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Läuft bei dir, Babo!Jury trifft harte Entscheidung beim Jugendwort des Jahres

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2019 wird es kein Jugendwort des Jahres geben.

von Martin Gätke (mg)

Köln – Kein „Babo“, kein „Smombie“, kein „Yolo“ und kein „I bims“ mehr. Das „Jugendwort des Jahres“ ist Geschichte.

Das bestätigte der Leiter des Pons-Verlags, Erhard Schmidt, der Deutschen Presse-Agentur. Ob es sich um ein endgültiges Aus für die stets medienwirksam inszenierte Wahl oder nur um eine Pause handelt, „wird noch entschieden“, sagt er.

2020 gab es aber wieder ein Jugendwort des Jahres – es lautet „Lost”.

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Hintergrund ist eine grundlegende Umwälzung in der Verlagslandschaft. Jahrelang hatte der Langenscheidt-Verlag in München das Jugendwort gesucht, um damit Werbung zu machen für sein Lexikon „100 Prozent Jugendsprache“. 

Das Problem mit dem Jugendwort

Das Problem: Gab und gibt es wirklich junge Leute, die so reden? Und sind die wirklich jung?

Annette Trabold, die Sprecherin des Leibniz-Institutes für deutsche Sprache (IDS) in Mannheim, meint: „Diese Jugendwörter waren ja nicht ganz einwandfrei statistisch belegt. Da waren Modeerscheinungen und Eintagsfliegen dabei.“

Das IDS erfasst seit Jahren Wortneuschöpfungen in einem Neologismenwörterbuch. „Die Auswahl des Jugendwortes hat unseren Ansprüchen nicht genügt.“ Allerdings - und das betont sie – sei es immer schade, wenn ein Anlass abhanden kommt, über Sprache nachzudenken, über Sprache zu diskutieren.

Diskutiert wurde viel über das Jugendwort

Ähnlich sieht das auch der Sprachwissenschaftler Nils Uwe Bahlo, der an der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) in Münster zur Sprache der Jugend forscht: „Die Wahl zum Jugendwort hat zum Nachdenken über Sprache angeregt. Auch wenn es sicherlich unwissenschaftlich war, hat es doch so herrlich kontrovers zu Diskussionen um und über Sprache angeregt.“

Denn diskutiert wurde viel über das Jugendwort. War es nun die „Gammelfleischparty“, eine wenig schmeichelhafte Bezeichnung für eine Ü-30-Party und 2008 das erste gekürte Jugendwort überhaupt, oder 2016 „Fly sein“. Der Ausdruck kommt aus der Hip-Hop-Sprache und soll so viel bedeuten wie: Jemand oder etwas „geht besonders ab“.

Stilistische Modeerscheinungen

„Jugendsprachen sind wie jeher stilistische Modeerscheinungen, die von Gruppe zu Gruppe variieren können“, sagt Bahlo. „Allen gemein ist die Grundlage: die deutsche Sprache.“

Medienberichten zufolge hatte sich zwischenzeitlich ein anderer Anbieter gefunden, der die Jugendwort-Wahl in einem reinen Online-Voting fortführen wollte. Nachdem die Seite gehackt wurde, habe er aber Abstand von der Idee genommen. Sie ist inzwischen nicht mehr online.

Jetzt heißt es also erst mal: Tschüss, Jugendwort!

Das waren die Jugendörter des Jahres

  •  2018: „Ehrenmann/Ehrenfrau“. Diese Wortschöpfung bedeutet „jemand, der etwas Besonderes für dich tut“.
  • 2017: „I bims“. Der Ausdruck bedeutet „Ich bin“ oder „Ich bin's“ und ist ein Sprachphänomen aus den sozialen Medien.
  • 2016: „Fly sein“. Der Ausdruck kommt aus der Hip-Hop-Sprache und soll so viel bedeuten wie: jemand oder etwas „geht besonders ab“.
  • 2015: „Smombie“. Das aus Smartphone und Zombie zusammengesetzte Wort beschreibt jemanden, der von seiner Umwelt nichts mehr mitbekommt, weil er nur noch auf sein Smartphone starrt.
  • 2014: „Läuft bei dir“. Vor drei Jahren wurde ein Satz zum „Jugendwort“ gekürt. Er soll als Synonym für cool oder krass gelten.
  • 2013: „Babo“. Das Wort bedeutet so viel wie Boss oder Anführer. Der Ausdruck erinnert an den türkischen Begriff Baba (Vater).
  • 2012: „Yolo“. Das ist ein Akronym und steht für „You only live once“ - eine Aufforderung, alle Chancen auf Erlebnisse zu nutzen.
  • 2011: „Swag“. Der US-amerikanische Ausdruck bezeichnet eine „beneidenswerte, lässig-coole Ausstrahlung“ oder eine „charismatisch-positive Aura“. Wörtlich übersetzt bedeutet „to swagger“ stolzieren, prahlen oder schwadronieren, und „swaggerer“ heißt Aufschneider oder Angeber.
  • 2010: „Niveaulimbo“. Mit dem Begriff beschrieben Jugendliche das Absinken des Niveaus beispielsweise im Fernsehprogramm, bei Partys oder in Gesprächen.
  • 2009: „hartzen“. Das an Hartz IV angelehnte Wort kann so etwas wie herumhängen oder auch arbeitslos heißen.
  • 2008: „Gammelfleischparty“. Damit ging alles los. Das erste „Jugendwort des Jahres“ ist eine wenig schmeichelhafte Bezeichnung für eine Ü-30-Party.

