Zu groß gedacht?Das Köln der Zukunft: Genialer Plan, aber die Stadt ist das Problem

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In der so genannten Parkstadt könnten neue Formen von Wohnen, Arbeiten und Freizeit entstehen.

von Jan Wördenweber (jan)

Köln – Köln neu denken: Die Zukunftspläne von Star-Architekt Paul Böhm sind mehr als nur ein Hingucker. Sie zeigen, wie ein modernes, zeitgemäßes Köln funktionieren könnte. Neuer Fernbahnhof in Kalk, aus alten Gleistrassen werden grüne Oasen, die alte Bahnhofshalle ein Kultur-Tempel. Alles Hirngespinste? Kein bisschen, wie unser Autor meint. Hier sein Kommentar:

Ohne Friedrich Wilhelm IV. sähe die Mitte Kölns ganz anders aus. Der Preußenkönig legte nicht nur persönlich den Grundstein für die Vollendung des Doms, er entschied auch, den Hauptbahnhof und die Hohenzollernbrücke direkt neben Kölns Wahrzeichen zu bauen. Was war das für ein gewaltiger Eingriff in das Stadtbild! Immerhin hatte sich dort zuvor der erste Botanische Garten befunden.

Paul Böhm: Hauptbahnhof vom Kölner Dom nach Köln-Kalk verlegen

Stadtentwicklung ist immer ein Spiegelbild der jeweiligen Bedürfnisse der Gesellschaft und des Zeitgeistes gewesen. Das Köln im Jahr 2021 hat das Problem, dass es sich zur modernen Metropole wandeln will, vor allem aber die Verkehrsinfrastruktur aus den Zeiten der Industrialisierung oder das Leitbild der autogerechten Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg besitzt.

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Eine Hohenzollernbrücke ohne Züge: Es würden sich ganz neue Nutzungsmöglichkeiten ergeben.

Paul Böhm und seinen Mitstreitern ist allein deshalb zu danken, weil sie uns aufzeigen, wie ein Köln der Zukunft funktionieren könnte. Es sind Pläne, die eine Stadt grundlegend verändern.

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Neuer Fernbahnhof in Köln-Kalk: So könnte das Köln der Zukunft aussehen.

So verlockend sie klingen – auch im Vergleich zu den Preußen hat es Böhm weitaus schwieriger: Was kann man einer Stadtverwaltung zutrauen, die es schon seit gefühlten Ewigkeiten nicht hinbekommt, einen Radschnellweg von Frechen nach Köln bauen?  Oder eine Hubschrauber-Rettungsstation in Kalk? Oder eine Oper zu sanieren?

Es muss ein gewaltiger Kraftakt her, den man anderen Städten in Europa zutraut, Köln leider nicht. Aber aufgeben ist auch keine Lösung. Oder wie ein Kollege heute bei der Pressekonferenz zynisch meinte: „Es kann ja nicht sein, dass sich Köln erst wieder dann verändert, wenn die Briten Bomben auf die Stadt werfen.“