Tommy EngelWas der Entertainer wirklich über die Bläck Fööss denkt

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Tommy Engel gibt EXPRESS zum 70. Geburtstag ein großes Interview.

von Bastian Ebel (bas)

Köln  – Er ist Kölle. Er ist Sänger, Entertainer, Schauspieler – ein Mann, der Köln geprägt hat.

Am 28. November 2019 feiert Richard Thomas, besser bekannt als Tommy Engel, seinen 70. Geburtstag. Grund genug für EXPRESS, mit Engel auf sein Leben zurückzublicken. Im ersten teil des großen Interviews blickt Engel auf sein Köln, die Zeit mit den Bläck Fööss und auf die Stadt im Hier und Jetzt.

Herr Engel, was treibt Sie gerade um?

Alles zum Thema Bläck Fööss

Es gibt viele Dinge, die nicht gerade wunderbar funktionieren. Das Leben muss immer Ecken und Kanten haben. Wenn alles glatt gehen würde, wäre etwas verkehrt.

Hört sich nicht an, als würden Sie groß Rückschau halten oder an Ruhestand denken?

Man sollte mal zurückschauen und sehen, was man aus dieser Erfahrung mitnehmen kann. Klar will ich auch weiter meinen Beitrag leisten. Ich weiß doch nicht, was in den nächsten zehn Jahren passiert. Rente ist für mich jedenfalls kein Thema, streng genommen bin ich das ja schon. Aber man macht sich natürlich andere Gedanken. Über Menschen beispielsweise, die heute nicht mehr mit ihrer Rente zurecht kommen. Rente bedeutet heute vielfach Absturz in die Armut. Das macht mich traurig.

Arm sind Sie ja nicht gerade ...

Wir sind doch in einer wirklich komfortablen Situation. Ich kann entscheiden, was ich tue oder lasse. Ich habe immer gezeigt, was ich hatte: Ich fahre mit meiner Harley durch die Stadt oder mit den Autos. In Köln oder in Deutschland kommt da schnell Neid auf. Da habe ich aber nie etwas mit am Hut gehabt. Was soll der Driss? Ich habe mir das doch auch erarbeitet. Das gehört für mich zum Leben. Und wenn ich das nicht mehr machen kann, muss ich wegziehen.

Tommy Engel: Autos raus aus Köln

Welche ideellen Wünsche haben Sie?

Ich hoffe, dass wir die nächsten Jahre gut hinbekommen. Wir sind klimatechnisch sehr nah am Abgrund. Anhand von Greta kann man das gut festmachen. Das Mädchen geht auf die Barrikaden und das finde ich gut. Wir müssen das irgendwie packen.

Dann dürfen Sie aber nicht mehr so viel Auto fahren, Herr Engel.

Ich bin mit einem Auto da, das dürfte ich laut Klima-Aktivisten nicht mehr fahren. Aber: Tatsächlich versuche ich, etwas in meinem Leben zu verändern. Seit langem dämme ich das Licht, um Strom zu sparen. Bei mir gibt es keine Festbeleuchtung. Auch beim Wasserverbrauch bin ich sparsam. Aber manche Dinge sind eben auch schwierig, weil ja alle Menschen mitmachen müssen. Aber ich halte es auch nicht für richtig, dass so viel Panik gemacht wird. Die Politik muss das Zepter in die Hand nehmen. Die haben doch länger als 30 Jahre gepennt.

Würden Sie ein E-Auto kaufen?

Das nächste Auto wird auf jeden Fall elektrisch. Aber wir müssen weiter machen und über neue Technologien nachdenken. Wir haben nur diesen einen Planeten. Die Städte ächzen. Köln platzt aus allen Nähten. Im Kleinen ist das überall zu spüren. Schau mal auf die Aachener Straße, ein Wahnsinn: Radfahrer, KVB, Bus, Autos, Fußgänger – und manche Leute sitzen auch noch draußen und essen dabei.

Was kann man da ändern?

Ganz klar: Die Stadt muss autofrei werden. Klar, am grünen Tisch kann man das nicht entscheiden. Das muss wohl überlegt sein. Jeder sollte sich mal am eigenen Zipfel packen und sich hinterfragen: Was machen wir da eigentlich? Ansätze wären E-Fahrzeuge, die die Läden beliefern, Ausbau der Radwege und und und. Aber: Bitte nicht von heute auf morgen und nicht mit Panik. Man sollte die Menschen in diesem Prozess mitnehmen und sie mit an die Hand nehmen. Für unser Klima und für unseren Planeten.

Sind Sie denn trotzdem positiv gestimmt?

Es gibt so viele schöne Erlebnisse, die man einfach nicht vergisst. Ich finde das schön, weil das bleibt. Es gibt Momente, da bin ich traurig. Aber es gibt auch Dinge, die ich heiter finde. Vielleicht ist es banal, aber mein Motto ist: Lass uns nach vorne gucken. Ich werde jetzt 70. Da kann man nichts dran machen, das ist halt so.

Sind sie im Nachhinein froh, dass man Sie damals als Bläck Fööss akzeptiert hat? Sonst säßen wir jetzt so nicht hier.

Akzeptiert weiß ich nicht. Das hat mich auch nicht so interessiert. Entscheidend war ja, dass die Menschen uns wollten. Wenn du das auf den Karneval drehst, war es wichtig, dass die Leute von hinten angefangen haben, unsere Songs mitzusingen. Vorne saßen ja immer die Gleichen. Obwohl: Da gab es auch einige, die uns sehr wohl gesonnen waren. Vielleicht gab es bei mir ja auch ein paar Vorschusslorbeeren, weil mein Vater bei den Vier Botze war.

Aber nicht alle haben sofort die Fööss geliebt ...

Natürlich gab es anfänglich Ressentiments. Wir kamen auf die Bühne mit einer Matte, nicht geschminkt und einfach so, wie wir waren. Meine Dreiviertelhose habe ich mir abgeschnitten. So traten wir eben auf. Klar, dass sich da die Leute erst einmal gefragt haben, was wir da zu suchen hatten.

Worüber können Sie schmunzeln hinterher?

Es gibt ja die Geschichte, dass der damalige Gürzenich-Gastronom Jochen Blatzheim gerufen wurde, um uns aus dem Saal zu werfen. Weil wir unsere Schuhe vor dem Auftritt ausgezogen haben, dachten einige, die uns nicht kannten, wir wollten demonstrieren oder so was. Dabei hatten wir einen Auftritt. Dann kam Blatzheim von hinten an und fragte in seinem berühmten französischen Akzent: „Was ist hier los?“ Wir haben im Nachhinein aber einen wunderbaren Draht zu Jochen Blatzheim gehabt. Der Mann war eine Erscheinung. Wenn er durch den Gürzenich schritt, da stand alles stramm.

Sie stehen aber nicht im Goldenen Buch der Stadt, obwohl das Projekt Fööss ja durchaus auch ihr Verdienst ist ...

Die Fööss sind ein Teil meiner Geschichte und meines Lebens. Das ist doch viel mehr wert als diese Unterschrift. Denn dieser Teil liegt innen, tief in mir. Das kann man nicht sehen. Das ist auch gut so. Ich genieße das auf meine Art.