Das letzte Jugendwort des Jahres 2018 lautet „Ehrenfrau“ und „Ehrenmann“

Damit bleibt das Jugendwort der Jahres 2018 das vorerst letzte. Es lautet „Ehrenfrau” und „Ehrenmann”.

Das hatte eine Jury so gewählt. Doch sie übersah dabei zwei wichtige Dinge; Sprechen Jugendliche überhaupt so? Und können die überhaupt wirklich IHR Jugendwort des Jahres wählen? 

Hier quizzen und erraten, was die Jugendwörter überhaupt bedeuten

Wenn Sie Jugendliche im Bus hören, die „Hau rein, ich küss dein Auge“ sagen oder „das war geil as fuck“ johlen, haben Sie keine Angst! Die probieren keine schmutzigen Sex- oder Liebespraktiken aus, sondern verabschieden sich – oder finden etwas richtig gut. Jugendsprache nennt der Erwachsene das. 

Kennen Sie alle: Hier noch einmal alle Begriffe ansehen, die für das „Jugendwort 2018” zur Auswahl stehen.

Doch: Wie jugendlich sind die wirklich? Versteht sie überhaupt jemand?

Es sind Begriffe, bei dem einem Außenstehenden Angst und bange wird, sollte er sie noch nie gehört haben. „Auf dein Nacken“ heißt es, oder „Gib ihm!“ Andere wiederum klingen so, als hätte ein nicht ganz nüchterner Arzt sie sich ausgedacht: manch ein junger Mensch hat heutzutage nämlich „Borderitis“ oder „Screenitus“.

Rund 1600 Wörter werden jedes Jahr eingereicht

Auch 2018 hatte Langenscheidt originelle Wörter gesucht, die angeblich von Jugendlichen stammen. „Gerade die Vielfalt vom Schulhof-Wort bis hin zum neuesten Instagram-Hashtag begeistert und zeichnet die Jugendsprache aus“, so Gabriele Becker, Sprecherin bei Langenscheidt.

Und was für eine Vielfalt: Rund 1600 Wörter wurden jedes Jahr eingereicht, erklärte sie.

Internet-Slang, Arabisch, Englisch

„Jugendliche kommunizieren mit eigenen Wortkreationen. Es ist Teil der Pubertät, in der sie sich von den Erwachsenen abgrenzen wollen“, erklärte Becker. Vieles beeinflusse die Sprache, etwa Türkisch oder Arabisch. Vor allem wenn sie im Internet miteinander kommunizieren, sei es in Computerspielen oder bei Youtube, dominiere aber Englisch. Dabei entstehe auch ein ganz spezieller Internet-Slang.

Bei Youtube machen sich viele lustig

Auch dort, im Netz, werden die Jugendwörter übrigens heiß diskutiert: „Das Jugendwort 2018 wurde gewählt, wir verabschieden uns vom Ehrenmann”, schreibt ein Twitternutzer ironisch. Mehrere bekannte Youtuber wie zum Beispiel Simon Unge (28) hatten die Auswahl schon vor der Wahl zum Thema gemacht. „Ich finde es einfach nur maximal lächerlich”, erklärte er .

Einer seiner Kritikpunkte: Begriffe wie „lindnern” sind zwar im politischen Bereich verbreitet, würden aber nie von jungen Menschen benutzt. Andere Begriffe würden schon seit Jahren verwendet, sind längst Alltagssprache. „Wer denkt sich das aus?”

In den Kommentarspalten war man geteilter Meinung: „Generell dachte ich immer, die Jugendwörter beziehen sich darauf, was die Jugend so sagt“, schrieb ein 15-Jähriger. 

„As fuck ist normaler Sprachgebrauch”

Ein anderer (17): „As fuck oder sick ist normaler Sprachgebrauch bei uns. Auch Gf-Material habe ich schon mal benutzt. Aber 95 Prozent haben nichts mit unserer Jugend zu tun.“ „Same“, stimmt ein anderer zu, sieht das also genauso. „Ist jedes Jahr so cringy [peinlich], wenn Mitt-Vierziger Jugendwörter aussuchen.“

Der größte Teil machte sich lustig über die Begriffe: „Eigentlich wollte ich meinen Ex zuckerbergen habe dann aber doch lieber gelindnert. Danach habe ich meiner Bestie erstmal eine Pizza auf meinen Nacken ausgegeben, habe die Pizza auch ganz aufgegessen, weil ich so ein krasser Snackosaurus bin.” Ein anderer schrieb: „Jugendwörter des Jahres eingereicht von: 187 Rentner Bande.”

Ein weiterer nahm Unwissende aufs Korn: „Einige fragen doch bestimmt: Ist as fuck 'ne Sex-Stellung?”

Das ist die wahre Top 5

„Man kann Jugendsprache gut mit Dialekten vergleichen: Was Jugendliche in Köln auf dem Pausenhof sprechen, kann für Münchner Teens vollkommen unbekannt sein. Trotzdem können sie sich in vielen Fällen vorstellen, was gemeint sein könnte.“

Doch es gibt noch ein weiteres Problem: Minderjährige konnten gar nicht über das Jugendwort abstimmen. Wer online votieren wollte, musste mindestens 18 Jahre alt sein. Auch das wirft bei einigen Jugendlichen Fragen aus.

Die Jugendlichen selbst haben im Internet übrigens eine eigene Liste zusammengestellt.

Die sieht so aus:

  • Soos, Sees und Saas: 
  • Kek:
  • Kappa:
  • Bruder, muss los:
  • Legit