, die vor, während oder unmittelbar nach beispielsweise einer Chorprobe aufgetreten sein können. (dpa)