Sein Foto begeistert MillionenMann wartet tagelang am Bahnhof, plötzlich passiert es

von Martin Gätke (mg)

London – Tief unter unseren Füßen, in den U-Bahn-Tunneln der Großstädte, ist immer etwas los: Tagsüber pendeln Millionen Menschen dicht an dicht gedrängt zu ihren Büros und wieder zurück nach Hause. In der Nacht rattern die Züge durch die Röhren, um betrunkene Nachtschwärmer von A nach B zu schaukeln. Es quietscht und rattert 24 Stunden lang.

Doch trotz dieses ständigen Lärms überlebt sie auch dort, so wie fast überall: die Natur.

Der britische Naturfotograf Sam Rowley hat nun mit einem beeindruckenden Bild genau darauf aufmerksam gemacht. Tagelang wartete er auf einem schmutzigen Bahnsteig einer Londoner U-Bahn-Station auf das perfekte Foto.

Und er wartete und wartete, fünf Tage lang. Sicherlich ein etwas ungewöhnlicher Anblick für die Reisenden, die ihn sahen.

Mäuse kämpfen in der U-Bahn-Station um einen Krümel

Und dann zahlte sich seine Geduld aus: Mäuse huschten über den Boden der Station, sammelten die Reste von Lebensmitteln, die die unzähligen Menschen dort haben fallen lassen. Und als Sam den Auslöser seiner Kamera drückte, gelang es ihm innerhalb von Sekunden, einen fast magischen Moment aufzunehmen: Zwei Mäuse sprangen just in diesem Augenblick aufeinander zu und stritten sich um einen kleinen Krümel.

Das gleichermaßen süße und unglaubliche Foto, das dabei entstand, wurde nun zum Gewinner des LUMIX People's Choice Award „Wildlife Photographer of the Year“ 2019 gewählt, vom Natural History Museum in London. Sam Rowley nannte das Bild „Station Squabble“, also übersetzt „Bahnhofsgezanke“. Zur Wahl standen insgesamt 48.000 eingereichte Fotos, aus denen am Ende 25 ins Finale kamen. Und „Station Squabble“ hat gewonnen.

Und so gehen Sams Mäuse derzeit um die Welt, sind in zahlreichen Tageszeitungen und Online-Portalen zu sehen – und begeistern Millionen.

Fotograf Sam Rowley ist „Wildlife Photographer of the Year“

Sam Rowley kann also durchaus stolz auf seinen ganz besonderen Einblick in die „Wildnis“ unserer Großstädte sein. „Ich hoffe, das Foto zeigt den Menschen das ungeahnte Drama, das man in der gewöhnlichsten Stadtlandschaft finden kann", sagt Rowley.

Auch der Museumsleiter Michael Dixon erklärte begeistert: „Das Bild liefert einen faszinierenden Einblick davon, wie die Tierwelt in einer vom Menschen dominierten Umgebung funktioniert. Das Verhalten der Mäuse ist von unserem Alltag bestimmt, davon, wie wir uns fortbewegen, welches Essen wir wegwerfen.“ Sam Rowleys Mäuse-Foto erinnere daran, wie fest der Mensch mit der Natur verbunden sei. „Ich hoffe, es inspiriert die Menschen, über diese Beziehung nachzudenken und sie mehr zu schätzen.“

Sam Rowley: „U-Bahn ist ein armseliger Ort, wenn es einen Boxkampf um einen Krümel braucht”

Viele dieser Großstadt-Mäuse, die in den U-Bahn-Tunneln leben, haben noch nie das Tageslicht gesehen, erklärt Sam, der sich eingehend mit den Tieren beschäftigte. „Die Tunnel sind ein armseliger Ort zum Leben, wenn es schon einen Boxkampf braucht, um einen winzigen Krümel zu bekommen.“

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Der Fotograf glaubt sogar, dass die Tiere in den Städten den Menschen helfen können, geistig gesund zu bleiben. „Jeder sollte mal anhalten, um Mäuse, Tauben oder andere einheimische Tiere zu beobachten.“

Die Stadt als wilder Ort

Und so wurde die urbane Tierwelt schnell zu einem Lieblingsmotiv von Sam. „Ich habe das Gefühl, dass diese Art von Fotos die Menschen beeindruckt und ihnen die Möglichkeit gibt, die Stadt als wilden Ort zu sehen.“

Roweys Mäuse sind übrigens im Londoner Museum in der Ausstellung „Wildlife Photographer of the Year“ noch bis zum 31. Mai zu sehen.