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Besuch in FrechenSo lebt Ex-NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers jetzt

Rüttgers sitzt am Schreibtisch mit einer aktuellen Festschrift, für die er einen Beitrag geliefert hat.

Rüttgers sitzt am Schreibtisch mit einer aktuellen Festschrift, für die er einen Beitrag geliefert hat.

Frechen  – Fünf Jahre lang war Jürgen Rüttgers (64) Ministerpräsident von NRW. 2010 verlor er die Landtagswahl – ein Schock, der das Leben des Spitzenpolitikers fundamental verändert hat. Wie fühlt sich der neue Alltag an? Was macht der Mann aus Pulheim heute? Ein Ortstermin.

Als Jürgen Rüttgers Ministerpräsident von NRW war, empfing er die Gäste in der Düsseldorfer Staatskanzlei. Sein Büro lag im zehnten Stock, mit Panoramaaussicht über die Dächer der Landeshauptstadt. Heute blickt der ehemalige Landesvater von seinem Schreibtisch auf den Turm der Kirche Sankt Audomar in Frechen. Glockenklänge erfüllen den Raum. Auch schön.

Jürgen Rüttgers hat sich kaum verändert. Anzug und Krawatte muss er heute nicht mehr täglich anziehen. Im Freizeitlook wirkt er sportlich. Der Druck ist spürbar von ihm abgefallen.

„Es geht nicht mehr um Applaus“

In seinem privaten Büro an der Hauptstraße in Frechen gießt Rüttgers sich einen Tee ein. „Ich habe schon am Wahlabend um 18.20 Uhr gesagt, dass ich mich zurückziehen werde“, beginnt er zu erzählen. Nach dem Abschied aus dem Landtag habe er ein Jahr lang keine Nachrichten geguckt, um Abstand zu gewinnen.

Und was macht Rüttgers heute? Er arbeitet in einer Düsseldorfer Anwaltskanzlei, schreibt Aufsätze, gibt an der Uni Bonn Seminare – und betreut rund 150 Stiftungsprojekte. „Aber ich bin jetzt ein Einmannbetrieb, ohne Fahrer, Redenschreiber und Assistent. Ich muss mich jetzt in einem anderen Umfeld beweisen. Es geht nicht mehr um Applaus oder viele Zeitungsberichte“, sagt Rüttgers.

In seinem Privatleben habe sich nicht viel geändert: „Ich stehe immer noch früh auf und sitze mit der Familie um sechs Uhr am Frühstückstisch. Meine Frau hilft in der Schule, schmiert Butterbrote für die Kinder, die Ganztagsunterricht haben.“ Er habe nach wie vor einen vollen Terminkalender. „Meine Frau hatte mir sowieso nicht abgenommen, dass ich weniger arbeiten würde. Sie hatte recht“, sagt Rüttgers und schmunzelt.

Dann spricht er über die aktuelle Politik: „Wir brauchen ein spezielles Wohnungsbauprogramm für Flüchtlinge. Und wir müssen die Kapazitäten unserer Schulen ausbauen. Mit 2600 zusätzlichen Lehrerstellen ist das Problem sicher nicht gelöst.“ Er warnt davor, für die Lösung der Flüchtlingskrise neue Schulden aufzunehmen. Seine Augen blitzen – bei dem Thema ist er wieder ganz der Alte.

Wie sieht Rüttgers die Vergangenheit? Die Serien von Pannen und Intrigen, die zur bitteren Wahlniederlage beitrugen, hat Rüttgers offenbar abgehakt. Er hege keinen Groll, betont er. Im Gegenteil: „Ich möchte keinen Tag missen.“