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50 Jahre EXPRESSDer spektakuläre Millionen-Raub im Kölner Dom

Köln  – Sie macht in den Nachkriegsjahren Karriere: Maria Therese Mösch, Jahrgang 1936. 1966 wird sie in Köln zur ersten Staatsanwältin in NRW ernannt. Trotz Parolen wie „Frauen gehören an den Herd“ verschafft sie sich schnell Respekt.

In Verbrecherkreisen wird sie bald „Bloody Mary“ genannt. Als Oberstaatsanwältin ist sie später für zahlreiche spektakuläre Fälle verantwortlich. Einer von ihnen: der Millionen-Raub im Kölner Dom am 1. November 1975.

Allerseelen-Wetter. Es ist kalt und regnet in Strömen“, erinnert Mösch sich in einem Aufsatz für das „Domblatt“. „Eine Nacht wie viele. Doch drei Männer fiebern ihr seit Tagen entgegen – die Domschatz-Räuber.“

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Ljubomir E. (45), Jugoslawe und Kunstmaler, Vilijam D. (25) ein Italiener, und Borislav T. (23), Italiener. Um 20 Uhr wollen sie sich an der Hohe Straße treffen. „Vilijam D. lässt seine Komplizen aber warten – er stößt erst gegen 23 Uhr zu den beiden anderen“, schreibt Mösch. „Er war bei seiner Freundin.“

Um 23.30 Uhr geht Ljubomir zur Domplatte, versteckt sich. Borislav und Vilijam klettern über ein Gerüst am Dom hinauf bis zu einem Ventilator. Vilijam steht Schmiere, Borislav klemmt die Alarmanlage ab und schiebt sich durch die Öffnung. Dann seilt er sich mit einer Bergsteiger-Strickleiter, die die Bande vorher in einem Kölner Sportartikel-Geschäft gekauft hat, in die Schatzkammer ab.

Ein Raubzug nach Katalog

„Er ist genau instruiert, geht von Vitrine zu Vitrine und holt die Kunstgestände heraus, die Ljubomir E. im Katalog der Domschatzkammer vorher angekreuzt hat, weil sie besonders wertvoll sind“, berichtet die Oberstaatsanwältin, die sich 1996 in den Ruhestand verabschiedet hat.

Der Dom-Räuber bemüht sich, leise zu sein. Kurz bevor die für den Beutezug angesetzten 30 Minuten verstrichen sind, fällt ihm eine Monstranz aus der Hand und rollt scheppernd über den Boden. Vilijam verschwindet schnell im Ventilatorschacht.

Mösch: „Um 0.25 Uhr hören die beiden Dom-Wächter den Lärm, rufen den Domküster an. Die Domschatzkammer können sie nicht öffnen – sie haben keinen Schlüssel. Um 0.50 Uhr ist der Küster da. Er schließt auf und alarmiert sofort die Polizei.“ Im Polizeipräsidium geht diese Meldung ein: „Einbruch in die Schatzkammer der Hohen Domkirche zu Köln. Domnordseite.“

Vilijam ist inzwischen wieder auf der Domplatte, wirft seine Beute schnell in ein Gebüsch. Dann trifft er in einer Wohnung an der Hohe Straße seine Komplizen. Sie gehen zurück, sichern die Beute. Ljubomir nimmt sie an sich. „Man verabredet, sich am nächsten Tag zu treffen, um sie aufzuteilen“, so Mösch.

Den drei Räubern sind Juwelen und liturgische Geräte im Wert von mehreren Millionen Mark in die Hände gefallen. Prunkmonstranzen, Ketten, Bischofsringe, eine goldene Kusstafel, besetzt mit Perlen, Rubinen, Saphiren, Diamanten.

Um den Domraub aufzuklären, wird eine Sonderkommission eingerichtet, Interpol eingeschaltet. Der entscheidende Tipp kommt 1976 – aus der Unterwelt. Wohl wegen der ausgesetzten Belohnung von 50.000 Mark.

Im Juni 1976 werden Vilijam D. und Borislav T. in der Schweiz geschnappt. Im Kofferraum ihres gestohlenen Autos befinden sich Teile des Dom-Schatzes. Sie werden angeklagt und kassieren je fünf Jahre.

Haupttäter Ljubomir E. geht der Mailänder Polizei ins Netz, wird im März 1978 zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt.

Schäfers Nas bringt geklautes Dom-Kreuz zurück

Heinrich Schäfer ( 1997) alias Schäfers Nas. Der Mann mit dem zerschlagenen Zinken im Gesicht gilt als die Kölner Rotlichtlegende. Als Schläger und Türsteher beginnt er seine Karriere, dann steigt er zum mächtigen Zuhälter auf.

Ein Jahr vor seinem Tod wird „die Nas“ zur nationalen Berühmtheit: Als am 8. Februar 1995 gegen 16.30 Uhr das silberne Vortragekreuz aus der Domschatzkammer geklaut wird, ist sogar die Unterweltgröße sauer!

Auf Bitten des damaligen Dompropstes Bernard Henrichs ( 2007) lässt er seine Kontakte in die Unterwelt spielen. Es gelingt ihm tatsächlich, das wertvolle Stück, das traditionell beim Einzug der Kardinäle voran getragen wird, wieder zu beschaffen.

Nach der Übergabe am Rheinauhafen überbringt Schäfer das Kreuz eigenhändig dem Dompropst. Die Belohnung von 3000 Mark lehnt er ab: „Vom Dom nimmt man nicht, dem Dom gibt man höchstens“, erklärt er.

Das Angebot Henrichs, für ihn eine Messe zu lesen, nimmt Schäfer aber dankbar an. „Das tut meiner schwarzen Seele gut“, antwortet er auf Henrichs Vorschlag.