KlimawendeWarum wir weniger Fleisch essen müssen, wenn wir die Erde retten wollen

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56 Milliarden Nutztiere züchten, mästen und töten wir Menschen jedes Jahr. 

Köln – Fleisch gehört für die meisten Deutschen einfach auf den Teller – wenn nicht täglich, dann zumindest mehrmals die Woche. Pro Jahr verzehrt ein Deutscher im Schnitt rund 60 Kilogramm Fleisch.

6,1 Millionen Deutsche ernährten sich laut „Statista” im Jahr 2019 hingegen vegetarisch – das sind zwar 400.000 mehr als im Vorjahr, umgerechnet aber trotzdem nur etwa 7 Prozent der Bewohner unseres Landes.

2019: 6,1 Millionen Vegetarier in Deutschland

Die meisten Menschen haben ihre ganz eigenen Argumente, warum sie Fleisch essen: Der Mensch habe schon immer Fleisch gegessen, zum Beispiel. Oder: Fleisch enthält viel Eisen und andere wichtige Vitamine und Nährstoffe. 

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Klimawandel-Forscher: Wenn wir kein Fleisch mehr konsumieren, retten wir NICHT die Welt

Viele Menschen lieben auch einfach den Geschmack von Fleisch und können sich nicht vorstellen, auf das Genussmittel verzichten zu wollen.

Obwohl alle diese Argumente eine Berechtigung haben, beweisen mittlerweile zahlreiche Studien, Untersuchungen und Fakten, dass unsere Fleischindustrie nicht nur Quälerei für Milliarden Nutztiere bedeutet, sondern auch furchtbare Konsequenzen für unseren Planeten haben könnte.

18 Prozent der Treibhausgasemissionen durch Fleischindustrie

Der Klimawandel ist in vollem Gange: Wenn wir unsere CO₂-Emissionen in den nächsten Jahren nicht drastisch herunterkurbeln, werden wir unseren Planeten mit großer Wahrscheinlichkeit nachhaltig zerstören. 

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Die Fleischindustrie spielt bei der Zerstörung unseres Planeten, wie zahlreiche Studien belegen, eine wichtige Rolle. „Das System ist für 18 Prozent der Treibhausgasemissionen weltweit verantwortlich”, so Marc Pierschel, Regisseur des Films „The End of Meat”.

56 Milliarden Nutztiere werden jährlich gehalten

Neben der Tatsache, dass die Fleischindustrie also sehr umweltschädlich ist, werden laut „Fleischatlas 2018” jedes Jahr rund 56 Milliarden Nutztiere weltweit gezüchtet, gemästet und getötet.

Ein Großteil davon wird nicht artgerecht gehalten, obwohl die meisten Menschen laut „Animalequality” solche Tierquälerei eigentlich vehement ablehnen. Das Problem: Unser Bewusstsein kann keinen direkten Zusammenhang zwischen dem Stück Fleisch auf dem Teller und dem Tierleid, das oft dahinter steckt, herstellen. 

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Der Wissenschaftler Yuval Noah Harari geht sogar so weit zu sagen, dass industrielle Tierhaltung eines der schrecklichsten Verbrechen in der Geschichte der Menschheit ist.

Wenn die Produktion und der Konsum von Fleisch zurückgingen, würden wir enorme Veränderungen in der Welt bewirken. Ein Forscherteam der Universität Oxford fand heraus, dass zurückgehender Fleischkonsum dazu führen würde, dass über zwei Drittel weniger Treibhausgase aus der Nahrungsmittelproduktion in unsere Atmosphäre gelangen würden. 

Vegetarier leben durchschnittlich gesünder als Fleischesser

Und was ist mit den zahlreichen Vitaminen und Nährstoffen, die in Fleisch enthalten sind? Würden die uns nicht fehlen, wenn wir komplett auf Fleisch verzichten würden?

Tatsächlich ist eine vegetarische Ernährung gesundheitlich sogar vorteilhaft! „Ein Erwachsener kann sich ohne Schwierigkeiten fleischlos ernähren” bestätigt Helmut Oberritter, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Ernährung im Gespräch mit „Focus Online”.

Fleischesser erkranken häufiger an Krebs

Eine Studie des „National Cancer Institute” in den USA kam zu dem Ergebnis, dass regelmäßiger Fleischkonsum uns anfälliger macht für Krankheiten wie Krebs, Herz- oder Atemwegserkrankungen, Schlaganfall, Diabetes, Infektionen, Alzheimer und Leber- und Nierenerkrankungen.

Vegetarier dagegen leben durchschnittlich gesünder, haben niedrigere Blutdruck- und Blutfettwerte, eine aktivere Niere und ein gesünderes Körpergewicht, wie eine Londoner Studie herausfand.

Unterm Strich lässt sich also sagen: Wenn die Menschen weniger Fleisch äßen, würde sich das nicht nur positiv auf das Klima, sondern auch die Gesundheit von uns Menschen auswirken.

Problem lässt sich nicht von heute auf morgen lösen

Natürlich würde das Ende der industriellen Tierhaltung auch Probleme mit sich bringen: So ist weltweit rund eine halbe Milliarde Menschen in der Fleischproduktion beschäftigt – das berichtet das Forscherteam um „Springmann”. Ein Umstieg von heute auf morgen ist dementsprechend gleichermaßen sinnlos wie unrealistisch. Langfristig gesehen würden Klima, Umwelt, Menschen und Tiere aber enorm davon profitieren.

Ein gute Idee, um den ersten Schritt in die richtige Richtung zu gehen, liefert Wilfried Bommert, Agrarwissenschaftler und Journalist, im Gespräch mit „Deutschlandfunk Kultur”: „Was wir brauchen, ist eine generelle Debatte: Was ist uns Fleisch wert?” (ta)