50 Jahre EXPRESSFööss: „Wir waren die kölsche Musik-Revolution“

Die Gründungsmitglieder (v.l.): Hartmut Priess, Peter Schütten, Bömmel Lückerath, Erry Stoklosa, Dieter „Joko“ Jaenisch ( 1998) und Tommy Engel, der die Bläck Fööss 1994 verließ.

Die Gründungsmitglieder (v.l.): Hartmut Priess, Peter Schütten, Bömmel Lückerath, Erry Stoklosa, Dieter „Joko“ Jaenisch ( 1998) und Tommy Engel, der die Bläck Fööss 1994 verließ.

Köln – Eine große Kölner Karriere beginnt mit einem handfesten Skandal: Sechs junge Männer treten barfuß und mit langen Haaren in den piefigen Karnevalssälen der 1970er Jahre auf.

Die Bläck Fööss sind geboren – und mit ihnen das erste Album der Band 1974. „Op bläcke Fööss noh Kölle“ heißt die Platte, ist heute ein Stück Musikgeschichte.

Doch den Karnevals-Präsidenten ist die Scheibe der Gruppe, gespickt mit völlig neuer und „beatiger“ Musik, ein Dorn im Auge. „Sie haben uns regelrecht gehasst“, erinnert sich Gründungsmitglied Erry Stoklosa (65).

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Wenn Erry Stoklosa über die Anfänge der 1970 gegründeten Band erzählt, huscht ihm regelmäßig ein breites Lächeln übers Gesicht.

„Es war absoluter Wahnsinn. Wir waren die kölsche Musikrevolution“, so Erry. „Vorher gab es nur den Schunkelwalzer und den Marsch – und plötzlich kommen wir mit englischer Musik und kölschen Texten.“

4x11 Jahre ist die Geburtsstunde jetzt her, doch das erste Album 1974 sei schon das erste „Best of“ der Band gewesen. Stoklosa: „Wir haben bewusst elf Titel genommen – diese Zahl hat uns begleitet.“

Elf Songs, gepresst bei „BASF - Cornet“, die sich heute wie ein Vermächtnis lesen. „Mer losse d’r Dom in Kölle“, „Linda Lou“, „Drink doch eine met“: Diese Klassiker lernt auch heute noch jedes Kind.

Und: Es folgten auf dieses Album 43 weitere Platten, jede von ihnen ein Verkaufsrenner. „Wir sollten damals auch immer was in Hochdeutsch machen. Dagegen haben wir uns gewehrt.“ Mehr Hochdeutsch hieß mehr TV-Auftritte. „Im Nachhinein war es gut, dass wir unserer kölschen Identität treugeblieben sind“, so Erry.

„Verlogen“ sei das Verhältnis zwischen den Offiziellen des Karnevals und den Fööss damals gewesen, sagt Stoklosa heute. „Die Präsidenten der Gesellschaften und des Festkomitees haben uns gehasst. Und heute erzählen sie, sie hätten die Bläck Fööss groß gemacht. Absoluter Quatsch ist das.“

Das Publikum habe die Musik gefordert, die Präsidenten seien eingeknickt und hätten die Musiker für ihre Sitzungen buchen müssen.

„Das ist heute auch nicht anders, wenn neue Elemente wie Brings auftauchen“, weiß Stoklosa. „Es entscheidet nur der Besucher. Vor drei, vier Jahren hatte ich noch Angst um den Nachwuchs“, sagt Erry. „Mit Kasalla, Brings und Cat Ballou hat sich die Sorge erledigt.“