„Big Brother“-Kevin"Ich habe den kurzen Ruhm teuer bezahlt"

Als Kevin (31) in den „Big Brother“-Container zog, war er ein stinknormaler Verkäufer. Nur viel dicker als die meisten Zeitgenossen. Als er auszog, war er schlank. Seine Fans wollten Autogramme, sein Buch mit Abspecktipps verkaufte sich gut. Und heute, fünf Jahre später? Da steht er vor dem Nichts. Job weg, Freundin weg, Geld weg. Dafür sind die Kilos wieder da. Trauriges Fazit des Hartz IV-Empfängers: „Big Brother war Fluch und Segen zugleich.“

Ruhm hat seinen Preis, sagt ein Sprichwort. Aber dass der Preis so hoch sein würde, hätte der junge Mann aus dem rheinischen St. Augustin nicht gedacht. Nachdenklich fährt er sich durch das gegelte Haar: „Ich war doch so stolz auf mich. Mann, ich hatte 60 Kilo abgespeckt.“ Der ranke, schlanke Typ hatte so gar nichts mehr mit dem dicken Knuddelbären gemein, wurde auf Glamourpartys eingeladen, bekam eindeutige Avancen von Frauen, die ihm früher ’nen Vogel gezeigt hätten.

Neue Chance für die Liebe

Und dann fand er auch noch sein großes Glück. Als er in einem Club moderiert, steht plötzlich seine Sandkastenliebe vor ihm, sie hatte noch immer die süßen Sommersprossen und das lange Haar. „In die war ich schon mit fünf Jahren verliebt“, lächelt er. „Es hat wieder bumm gemacht.“ Für Kevin stand schnell fest: „Das passt. Das ist die Frau, die ich mal heiraten werde.“

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Doch Gabi (Name geändert) kam einfach nicht damit klar, dass andere Frauen an ihrem Partner zerrten. „Dabei habe ich ihr immer gesagt, dass es denen nicht um mich ging, sondern um ein Foto mit einem Big-Brother-Kandidaten.“

Und dann kam die Stalkerin. Ein weiblicher Fan aus Leipzig fand seine Mail-Adresse heraus, schickte ihm immer wieder Nacktfotos in eindeutigen Posen. Sie zog sogar nach Köln, bestürmte ihn, beleidigte seine Freundin. Die hielt es irgendwann nicht mehr aus, verließ nach zwei Jahren in einer Nacht-und Nebelaktion die gemeinsame Wohnung , meldete sich nicht mehr.

Kevin wurde der Boden unter den Füßen weggezogen. Er ging wie in Trance zur Arbeit, konnte sich nicht konzentrieren, verlor seinen Job. „Sie sagten: Ich würde so depressiv nicht ins Team passen“, erzählt Kevin heute.

Aber wohin passte er jetzt, der C-Promi, der nach seinem Ausflug in die Fernsehwelt Blut geleckt hatte? Nach „Big Brother“ hatte er seinen Job in einem Elektro-Discounter geschmissen. Die Missgunst, den Neid der Kollegen brauchte er einfach nicht, sagt er.

Ach, wie gerne würde er mit seiner lässigen Art den Ballermann so unsicher machen wie der „Big-Brother-Absahner“ Jürgen Milski oder wie Willi Herren, der ihm immer noch mit Tipps unter die Arme greift. „So gut wie die kann ich auch singen“, grinst Kevin.

Ja, der Mann mit der schönen Stimme und den sanften Augen sehnt sich noch immer nach der großen Bühne, doch die Realität sieht ganz anders aus: Ab und zu ein Paar Statements zum Abspecken, ansonsten gibt es für ihn nur Statistenrollen.

Eine Produktionsfirma hat ihm auf den Kopf zugesagt, dass er als Hungerhaken einfach nicht mehr der Knuddel-Kevin sei. Nur noch eine halbe Portion, die mehr und mehr in Vergessenheit gerät.

Das hat Kevin schnell geändert. 30 Kilo Kummerspeck sitzen wieder auf seinen Hüften. Da müsse was runter, klar. „Aber so ein dünner Hering will ich nicht mehr werden, meint der muntere Moppel. „Das war einfach nicht ich.“ Aber wer ist Kevin wirklich? Auf jeden Fall ein Mann, der seine Träume nicht so einfach begraben will...