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„Rosenstolz“-StarPeter Plate: Erst Burnout, dann Existenz-Ängste

Peter Plate (47) erklärte im Dezember 2012 seinen Rückzug: Burnout. Jetzt ist der Sänger und Songwriter wieder da.

Peter Plate (47) erklärte im Dezember 2012 seinen Rückzug: Burnout. Jetzt ist der Sänger und Songwriter wieder da.

Peter Plate (47) – das ist der männliche Teil des Pop-Duos „Rosenstolz“. Mit Sängerin AnNa R. (44) schickte er wunderschöne, seelenvolle Hits in die Welt, machte deutschen Pop salonfähig, verkaufte Millionen CDs. Dezember 2012 nahm sich „Rosenstolz“ überraschend eine Auszeit.

Seitdem stellen sich die Fans die Frage: Gibt es überhaupt mal – und wenn ja, wann – einen Neubeginn? In unserer Zeitung gibt Songwriter Peter Plate Auskunft – und spricht auch über sein Burnout, sein Schwulsein, seinen neuen Lebenspartner - und was er als Shampooneur erlebte.

Nach dem „Rosenstolz“-Abschied sehen wir Sie kaum noch auf einer Bühne. Vermissen Sie das Live-Publikum?

Alles zum Thema Musik

Peter Plate: Nein, momentan noch nicht. Auch in der zweiten Reihe geht es mir gut, da kann ich auch genießen. Als ich zum Beispiel meine „Romeo und Julia“ im Publikum erlebt habe, kam ich mir vor wie ein Papi, so stolz und glücklich war ich. Ein sehr gutes Gefühl. Aber ich weiß, dass ich bald wieder auf der Bühne stehe, ich habe noch nicht abgedankt.

Könnte das wieder mit „Rosenstolz“ sein?

Auf jeden Fall. Aber erst in dem Moment, in dem AnNa und ich es wirklich wollen und wieder Lust drauf haben.

Sie haben „Rosenstolz“ Ihres Burnouts wegen platzen lassen. Was empfinden Sie im Rückblick?

Das tat weh, es war wie das Ende einer großen Liebe. Dazu kamen alle Ängste und Unsicherheiten: „Wer bin ich ohne »Rosenstolz«?“ „Rosenstolz“ hatte mein ganzes Berufsleben ausgemacht. Ich wusste plötzlich nicht, wie, oder ob es überhaupt weiter- geht. Ich wusste nicht, ob ich noch Jobs bekomme, und wenn, ob ich von denen leben kann. Gleichzeitig stellte sich aber eine Aufbruchsstimmung ein, dieses gute Gefühl, noch mal neu anfangen zu können.

Hat sich nach Ihrem Burnout wirklich was verändert – oder ist alles wieder so, wie es mal war?

Wenn du in solche Krise kommst, solltest du den Mut haben, was zu ändern. Denn es ist ja Angst, dass sonst nichts mehr geht, die dich zusammen brechen lässt. Bei mir kam alles zusammen. Es war nicht nur die Pause mit „Rosenstolz“. Auch mein Privatleben, meine Beziehung zu Ulf, hatte sich neu definiert. Mein ganzes Leben stand auf dem Kopf. Und dann sagte mir mein Körper: „Hey, Alter, so geht es nicht weiter!“. Jetzt bin ich total dankbar, dass mir das passiert ist, weil ich so die Chance hatte, mein Leben noch mal umzustellen. Ich habe die Reset-Taste gedrückt und neu begonnen.

Wie sieht das Leben nach dem Reset aus?

Ich habe einen neuen Partner, der nichts mit Musik zu tun hat, und das ist gut so. Ich lebe häuslich, habe eine Katze und einen Hund. Und mit Ulf, meinem Ex, sind wir Familie zueinander. Es gibt keine Eifersucht. Er hat einen neuen Partner, wir wohnen gegenüber, und er kann sogar auf den Hund aufpassen. Das ist schön, was ich mit gerettet habe. Und da meine Burnout-Diagnose „Workaholic“ war, habe ich eine radikale Lösung gefunden, das nicht wieder auftreten zu lassen: Egal, was zu tun ist, ab 20 Uhr arbeite ich nicht mehr.

