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„Besorgniserregend“Intensivmediziner erklärt, wie man Corona-Zahlen lesen muss

Corona-Patient in Essen

Ein Intensivmediziner warnt, dass die Zahl der Corona-Patienten in den Krankenhäusern demnächst stark ansteigen könnte. Ein Corona-Patient wird auf dem Foto auf einer Intensivstation in Essen behandelt, aufgenommen am 28. Oktober 2020.

Hamburg – Die starke Zunahme der Corona-Infektionen ist nach Ansicht des Leiters der Intensivmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Stefan Kluge (52), „absolut besorgniserregend“.

„Wir müssen diesen Trend stoppen, die Politik muss handeln“, sagte der Klinikdirektor mit Blick auf die neuen Kontaktbeschränkungen. „Uns bleibt keine andere Wahl.“

Kluge warnte vor einer Überlastung der Krankenhäuser und Intensivstationen. In Berlin, Bayern und Nordrhein-Westfalen seien einige Kliniken schon gut mit Covid-19-Patienten belegt, andere Erkrankte würden bereits verdrängt. Eine Reihe von Krankenhaus-Mitarbeitern habe sich infiziert.

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Ein Blick auf die derzeit nur langsam steigende Zahl der Todesopfer tauge nicht zur Einschätzung der aktuellen Lage. „Wir müssen auf die Zahl der Intensivpatienten gucken. Dann wissen wir, wohin die Reise geht“, sagte Kluge, der Facharzt für Innere Medizin und Lungenheilkunde ist. Derzeit gehe die Kurve steil nach oben.

Es dauere im Schnitt zehn Tage, bis Patienten mit Symptomen auf die Intensivstation verlegt werden müssten. Die Aufenthaltsdauer auf der Intensivstation bei beatmeten Patienten beträgt nach Angaben von Kluge zwei bis drei Wochen, Todesfälle träten meistens erst im Verlauf auf.

Das bedeute, dass sich die Zahl der Neuinfektionen erst mit einer Verzögerung von drei bis vier Wochen auf die Zahl der Todesfälle auswirke.

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Von den Infizierten müssten etwa fünf Prozent im Krankenhaus behandelt werden, zwei Prozent auf der Intensivstation. Über 70-Jährige hätten ein Todesrisiko von über 50 Prozent. Das Durchschnittsalter der Verstorbenen in Deutschland liegt laut Kluge bei 79 Jahren.

Ärzte und Pflegepersonal hätten seit Beginn der Pandemie viel gelernt. Es gebe neue Testverfahren, eine gute Ausstattung mit Schutzkleidung und Beatmungsgeräten sowie Behandlungserfolge mit dem Cortison-Präparat Dexamethason. „Deshalb sind wir auch prinzipiell gut vorbereitet“, meinte Kluge.

Man könne vorhersehen, wie sich die Pandemie in den nächsten zwei bis drei Wochen entwickeln werde. „Darüber hinaus ist alles Kaffeesatzleserei.“ Wie die Lage im Dezember und Januar aussehen werde, lasse sich nicht seriös sagen. „Es hängt extrem davon ab, was die Politik entscheidet und wie sich die Menschen jetzt verhalten“, betonte der Leiter der Intensivmedizin am UKE. (dpa)