„Erstaunlich und beängstigend“Karl Lauterbach warnt vor nächster Corona-Entwicklung
Köln – Seit Wochen ist die Lage in Indien verheerend: Täglich stecken sich dort Hunderttausende Menschen an, seit Beginn der Pandemie gut 22,6 Millionen. Ein wesentlicher Grund: Die Mutante B.1.617, die sogenannte indische Variante. Am Montag stufte die WHO diese Variante neu ein – und auch Gesundheitsexperte Karl Lauterbach (SPD) warnt nun eindringlich.
- Corona-Mutante B.1.617: WHO stuft sie als „besorgniserregend“ ein
- Auch Karl Lauterbach warnt nun eindringlich vor der Mutation, nennt die Entwicklung „erstaunlich und beängstigend“
- Er nimmt dabei die Ausbreitung der Variante Großbritannien in den Blick
Fast eine viertel Million Tote, über 22,6 Millionen Infektionen – in absoluten Zahlen ist der Subkontinent mit seinen mehr als 1,3 Milliarden Einwohnern hinter den USA am stärksten von Corona betroffen. Die Dunkelziffer dürfte noch wesentlich höher liegen. Den Menschen fehlt es an Sauerstoff, den Krankenhäusern und Krematorien an Betten und Platz. Derweil läuft das Impfprogramm im Land nur sehr langsam.
Am Montag hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die in Indien grassierende Variante B.1.617 als „besorgniserregend“ eingestuft. Bislang hatte die UN-Behörde nur die sogenannten britischen, südafrikanischen und brasilianischen Varianten so bezeichnet.
„Vorliegende Informationen weisen auf eine erhöhte Übertragbarkeit” der indischen Variante hin, so erklärte die Behörde. Nach vorläufigen Studienergebnissen könnte zudem das menschliche Immunsystem weniger stark auf diese Variante reagieren. Das heißt: Sie ist ansteckender und schwerer zu bekämpfen.
Zuvor hatte die WHO die indische Variante unter „variants of interest” (Varianten unter Beobachtung) gelistet.
Karl Lauterbach über Corona-Entwicklung in London: „Es ist erstaunlich und beängstigend“
Auch in Deutschland gibt es einige wenige Fälle in Zusammenhang mit der indischen Variante, auch in Köln. Während hierzulande die Mutante laut Robert Koch-Institut nur „vereinzelt nachgewiesen“ wurde, breitet sich B.1.617 derzeit in Großbritannien wesentlich stärker und schneller aus, besonders in London. Darauf weist auch Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hin. Er schreibt auf Twitter zu den gegenwärtigen Entwicklungen dort: „Es ist erstaunlich und beängstigend, wie schnell sich die indische Variante B.1.617 in UK ausbreitet.“
Dann warnt er in Bezug auf Deutschland: „Sie zeigt, dass wir sehr konsequent weiter die Einreisenden von Fernreisen kontrollieren müssen. Wir haben nur so gute Chancen, uns B.1.617 zu ersparen.“
Lauterbach teilt in einen Tweet von der Professorin Christina Pagel. Sie ist Direktorin der „Clinical Operational Research Unit” (CORU) in London. Sie teilte eine Grafik der öffentlichen Gesundhetsbehörde Public Health England (PHE), die den Anstieg der Mutation B.1.617 in verschiedenen Regionen Englands darstellt. Der schnellste Anstieg ist dabei in London zu verzeichnen. Seit Anfang Mai wird die indische Variante auch in England als „besorgniserregend” eingestuft.
Anteil der indischen Variante in Großbritannien stieg stark an
Die Grafik, die Pagel teilt, zeigt den Anteil der indischen Variante an den sequenzierten Covid-Fällen in jeder Woche. Solche Genom-Sequenzierungen helfen dabei, Mutationen und Infektionsketten besser zu erkennen. Lag der Anteil in London am 3. April noch bei null Prozent, erreichte er zwei Wochen später schon fast fünf Prozent. In der darauffolgenden Woche waren es bereits über 10 Prozent, 25 Prozent sieben Tage später. In nur einer Woche haben sich die Fallzahlen der Variante mehr als verdoppelt. (mg)