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„Natürlich katastrophal“Gravierende Mängel: Insider packt über Massentierhaltung aus

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Die Massentierhaltung sorgt in vielen Ställen für unwürdige Bedingungen für Tiere. Unser Symbolfoto vom 10. Januar 2018 zeigt einen Hühnerstall in Schönberg (Sachsen).

von Béla Csányi (bc)

Bonn – Mit Corona-Ausbrüchen in zahlreichen Betrieben rückten die prekären Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie in den vergangenen Monaten immer wieder in den Fokus. Was dabei fast ein wenig in Vergessenheit geriet: Auch in Sachen Tierhaltung gibt es in Deutschland weiterhin gravierende Mängel.

Dass Schweine, Rinder oder Hühner oft in unwürdigen Verhältnissen leben und selbst bei der Schlachtung noch leiden müssen, gehört teils zum Alltag. Wie genau der aussieht und welche Schlupflöcher die Industrie nutzt, erklärte der langjährige Lebensmittelkontrolleur Franz Voll in einem Interview mit der Deutschen Welle.

Probleme bei Massentierhaltung: Ex-Kontrolleur Franz Voll erhebt schwere Vorwürfe

Beim Blick auf die Lage in der Massentierhaltung fällt Voll ein drastisches Urteil: „Die Zustände sind natürlich katastrophal.“ Dies betreffe den gesamten Prozess – von der Haltung der Tiere über die Schlachtung bis zur Verarbeitung am Fließband.

Das Geschäftsmodell sei voll auf die Maximierung von Gewinn und Ertrag abgestimmt. Die Kosten müssten daher so gering wie möglich gehalten werden. Das gehe vor allem zulasten der Tiere. „Heute kommen LKW mit 40 Rindern, die auf der Autobahn schon ordentlich durchgeschüttelt wurden und fürchterlich verschreckt sind“, nennt Voll ein Beispiel.

Die Halter seien oft abhängig vom Preisdruck der Fleischindustrie und hätten daher keine andere Wahl, als die Abläufe so billig wie möglich zu halten. Dadurch begleiten Elektroschocks, Kunststoff-Knüppel und ein hoher Stresslevel auch oft den letzten Weg schlachtreifer Tiere. Alles, um Zeit und damit Kosten zu sparen.

Ehemaliger Kontrolleur mahnt: Prüfungen in Fleischindustrie bleiben oft ohne Folgen

Ein wirksames Mittel, damit immerhin Mindeststandards eingehalten werden, gebe es nicht. Bei Kontrollen seien Prüfern oft die Hände gebunden. Sie müssten bis zu einer Dreiviertelstunde warten, ehe sie einen Betrieb betreten könnten. Genug Zeit, um einzelne Mängel schnell zu beseitigen.

Auch die Gründlichkeit der Kontrollen lässt laut Voll zu wünschen übrig. „Da braucht man fünf Leute und die müssen mindestens einen ganzen Tag da sein“, erklärt er. In der Realität seien oft nur zwei Personen im Einsatz. Statt einen vollen Tag dauern die Einsätze dann nur wenige Stunden.

Und selbst Verstöße lassen sich verkraften. „In meiner ganzen Zeit haben wir nie Bußgelder erhoben, die vierstellig waren“, erinnert sich Voll. Dass Betriebe mit Milliarden-Umsatz so nicht zu Veränderungen gedrängt werden, liegt auf der Hand.

Gegen Mängel bei Massentierhaltung: Früherer Kontrolleur fordert Bewusstsein bei Verbrauchern

Für den früheren Kontrolleur stehen allerdings nicht nur in die Betriebe in der Pflicht, seiner Meinung nach können auch Verbraucher beim Kauf von Fleisch durchaus etwas bewegen. Je mehr Menschen sich vor Augen führen, wie Leben und Schlachtung von Nutztieren verlaufen, desto feiner werde das Bewusstsein für den Fleischkonsum.

„Dann wäre das vielleicht auch leichter zu verstehen, wenn man sagt : Esst doch mal ein bisschen weniger Fleisch“, hofft Voll. Wer weniger konsumiere, dafür aber zu teureren Produkten greife, habe am ehesten etwas in der Hand, um zumindest einen kleinen Teil zu einem Wandel in der Fleischindustrie beizutragen. (bc)