50 Kliniken in NRW droht das AusWann stirbt mein Krankenhaus?

Seit 2013 dicht: Das St. Josef-Krankenhaus Monheim (ehemals 107 Betten, 127 Mitarbeiter) existiert nur noch als Bau und Internet-Seite: „In medizinischen Notfällen wenden Sie sich bitte an den Rettungsdienst unter der Rufnummer 112“.

Seit 2013 dicht: Das St. Josef-Krankenhaus Monheim (ehemals 107 Betten, 127 Mitarbeiter) existiert nur noch als Bau und Internet-Seite: „In medizinischen Notfällen wenden Sie sich bitte an den Rettungsdienst unter der Rufnummer 112“.

von Sieglinde Neumann ()

Das Haus hat einen schönen Park, Sprossenfenster, rotes Ziegeldach, sieht gepflegt und einladend aus. Tatsächlich ist das St. Franziskus-Hospital in Eitorf finanziell ausgeblutet.

Wenn der Rettungsplan schiefläuft ist der Ofen aus. Wie im Juni in Willich, letzten Sommer in Monheim. Übrig bleibt ein leeres, renovierungsbedürftiges, riesiges Ex-Krankenhaus.

Kein tragisches Einzelschicksal, sondern die Spitze eines langsamen Siechtums, an dem immer mehr Krankenhäuser leiden.

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Jedes dritte Krankenhaus in Deutschland schreibt mittlerweile rote Zahlen - doppelt so viele wie vor zwei Jahren.

Bis 2020 sei ein Fünftel der Hospitäler akut von Insolvenz bedroht, warnt das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI).

50 Krankenhäusern in NRW droht laut RWI das Aus.

Das hat Gründe: In der dünn besiedelten Provinz häufiger als in Ballungszentren, in städtischen Kliniken sieht die Kassenlage tendenziell schlechter als in denen kirchlicher oder privater Träger aus. „Im Grunde gibt es genügend Patienten“, meint RWI-Studienautor Boris Augursky (42). „Am meisten gefährdet sind kleine, nicht spezialisierte Krankenhäuser, die ein großes Angebot haben und deshalb hohe Fixkosten.“

Der Trend geht zu größeren, medizinischen Versorgungszentren - was der Wirtschafts-Experte gutheißt. „Da hat uns der Osten teilweise etwas voraus. Große Krankenhäuser, nicht so viel klein-klein, das ist einfach wirtschaftlicher.“ Der Radius für die Erreichbarkeit wird im neuen Krankenhausplan auf 20 Kilometer festgelegt.

Ein Horrorszenario für viele ältere Patienten, klagt der langjährige Chefarzt des Katharinen-Hospitals Willich Dr. Walter Ormann (62), der trotz gut gefüllter Parkplätze und eifriger Kollegen im Juni seinen letzten Arbeitstag im Rheinland beschloss.

„Unsere Patienten werden immer älter, immer kränker, haben häufigere Krankenhausaufenthalte und wünschen sich nichts sehnlicher als wohnortnah versorgt zu werden“, sagt er. „Da werden Weichen in die falsche Richtung gestellt.“

Bei großen, schwierigen Eingriffen mit Hightech-Medizin wären Größe und Menge sinnvoll. „Aber in 80 Prozent der Fälle ist schnelle Erreichbarkeit, Nähe sehr viel wichtiger.“

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Dieser Mann will das St. Franziskus retten

Er hat schon einige Industriebetriebe flott gemacht - jetzt will Dr. Andreas Schleicher (54) das St. Franziskus mit seinen 120 Betten retten. Die amtliche Bankrotterklärung verschafft Luft.

„Es gibt Sonderkündigungsrechte für Lieferantenverträge, verkürzte Kündigungsfristen, die Bundesagentur für Arbeit zahlt rückwirkend Insolvenzgeld“, sagte Dr. Schleicher dem EXPRESS.

Die Netto-Gehälter für August, September, Oktober sind damit gesichert, der Betrieb läuft weiter - und muss es auch, findet er: „Wer hier einen Herzinfarkt hat, braucht schneller Hilfe als die 20 Minuten bis Siegburg, bestimmte Kurven können sie nicht schneller nehmen.“

Den ersten Vertrauensvorschuss gab es vom Land: Als erstem von der Pleite bedrohten Krankenhaus in NRW wurde der sog. Sicherstellungszuschlag zugesagt - Chirurgie und Innere Medizin sind für wohnortnahe Versorgung der Bevölkerung nötig.