30 Jahre lag er einfach nur rumKomischer Stein im Garten entpuppt sich als Sensation

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Dieter Heinlein, Meteoriten-Experte des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) präsentiert den in einem Garten gefundenen Meteoriten – eine wissenschaftliche Sensation.

Blaubeuren – Jahrzehnte lang liegt ein 30 Kilo schwerer Brocken im Garten von Hansjörg Bayer. Er hält ihn für einen Stein, wenn auch einen ungewöhnlichen.

Irgendwann lässt er einen Fachmann einen Blick darauf werfen – und erfährt: Der vermeintliche „Stein“ ist nichts anderes als eine echte Sensation.

Meteorit war lange einfach Deko im Garten

Möglicherweise mehrere Tausend Jahre lag er unter der Erde, gut 25 weitere Jahre war er Dekostück in Bayers Garten in Blaubeuren. Zum Schluss landete er in einem Kleiderschrank.

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Der rund 30 Kilogramm schwere Meteorit aus Blaubeuren ist der bislang größte Fund dieser Art in Deutschland.

Erst dann entschied sich Hansjörg Bayer, ein Stück des Steins, der ihm immer schon ungewöhnlich erschien, einem Fachmann zu schicken – nicht ahnend, dass er jahrelang den bislang größten in Deutschland je entdeckten Steinmeteoriten bei sich zu Hause gelagert hatte.

Seltenen Fund nach 30 Jahren endlich checken lassen

Das 20 Gramm leichte Fragment landet bei Meteoritenforscher Dieter Heinlein vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). „Der sah erst überhaupt nicht meteoritenverdächtig aus“, erinnert sich der Experte.

Mit einer speziellen Säge durchtrennt er das Stück. Angesichts der typischen Struktur und nach einer Untersuchung auf den Eisen- und Nickelwert ist für ihn alles klar: Es ist ein Meteorit.

Und was für einer: Das Fundstück ist 30,26 Kilo schwer. Bislang war der bei Oldenburg gefundene „Benthullen“-Meteorit mit einem Gewicht von 17,25 Kilo der Rekordhalter.

Blaubeuren ist eine „wissenschaftliche Sensation“

Der kosmische Körper wird nach der Stadt Blaubeuren in der Nähe von Ulm benannt. Das DLR bezeichnet ihn als „wissenschaftliche Sensation“. Meteoritenfunde sind laut Heinlein sehr selten. „Das ist etwas ganz Besonderes.“

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Hansjörg Bayer aus Blaubeuren hockt in seinem Garten, wo er den Steinmeteoriten 1989 mit dem Pickel herausgehebelt hat – nicht ahnend, dass er etwas ganz Besonderes entdeckt hatte.

Nun könne man genauer untersuchen, wie lange der Meteorit welchen Witterungsverhältnissen ausgesetzt war. Über die Jahrhunderte hat es in Deutschland nur 52 Funde gegeben. Das liegt auch daran, dass sie im hiesigen Klima vergleichsweise sonst sehr schnell verwittern.

„Habe damals schon gemerkt, dass der Stein besonders ist“

Bayer hatte den vermeintlichen Stein 1989 entdeckt, als er in seinem Garten ein Rohr verlegen wollte. „Ich habe damals schon gemerkt, dass der Stein besonders ist.“ Er setzte ihn in den Garten.

2015 war er aber kurz davor, ihn zu entfernen. „Das wäre schade um den Stein“, dachte sich Bayer aber – und legte ihn für fünf weitere Jahre in einen alten Kleiderschrank im Keller.

Meteoriten sind äußerst selten zu finden

Im Januar dieses Jahres wollte er aber auch mal den Keller entrümpeln, und ihm wurde nochmal die Besonderheit des Steins bewusst. Der passte einfach nicht zu der Art der Kalksteine, die er aus der Region kannte. Er suchte den Kontakt zu Heinlein. Viele Laien verwechselten Eisenerze mit Meteoriten, sagt der Experte.

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So groß wie ein Fußball – der Meteorit aus Blaubeuren.

Mit Meteoriten sei es wie im Lotto. Man könne das Glück nicht erzwingen, einen zu finden. „Unter 2000 Einsendungen in den letzten 15 Jahren waren drei echte dabei.“ Die anderen zwei echten Exemplare waren aber nur faustgroß.

Meteorit wohl mit Tempo 250 auf die Erde getroffen

Bayers Fund misst 28 mal 25 mal 20 Zentimeter – ähnlich wie ein Fußball. Heinlein vermutet, dass der Meteorit möglicherweise mit 250 Stundenkilometern aufgeprallt ist. In der Luft auseinandergebrochene Meteoriten könnten kilometerweit voneinander entfernt liegen.

Er könnte sich vorstellen, dass der Meteorit vor hundert bis einigen tausend Jahren auf die Erde geprallt ist, wie er im Planetarium in Laupheim sagt. Dort wird der Meteorit der Öffentlichkeit gezeigt. Bayer erlebt einen Medienrummel. Reporter fragten ihn, ob er den Meteoriten verkaufen wolle. Das lehnte er ab, das sei moralisch verwerflich.

Der Meteorit müsse ins Museum. Da sind sich Forscher Heinlein und Finder Bayer einig. (dpa)