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Wirtschafts-HammerKölner Handwerkskammer trennt sich von Weltrich und Panzer

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Nicht mehr Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln: Dr. Ortwin Weltrich unterzeichnete am Dienstag (26. März 2019) einen Aufhebungsvertrag mit sofortiger Wirkung.

Köln – Das Präsidium der Handwerkskammer zu Köln um Präsident Hans Peter Wollseifer hat sich am Dienstag von Dr. Ortwin Weltrich (63), seit 2007 Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, und dessen Stellvertreter Peter Panzer getrennt.

Einvernehmliche Beendigung mit sofortiger Wirkung

„Die Handwerkskammer und Herr Dr. Weltrich und Herr Panzer haben sich heute auf die einvernehmliche Beendigung der Tätigkeit von Herrn Dr. Weltrich und Herrn Panzer als Hauptgeschäftsführer und stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln mit Wirkung von heute verständigt. Grundlage ist eine am heutigen Tage geschlossene Aufhebungsvereinbarung, die die wechselseitigen Interessen berücksichtigt. Die Parteien haben striktes Stillschweigen über die Inhalte dieser Regelung vereinbart. Die Handwerkskammer zu Köln dankt Herrn Dr. Weltrich und Herrn Panzer für die langjährige erfolgreiche Tätigkeit als Hauptgeschäftsführer beziehungsweise stellvertretender Hauptgeschäftsführer.“

Das teilte Handwerkskammer-Präsident Wollseifer dem EXPRESS am Dienstag offiziell mit.

Handwerkskammer: Entlassungen nach EXPRESS-Recherchen

Hintergrund sind Recherchen des EXPRESS zu Pflichtverstößen der beiden Hauptgeschäftsführer. EXPRESS hatte am vergangenen Donnerstag eine umfangreiche Anfrage an Weltrich (Jahresgehalt laut Geschäftsbericht 2017: 193.000 Euro) und Wollseifer gerichtet und um Aufklärung gebeten.

Nach EXPRESS-Informationen sollen Weltrich und Panzer gegen die „Vermögensbetreuungspflicht“ verstoßen haben, also das ihnen anvertraute Vermögen nicht pflichtgemäß verwaltet haben.

Handwerkskammer: 100-prozentige Tochter gegründet

Die Handwerkskammer unterhält mehrere erfolgreiche Entwicklunsghilfeprojekte, in den letzten Jahren war sie mit Experten zum Beispiel in Palästina, Togo oder Ghana aktiv.

Für die Abwicklung der Projekte wurde die „Bildungs- und Beratungs GmbH“ als 100-prozentige Tochter der Handwerkskammer gegründet. Diese erhält jährlich einen siebenstelligen Betrag vom Bundesentwicklungsministerium, das Geld wird über die gemeinnützige „sequa GmbH“ verteilt und landet so bei der Bildungs- und Beratungs GmbH der Handwerkskammer. Geschäftsführer dieser Bildungs- und Beratungs GmbH sind ebenfalls Weltrich und Panzer.

Nicht alle Leistungen korrekt abgerechnet?

Die beiden sollen nun aber nicht alle Leistungen, die die Handwerkskammer oder ihre Mitarbeiter im Rahmen der Entwicklungshilfeprojekte erbringen, über die Bildungs- und Beratungs GmbH abgerechnet haben.

Im Kern spielte es sich offenbar so ab: Die Handwerkskammer stellt Mitarbeiter frei, die die Steuerung und Abrechnung der Entwicklunsghilfeprojekte verantworten. Für diese Mitarbeiter erstattet der Bund Personalkosten – an die Bildungs- und Beratungs GmbH. Tatsächlich fielen diese Personalkosten aber bei der Handwerkskammer an, in einer Größenordnung von bis zu 170.000 Euro jährlich, je nach Zahl der Projekte.

Schaden im höheren sechsstelligen Bereich

Eine Abrechnung der Personalkosten zwischen der Bildungs- und Beratungs GmbH und der Handwerkskammer erfolgte allerdings nicht, sodass die Bundeszuschüsse in der Bilanz der Bildungs- und Beratungs GmbH als Einnahmen verbucht wurden.

Dadurch hatte die Bildungs- und Beratungs GmbH hohe Gewinne, die sie wiederum versteuern musste. Folge: Hohe Steuerzahlungen ans Finanzamt, die Rede ist von einem Schaden im höheren sechsstelligen Bereich.

Zugleich bleibt die Handwerkskammer auf den Personalkosten sitzen – die über die Beiträge der Mitglieder finanziert werden müssen. Mit 33.500 Unternehmen ist die Kölner Handwerkskammer eine der größten in Deutschland, die Mitgliedschaft ist für die Unternehmen Pflicht.

Nach EXPRESS-Informationen wird derzeit die Höhe des Gesamtschadens ermittelt, demnach soll der Schaden geltend gemacht werden, so dass nichts bei den Kölner Handwerksunternehmen hängen bleibt...

Tantiemen zu Unrecht kassiert

Als Sahnehäubchen obendrauf kommt: Bedingt durch die hohen Gewinne der Bildungs- und Beratungs GmbH haben die Geschäftsführer Weltrich und Panzer dort Tantiemen begehrt und erhalten, die nicht geflossen wären, wäre der Vorstand der Handwerkskammer darüber informiert worden, dass die Personalkosten nicht an die Handwerkskammer abgeführt wurden.

Weltrich stritt alles ab

Allein seit 2015 sollen Weltrich rund 30.000 Euro und Panzer rund 21.000 Euro Tantieme aus der Bildungs- und Beratungs GmbH kassiert haben, insgesamt ist von 90.000 Euro für Weltrich und 120.000 Euro für Panzer die Rede.

Weltrich bestritt dies in ersten Gesprächen mit dem EXPRESS „auf das Schärfste“. Er habe, seit er 2007 Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer und Geschäftsführer der Bildungs- und Beratungs GmbH geworden sei, insgesamt rund 70.000 Euro Gehalt und Tantieme als Geschäftsführer der Bildungs- und Beratungs GmbH erhalten – rund 500 Euro im Monat. Und eine GmbH müsse gewinnorientiert arbeiten, also Überschüsse erwirtschaften.

Die Frage ist nur, auf welche Weise die Überschüsse erwirtschaftet werden. „Die Mutter muss nicht alles mit der Tochter abrechnen“, sagte Weltrich dem EXPRESS offen im ersten Gespräch. Schriftlich werde er die umfängliche Anfrage des EXPRESS nicht beantworten, dazu habe er grundsätzlich keine Erlaubnis.

Handwerkskammer: Wirtschaftsanwalt Bietmann beauftragt

Hans Peter Wollseifer, der Präsident der Handwerkskammer, hatte einen Wirtschaftsanwalt beauftragt, die Vorgänge zu untersuchen, erzählte er vergangenen Donnerstag dem EXPRESS auf Anfrage.

Der Wirtschaftsanwalt Prof. Dr. Rolf Bietmann ist offenbar zu einem Ergebnis gekommen...