Sie haben mit Ulf, Ihrem Ex, die Songs für das Große-Liebe-Musical „Romeo und Julia“ gemacht. Wie ist es, mit dem Ex über Liebe zu schreiben?

Es macht Spaß. Wir haben uns beim Schreiben überlegt, wie es bei unserer ersten großen Liebe war.

Und wie war es damals?

Ich war als Zivi in Braunschweig, mein Freund lebte in München. Wir waren das, was die Engländer mit „love sick“ bezeichnen, total liebeskrank. Auf der einen Seite so glücklich, weil es so war, wie es war, auf der anderen Seite so unglücklich, weil wir immer dachten, es könnte ja auch schief gehen. Wir waren am Rande des Wahnsinns und gleichzeitig total euphorisiert.

Vor 25 Jahren waren Sie eine der ersten Bands, die mit deutscher Popmusik Erfolg hatte, Sie sind ein Papi des neuen deutschen Pop…

Das Wort „Papi“ freut mich. Ich wäre gern selbst einer geworden, aber es hat ja nicht ganz geklappt (lacht). Gut, dass ich stolzer Hundebesitzer bin, das hat ja auch was Papihaftes.

War es schwer, damals wahrgenommen zu werden?

Es war schwer, aber das habe ich nicht so empfunden. Wir haben in der Kleinkunstszene angefangen, es war für uns schon der Wahnsinn, überhaupt in den kleinen Läden zu spielen. Im Kölner „Tingeltangel“ haben wir damals vor 13 Leuten gespielt, und wir waren stolz. Alles was dann kam, war eher die Zugabe. Und weil es nicht mit einem Mega-Hit anfing und anschließend nur noch abwärts ging, sondern umgekehrt war, blicke ich jetzt auf eine der schönsten Karrieren zurück, die man sich denken kann.

Wie ist es, ganz oben zu sein?

Da fing es an, langweilig zu werden. Ich mag das sich nach oben Boxen lieber, als oben zu stehen und mich verteidigen müssen.

Ist die Welt für deutsche Pop-Musik heute leichter geworden?

Ich glaube, es ist momentan wieder schwieriger, wahrgenommen zu werden – im Gegensatz zu deutschem Rap. Das funktioniert richtig gut. Aber Rap ist nur was für eine Generation, dagegen hat deutscher Pop was Generationen-Übergreifendes. Deutscher Pop findet zurzeit nicht groß statt.

Bei den Rappern gibt es Menschen, die den Schwulen nichts Gutes gönnen …

Ja, und ich weiß aus meinen E-Mails, dass das Wort „schwul“ auf deutschen Schulhöfen immer noch ein Schimpfwort ist. Vor allem in Kleinstädten und Dörfern wird man schnell der Außenseiter, wenn man mit 15 entdeckt, dass man schwul oder lesbisch ist. Deswegen ist es wichtig, dass wir Schwule und Lesben den Mund immer noch aufkriegen.

Was kommt als nächstes Projekt?

Nächste Woche erscheint unser Album mit der Musik zur wunderbaren Kino-Komödie „Coming In“, in der sich Kostja Ullmann als schwuler Friseur in eine unscheinbare Friseurin mitten aus dem Kreuzberger Kiez verliebt. Da werden unsere Songs, die die Handlung begleiten, ausschließlich von Chris Schummert, der Zweiter bei „The Voice of Germany“ war, und Maxine Kazis, die schon als unsere Julia gefeiert wurde, gesungen.

Als Sie damals aus der Kleinstadt nach Berlin kamen, fingen Sie auch in einem Frisier-Salon an, Sie jobbten beim heutigen Promi-Friseur Udo Walz. Können Sie heute noch Dauerwelle?

Nein, das konnte ich nie. Ich hatte Sozialpädagogik studiert und war bei Udo nur der Shampooneur. Das heißt, ich habe vor allem Kaffee an die Plätze gebracht und Haare gewaschen. Für den Rest war Udo zuständig.