+++ EILMELDUNG +++ Entscheidung ist gefallen Deutschland bekommt einen neuen jährlichen Gedenktag

+++ EILMELDUNG +++ Entscheidung ist gefallen Deutschland bekommt einen neuen jährlichen Gedenktag

„Das ist wirklich schrecklich”Corona-Krise: Wie Menschen jetzt ihre Toten bestatten

Bestattungen_Corona

Für Beisetzungen und Trauerfeiern gelten in Zeiten von Corona jetzt strengere Regeln.

von Mirko Wirch (wir)

Köln  – Covid-19 verändert unser gesamtes Leben. Wir dürfen uns nicht nahe sein, müssen uns isolieren, sollen zwei Meter Abstand halten, um das Risiko zu minimieren. Wie aber feiern wir Veranstaltungen, an denen normalerweise viele Menschen zusammenkommen? Beerdigungen zum Beispiel.

Durch das Coronavirus sind auch Bestattungsunternehmen zu Anpassungen gezwungen. Viele Beerdigungen können nicht wie geplant stattfinden. EXPRESS hat nachgefragt, wie Bestattungsverbände jetzt reagieren. Und was sich alles für uns ändert.

Corona verändert die Bestattungskultur

Wenn ein geliebter Mensch verstirbt, kommt man gerne zusammen, um sich in Gesellschaft von ihm zu verabschieden. Sich an ihn zu erinnern. Doch derzeit geht Trauer nur allein: Viele können wegen des Coronavirus keine Trauerfeiern abhalten.

Alles zum Thema Corona

In einigen Gemeinden sind aus Sicherheitsgründen keine Veranstaltungen am offenen Sarg mehr erlaubt, in anderen dürfen zur Bestattung nur noch die engsten Familienmitglieder kommen. Eine normale Abschiedszeremonie von dem geliebten Menschen ist so kaum möglich.

Wegen Coronavirus: Keine persönlichen Gespräche bei Bestattungen mehr

Daniel Zielke, erster Vorsitzender des Verbandes Unabhängiger Bestatter in Deutschland, erzählt: „Die Corona-Krise bringt auch für uns einige Härten mit sich. Wir fragen normalerweise gerne nach Wünschen und persönlichen Vorlieben, doch nun müssen wir auch uns selbst und unsere Mitarbeiter schützen.” Es würden neue Vorsichtsmaßnahmen gelten und die brächten auch Veränderungen im Umgang mit Trauernden mit sich, erklärt Zielke.

„Habe ich zuletzt noch sehr viel Wert auf persönliche Gespräche gelegt, muss ich sie jetzt schon, wo es geht, vermeiden. Viele Dinge kann man nur noch über Telefon oder Mails klären. Manche Institute bieten nur noch Online-Beratungen an“, erklärt Zielke.

Beerdigungen zu Zeiten von Corona: Kritik an uneinheitlichen Regelungen

Kritik gibt es vom Vorsitzenden vor allem bei der Regelungen für Friedhöfe. Wegen des Coronavirus dürfe inzwischen niemand mehr anwesend sein, und so könne auch keine Beerdigung stattfinden. Doch dies sei nicht einheitlich geregelt. Es müsse zunächst abgeklärt werden, ob man auf dem Friedhof sein darf oder nicht, dafür müssten die Mitarbeiter von Zielke bei jedem Friedhof einzeln nachfragen.

Dieser bürokratische Aufwand gehe dann zulasten der trauernden Familien, wie Daniel Zielke weiter erklärt: „Das ist für die betroffenen Familien wirklich schrecklich und stellt uns als Bestatter vor große Herausforderungen, weil wir ja diejenigen sind, die den Angehörigen die Hiobsbotschaften in dieser Situation überbringen müssen.“ 

Wer seine verstorbene Familienmitglieder in einer Urne einäschern möchte, könne dies immer noch machen. Doch auch bei dieser Art des Begräbnisses gebe es jetzt Stolpersteine, wie Zielke erzählt: „Auch bei Urnen gibt es in vielen Bundesländern inzwischen Bestattungsfristen, die eingehalten werden müssen.“

Dass diese Einschränkungen die Angehörigen von Verstorbenen enttäuschen und verärgern, ist verständlich. Auch Daniel Zielke versteht das.

Trotzdem appelliert er daran, die neuen Regeln zu akzeptieren. Meist funktioniere das auch problemlos, doch gebe es auch hier wieder Ausnahmen, wie er sagt: „Aber es gibt natürlich uneinsichtige Angehörige, die von den Kollegen dann sozusagen fordern: ,Ich habe eine Trauerfeier bestellt, nun liefern Sie Bitteschön!'”

Bestatter: Schwierige Arbeitsbedingungen wegen Corona

Wie viele andere Berufe klagen auch Bestatter über zu wenig Ausrüstung, um jetzt geschützt zu arbeiten. „Der Selbstschutz fällt umso schwerer, wenn auch wir als Bestatter nicht mehr an Desinfektionsmittel, Schutzanzüge und ähnliches kommen. Das liegt unter anderem daran, dass unser Berufsstand in vielen Bundesländern nicht offiziell als ,systemrelevant' eingestuft wurde“, beklagt Zielke die Situation seiner Berufskollegen.

Beruf des Bestatters ist als „nicht systemrelevant” eingestuft worden

Dass der Beruf des Bestatters nicht als „systemrelevant“ eingestuft ist, bringt auch die Familien der Bestatter in Nöten. So erzählt Zielke, dass es für Arbeitskollegen schwierig sei, eine Kinderbetreuung während der Arbeitszeit zu finden. „Wir hoffen, dass sich das bald ändert, sonst könnte es passieren, dass Bestatter dann nicht mehr Arbeiten können, wenn sie am meisten gebraucht werden“, so Zielke.

Die Situation bei den Bestattern in Deutschland ist also ähnlich prekär wie in vielen anderen Berufsgruppen auch. Dabei tragen Angehörige von Verstorbenen in solchen Zeiten bereits genug Last auf ihren Seelen. (mir)