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„Kein Schwein ruft mich an“Max Raabe: Oma hat sich über den Text beschwert

Max Raabe beim Interview-Termin in Düsseldorf.

Max Raabe beim Interview-Termin in Düsseldorf.

Wie aus dem Ei gepellt: Streng gescheitelt, stilgerecht gekleidet - Max Raabe (50), Botschafter der eleganten Musik und Verse der Weimarer Republik, ist bei unserem Frühstücks-Treff ganz und gar ein Herr.

Und hätte doch allen Grund, ausgelassen zu sein: Sein Album „Für Frauen ist das kein Problem“ liegt auf Platz 3 der Charts, der Start seiner Riesentournee durch Europa und die USA (28.4. Bonn, 5.10. Düsseldorf) wurde gefeiert.

Wie die Ente auf sein CD-Cover kam und was seine Mutter zu „Kein Schwein ruft mich an“ sagte, erzählt der sonst so öffentlichkeitsscheue Künstler im Interview.

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Liegen Sie gern in fremden Betten?

Ich bin gern auf Tournee und in neuen Städten, aber das ganze Drumherum geht mir schwer auf die Nerven. Morgens um 5 zum Flughafen. Dann gehen mal die Flieger nicht, und man muss gucken, dass man auf die Bahn kommt. Oder das Gepäck kommt nicht mit. Dazu dieses nervige Leben im Hotel. Aber es ist notwendig. Und das schöne Ergebnis ist, dass man in fremden Städten ist und sich in Ruhe Kopenhagen, Chicago oder London ansehen kann.

Sie haben in 25 Jahren eine Traumkarriere hingelegt, in einer kleinen Berliner Bar als Geheimtipp gestartet und jetzt gefragt auf fast allen Kontinenten. Wie fühlt sich das an?

Vom Gefühl her hat sich für mich nicht viel geändert. Ich glaube auch, wenn man meinen alten Freundeskreis fragen würde, wäre die Antwort: „Er war immer so, wie er jetzt ist.“ Natürlich verändert man sich – aber das hat keinen Einfluss auf mein Empfinden und meine Einstellung zu mir selbst. Ich hatte von Anfang an das Gefühl, es kann schon morgen vorbei sein. Mit dieser Haltung kommt man, glaube ich, sehr weit.

Noch ein Jubiläum: Vor fast genau 20 Jahren machte Sie das Lied „Kein Schwein ruft mich an“ fast über Nacht zum Star…

Es war das richtige Lied zur richtigen Zeit. Damals war Anrufbeantworter der letzte Schrei, und den konnte man noch selbst bespielen und besprechen. „Kein Schwein ruft mich an“ landete damals sehr oft auf dem Ansage-Band. Kurze Zeit später hätte das Lied nicht mehr funktioniert, denn da erlebte das Mobiltelefon seinen Durchbruch. Und dann veränderte sich die Art der Kommunikation rasend schnell.

Sind Sie dieser Entwicklung gefolgt?

Ich benutze bevorzugt die Mobiltelefone meiner Kollegen, habe aber noch nie eine SMS verschickt. Mir ist die Pflege meines Freundeskreises und der Familie wichtig, und das funktioniert mit einem normalen Telefon wunderbar.

Sie sind in einer Familie im westfälischen Lünen groß geworden – haben Ihre Eltern auf Ihre Musikalität gesetzt?

Nein, leider nicht. Als ich Klavier lernen wollte, meinte Mutter: „Das sind doch nur Flausen, lern lieber Blockflöte“. Klavier gewünscht, Blockflöte bekommen – so ist es schon mal im Leben. Und als ich in den 80ern für die Musik nach Berlin ging, machte sie sich große Sorgen, weil sie dachte, ihr Sohn kommt unter die Räder. Meine Mutter ist leider vor eineinhalb Jahren gestorben, aber ihr war da glücklicherweise längst klar, dass sie sich um mich keine Sorgen mehr zu machen braucht.

Wie hat Ihre Mutter reagiert, als Sie mit „Kein Schwein ruft mich an“ erstmals im TV zu sehen waren?

Es hat ihr überhaupt nicht gefallen. Am Tag nach der Sendung rief sie mich an: „Junge, was war das denn, was hast du denn da gemacht? Die Oma hat sich auch schon beschwert, sie hatte immer nur Schwein und Sau verstanden. Ihr habt doch so schöne Lieder im Programm, warum spielt ihr die nicht?“ Um sie nicht noch mehr zu erregen, mochte ich ihr nicht sagen, dass das Lied von mir ist. Das habe ich ihr erst Monate später gestanden.

Ihre Songtexte wie „Küssen kann man nicht allein“ oder „Für Frauen ist das kein Problem“ wurden in Deutschland ganz schnell zu Allgemeingut und geflügelten Worten. Sind die Ihnen auch so zugeflogen?

Manchmal fliegen sie einem zu wie „Ich bin nur gut, wenn keiner guckt“. Manchmal gehen die Stücke gut los, und man denkt, es geht so weiter, doch dann hängt es auf einmal. An allen Liedern haben Annette Humpe und ich sehr lange gearbeitet, denn die Texte sind Feinarbeit. Jede Nuance, jeder Satz, jede Entwicklung ist genau überlegt, da ist nichts dem Zufall überlassen. Und wenn ich die Sachen fertig habe, lege ich sie zur Seite, lese sie später noch mal und stelle manchmal fest: Das langweilt. Da muss noch mal was passieren.

Ihre Spezialität ist die Musik der 20er Jahre. Haben Sie sich eigentlich auch dem Lebensstil der 20er Jahre angepasst?

Ich lebe heute und jetzt, liebe aber die Musik und Texte, die in der Weimarer Republik entstanden sind, weil der Humor und die Eleganz der Stücke zeitlos sind. Das sind Klassiker der Unterhaltungsmusik. Man spielt und hört Mozart ja auch, ohne sich Gedanken darüber zu machen, dass die Musik eigentlich uralt ist.

Welche Pop-Musik von heute mögen Sie?

Ich bin sehr froh, dass es jetzt viel deutschsprachige Songs gibt, sehr kluge Texte wie von Peter Fox oder Clueso – zwei Namen aus einer Menge toller deutschsprachiger Künstler, die klug mit ihrer Muttersprache umgehen. Als ich jung war, waren die deutsch singenden Annette Humpe, Nina Hagen oder Udo Lindenberg die Ausnahmen. Die meisten Rock– und Popinterpreten haben sich vor der deutschen Sprache gedrückt.

Die Frage eines Laien: Sie singen anders. Ist Ihr Gesang schmerzhaft oder gar gefährlich für die Stimmbänder?

Überhaupt nicht. Jeder, der Ahnung von Stimmführung hat, wird sagen, dass es eine ganz krampflose, ganz locker geführte Stimme ist. Singen ist weniger anstrengend für mich, als mich zwei Stunden in der Kneipe zu unterhalten, wenn noch Musik läuft.