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„Unerträgliche Angst“Deutsche schicken Hilferuf von Corona-Schiff „MS Zaandam“

MS Zaandam

Gesunde Passagiere verlassen das Kreuzfahrtschiff „Zaandam“ der Reederei Holland America Line und werden zu einem anderen Kreuzfahrtschiff, „MS Rotterdam“ transportiert.

Köln – Seit zwei Wochen warten Eva Braunschweig (72) und Jürgen Wolff (82) vergeblich auf Rettung. Sie wurden auf dem Kreuzfahrtschiff „MS Zaandam“ unter Quarantäne gestellt. Mit einem Video appelliert das Paar nun an die Regierung. Ihr einziger Wunsch: „Wieder nach Hause kommen.“

„Ich habe unerträgliche Angst. Um das Leben meines Mannes, und um meines.“ Eva Braunschweig und Jürgen Wolff warten seit zwei Wochen auf ihre Rettung. Gemeinsam mit 1800 weiteren Menschen befinden sie sich auf dem Kreuzfahrtschiff „MS Zaandam“ vor der Küste Panamas.

Dem Schiff war aus Sorge vor der Verbreitung des Coronavirus die Einfahrt in den Hafen verwehrt worden. Vier Passagiere sind bereits gestorben. 138 Personen zeigen grippeähnliche Symptome, zwei wurden positiv auf das Coronavirus getestet – das teilte der Kapitän der „MS Rotterdam“ seiner eigenen Crew mit. Das Schiff gehört ebenfalls zur Holland-America-Line und kam der „Zaandam“ am Donnerstagabend zu Hilfe, um die Passagiere medizinisch zu versorgen.

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MS Zaandam seit einer Woche unter Quarantäne

Vor einer Woche hatte das Kreuzfahrtunternehmen die „MS Zaandam“ unter Quarantäne gestellt. Seitdem wartet das Paar vergeblich. Hilfe aus Deutschland ist bislang keine in Sicht. Deshalb entschlossen die beiden sich, mit einem Video um Unterstützung zu suchen

„Mein Mann ist 82 Jahre, ich bin 72 Jahre. Auf uns warten zuhause fünf Kinder und vierzehn Enkel“, erklärt Eva Braunschweig. Als sie von ihrer Familie spricht, wird ihre Stimme belegt. Sie ist den Tränen nahe, hat nur eine Botschaft: „Ich bitte um Hilfe“.

Aus Sorge um ihre Großeltern gründeten die Enkel des Paares zudem einen Instagram-Kanal. Unter dem Namen „help.our.grandparents“ veröffentlichten sie das Video (siehe oben), versuchen, Aufmerksamkeit zu erregen. Aufmerksamkeit der Regierung, Aufmerksamkeit von Menschen, die ihre Großeltern aus diesem Alptraum befreien können. „Bitte helft uns, dieses Foto und diese Nachricht zu teilen, damit wir mit Hilfe der Politiker unsere Omi und unseren Opi retten können.“

MS Zaandam: „Situation auf dem Schiff ist fast nicht zu begreifen“

„Es fühlt sich alles so surreal an. Die Situation hier auf dem Schiff ist fast nicht zu begreifen“, sagt Eva Braunschweig im Gespräch mit „Focus Online“. „Wir sind seit einer Woche in Quarantäne, in unserer kleinen Kabine.“ Das Paar habe zwar einen kleinen Balkon, die Luft sei jedoch so schwül, dass sie nicht raus könnten.

„Hier darf keiner mehr rein, ich habe selbst versucht zu putzen. Das Essen wird jeden Tag karger, es gibt wohl auch nicht mehr genug gesundes Personal. Wir harren der Dinge – und diese Ungewissheit ist kaum zu ertragen“.

Am Donnerstag kam ein weiteres Schiff des Kreuzfahrtunternehmens Holland-America-Line zu Hilfe, um Patienten an Bord medizinisch zu versorgen. Gesunde Patienten sollen im Gegenzug nach und nach auf die „MS Rotterdam“ gebracht werden. Dabei haben Passagiere Priorität, die in Innenkabinen untergebracht seien, sowie Personen über 70 Jahre. Die oberste Voraussetzung: Sie müssen gesund sein.

