Mitten im Mord-Prozess Handy entdecktRichter platzt nach Ermittlungspanne der Kragen

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Niederkrüchten: In diesem Wohnwagen auf dem Campingplatz am Laarer See war Roland P. ermordet worden

Mönchengladbach – Der Mord auf dem Campinglatz in Niederkrüchten im Januar 2018 war schon entsetzlich genug. Jetzt kommt auch noch ein Polizei-Skandal dazu, der den Prozess platzen lassen könnte. Unter den Beweismitteln war ein Handy vergessen worden.

Dem besonnenen Schwurgerichtsvorsitzenden Lothar Beckers platzte erst mal der Kragen: „Ich bin doch kein Ermittlungsrichter.“

Mord-Prozess sollte längst beendet sein

Der Mordprozess gegen Ramona K. aus Neuss, die laut Anklage ihren noch verheirateten Geliebten Roland P. in einem Campingwagen töten ließ und selbst mit einem Stein nachgeholfen haben soll, sollte längst beendet sein.

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Jetzt zieht er sich seit Tag 1, am 11. September 2018, hin. Monat für Monat … und kostet.

Ermittler vergaßen ein Handy

Was ist passiert? Bis auf Ramona K. sind alle Mitangeklagten, darunter ihr Sohn, auf freiem Fuß. Einer wollte sein Handy wiederhaben.

Da kam raus: Die Polizei hatte vergessen, es zu knacken und auszulesen. Und es geht im Prozess ja um Mord.

Also wurde das Handy nicht rausgegeben, es ging ins Landeskriminalamt. Dort kam raus: Die Hälfte war gelöscht. Eine Spezialfirma musste ran: Kosten: rund 20.000 Euro!

Richter sieht in Prozess um Mord in Niederkrüchten rot

Und das mitten in einem Mordprozess. Richter Beckers sah rot: „Eine Hauptverhandlung ist grundsätzlich kein Ermittlungsverfahren, sondern dient der Prüfung der Frage, ob sich ein Tatverdacht bestätigt.“

EXPRESS erfuhr: Das Auslesen des fraglichen Handys ergab eine Lastwagenladung vollgeschriebener DIN-A4-Blätter, fast eine Tonne schwer, tausende von Seiten – ein Lesemarathon. Jetzt wurden Rettungstermine dazwischen geschoben, damit der Prozess nicht platzt. Mit dem Ende wird im Sommer gerechnet.