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„Dann hat es das Virus leicht”Viele Corona-Hotspots jetzt auch im Osten – warum?

Hildburghausen (1)

Im deutschlandweit am stärksten von der Corona-Pandemie betroffenen Landkreis Hildburghausen in Thüringen hat sich das Infektionsgeschehen noch einmal verschärft. Das Foto wurde am 29. November 2020 in Hildburghausen aufgenommen. 

von Julia Bauer (jba)

Hildburghausen – Nachdem Ostdeutschland bei der ersten Corona-Welle im Frühjahr recht glimpflich aus der Pandemie herausgekommen war, gibt es mittlerweile auch zahlreiche Hotspots im Osten der Bundesrepublik.

Hildburghausen in Thüringen hat es besonders schlimm erwischt. Der Landkreis in Thüringen führt deutschlandweit die Liste der Regionen mit den höchsten 7-Tage-Inzidenzen an. Aber auch in Sachsen und Sachsen-Anhalt sind die Werte teilweise erschreckend hoch.

Hildburghausen: Landkreis in Thüringen hatte Inzidenz von über 600

In Hildburghausen sind aktuell alle Intensivbetten belegt. Laut Robert Koch-Institut lag der Inzidenzwert in dem Kreis am 27. November noch bei 629,8.

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Immerhin: Die Zahl der Neuinfektionen je 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche lag im Kreis Hildburghausen am Sonntag nach Angaben des Gesundheitsamtes bei 588 (Vortag: 595). Das Robert Koch-Institut (RKI) weist für den Kreis eine Inzidenz von rund 579 aus. Jedoch liegen am Wochenende die Fallzahlen meist niedriger, da nicht alle Gesundheitsämter Daten übermitteln.

Bautzen (335), Zwickau (325,7) und der Erzgebirgskreis (313,2) landen derzeit auf Rang vier, fünf und sieben.  An elfter Stelle wird das Altenburger Land in Thüringen aufgeführt (295,3). (Stand: 27. November 2020, 5:51 Uhr). Das berichtete der MDR.

Aber wie ist das zu erklären? Warum ist nun auch der Osten so schlimm von der Pandemie betroffen? Einige Überlegungen könnten Erklärungen liefern.  

Bodo Ramelow: „Werden ein sehr stilles Weihnachten haben”

In Sachsen gab es bis Ende April nur 4.666 Fälle, in Thüringen 2.321. Deutschlandweit wurden am 30. April 163.035 Corona-Infektionen verzeichnet.

Und jetzt? In Sachsen gab es allein in den letzten sieben Tagen 8.896 Neuansteckungen, in Thüringen wurden 2.988 Neuinfektionen registriert.

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow sagte zuletzt: „Die Zeit, bei der wir gedacht haben, wie werden ein schönes Vorweihnachten haben, weicht jetzt der nüchternen Erkenntnis, dass wir ein sehr stilles Weihnachten haben werden." 

Hildburghausen: Menschen sind „relativ leichtfertig in den Herbst gegangen” 

Der Bürgermeister der Kreisstadt Hildburghausen, Tilo Kummer (Linke), äußerte laut „t-online.de” gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters die Vermutung, dass die Menschen in Hildburghausen „offensichtlich relativ leichtfertig in den Herbst gegangen” seien. 

Heißt: Die Erfahrung, dass die Region im Frühjahr kaum von Corona betroffen war, könnte die Menschen nachlässig gemacht haben.

Dem „Spiegel” sagte Kummer weiter: „Viele Leute kannten niemanden, der Corona hatte.” Auch deshalb seien die Maßnahmen damals kritisiert worden – das hätte sich bis zum Herbst nicht geändert.

Zunächst steckten sich die Menschen laut Aussage des Bürgermeisters auf privaten Feiern an. „Jetzt haben wir auch eine massive Betroffenheit in Pflegeheimen (…). Wir haben Fälle bei der Feuerwehr, der Polizei und im Maßregelvollzug." Auch die Kindergärten seiner Stadt seien stark betroffen.

Der Landrat des Kreises, Thomas Müller (CDU), beschrieb vor einigen Tagen das Infektionsgeschehen mit den Worten: „Das geht querbeet durch alle Altersschichten.”

Bautzen: Enge Familienstrukturen typisch für ländlichen Raum

Auch im Landkreis Bautzen in Sachsen seien viele Einrichtungen wie Pflegeheime betroffen.

Mandy Noack, Sprecherin des Kreises, sagte gegenüber „t-online”: „Hier kann man unter anderem die Ursachen in den für den ländlichen Raum typischen engeren Familienstrukturen sehen. Abstand und Maske werden dann weniger beachtet, wenn man sich in einer gewohnten Situation und im vermeintlich sicheren Kreise von Angehörigen oder Arbeitskollegen befindet. Dann hat es das Virus leicht.”

Hildburghausen: Harter Lockdown mit strengen Ausgangsbeschränkungen

Im Kreis Hildburghausen gelten nun schärfere Auflagen – auch, um unangemeldete Proteste zu verhindern. Derweil laufen die Vorbereitungen für Massentests von Kita-Kindern und Schülern.

Nach dem unangemeldeten Corona-Protest gilt seit Sonntag (29. November) ein Versammlungsverbot in der Südthüringer Region.

Bei der Corona-Demo am vergangenen Mittwoch (25. November 2020) waren mehrere Hundert Menschen mit Kindern und teils ohne Mund-Nasen-Schutz und Mindestabstand singend durch die Kreisstadt Hildburghausen gezogen. 

Mit einer neuen Verordnung untersagte das Landratsamt Versammlungen sowohl in geschlossenen Räumen als auch unter freiem Himmel sowie sämtliche Veranstaltungen im Kreisgebiet.

Hildburghausen: Kitas und Schulen geschlossen

Für die rund 63.000 Einwohner der Region gilt bereits seit Mittwoch ein harter Lockdown mit strengen Ausgangsbeschränkungen; Kitas und Schulen wurden geschlossen. 

Zudem gilt in der Innenstadt von Hildburghausen jetzt eine allgemeine Maskenpflicht. 

Hildburghausens Bürgermeister Tilo Kummer (Linke) appellierte, das Versammlungsverbot ernstzunehmen. „Sonst ist alles für die Katz”, sagte der Rathauschef am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. 

Hildburghausen: Neue Verordnung verbietet auch Gottesdienste 

Der unangemeldete Aufzug am 25. November sorgte bei Landes- und Kommunalpolitikern sowie im Netz für Fassungslosigkeit und Entsetzen. Die Polizei löste die Ansammlung schließlich auch mit Hilfe von Pfefferspray auf.

Nach den neuen Corona-Regeln können nun nur noch im Einzelfall und auf Antrag Versammlungen genehmigt werden, wenn sie infektionsschutzrechtlich vertretbar sind und vier Tage vorher angemeldet wurden. Unangemeldete Zusammenkünfte sind demnach verboten.

Die neue Verordnung untersagt auch Sitzungen der Kommunen, Parteitage, Gottesdienste und Märkte – mit Ausnahme von Wochenmärkten und Beerdigungen. (dpa/jba)