Nicht genügend Testmöglichkeiten auf Kreuzfahrtschiff MS Zaandam

„An Bord gibt es aber keine ausreichenden Testkits“, erklärt die 72-Jährige. „Bei uns wurde lediglich Fieber gemessen.“

Die Inkubationszeit bei Covid-19 beträgt bis zu 14 Tage. Mit reinem Fiebermessen kann nicht klar ermittelt werden, ob eine Personen tatsächlich gesund ist - dazu wäre ein Test notwendig. „Das macht uns große, ja riesige Angst“, erklärte Eva Braunschweig. „Wir wissen ja gar nicht, wer das Virus schon in sich trägt.“

Eva Braunschweig und Jürgen Wolff durften bisher nicht von Bord, für heute stehen sie immerhin auf der Liste derjenigen, die am Abend auf die „MS Rotterdam“ wechseln dürfen. „Aber ob wir da wirklich rüber dürfen, wissen wir nicht“, so Eva Braunschweig. „Aber selbst wenn – es ändert ja nichts an der Situation. Wir stehen nach wie vor unter Quarantäne, nur dann eben auf einem anderen Schiff, in einer anderen Kabine.“

Inzwischen teilte das Paar mit, dass sie auf die „MS Rotterdam“ wechseln durften. „Wir haben die Erlaubnis, den Panama-Kanal zu passieren – nur wann, ist ungewiss“, sagten sie zu „Focus Online“.

„Wir wollen nicht vergessen werden“

Schon vor vierzehn Tagen hatte sich das Paar auf die Elefand-Liste eingetragen. Eine Eintragung auf die Elektronische Erfassung von Deutschen im Ausland ist die Voraussetzung, um im Notfall Hilfe und Unterstützung von Konsulaten zu bekommen.

Auch mit dem deutschen Konsulat in Santiago de Chile hatte das Paar bereits Kontakt. Damals waren sie noch davon ausgegangen, dort von Bord gehen zu können. Doch mit der verhängten Quarantäne wurde das unmöglich. Das Paar schrieb sich erneut auf die Liste ein, wartet jetzt auf Rückmeldung.

„Ich habe Vertrauen in die Regierung“, sagt Eva Braunschweig, „aber in der aktuellen Lage ist diese Ungewissheit einfach unerträglich. Wir haben Angst. Wir wollen nicht vergessen werden. Wenn ich Frau Merkel etwas sagen dürfte, dann wäre das: Retten Sie uns! Helfen Sie uns! Holen Sie uns nach Hause.“

Ihre große Hoffnung: die Durchfahrt durch den Panamakanal. Falls das dem Schiff gestattet wird, könnte das Paar nach Fort Lauderdale (Florida) gelangen, „um von dort, hoffentlich nach Hause zu fliegen“. In der Nacht zum Sonntag begannen die „MS Zaandam“ sowie die „MS Rotterdam“ ihre Fahrt durch den Panama-Kanal mit Ziel Fort Lauderdale.

Auswärtiges Amt steht im Austausch mit Behörden und Reederei

Etwa 70 Personen unter den Passagieren an Bord sollen die deutsche Nationalität haben. Es wurden Fälle von Covid-19 an Bord bestätigt.

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Die Bundesregierung bemüht sich mit Hochdruck, zu einer Lösung beizutragen. Das Auswärtige Amt teilte dazu auf Anfrage von „Focus Online“ mit: „Das Auswärtige Amt steht mit den Behörden und der Reederei Holland America Line in engem Austausch und bemüht sich nachdrücklich um Lösungen, die deutschen Passagiere zu unterstützen.“

Weiter hieß es, Todesfälle von Deutschen unter den Reisenden an Bord der „MS Zandaam“ seien nicht bekannt. Die Behörde von Außenminister Heiko Maas (SPD) hält, wie es aus seinem Hause hieß, auch mit Reisenden an Bord Kontakt.

Passagiere auf Corona-Schiff: „Wir wollen einfach nur nach Hause“

Doch selbst, wenn der „MS Zaandam“ das Passieren des Panamakanals gestattet wird – bis Fort Lauderdale sind es weitere 2700 Kilometer, die Fahrt dorthin würde weitere drei Tage dauern. „Drei weitere Tage auf diesem Schiff, in der Kabine, in Quarantäne.“ Ebenso unsicher ist es, ob das Paar von dort aus direkt nach Deutschland fliegen kann.

Eva Braunschweig erklärt: „Ich hoffe auf Hilfe und auf Unterstützung, auch auf dem Heimflug von den USA nach Deutschland. Das ist mein größter Wunsch: Wir wollen einfach nur nach Hause.“