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Klimanotstand in KölnWelche Maßnahmen jetzt laufen – und ein großes Ziel für 2050

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In Köln wurde der Klimanotstand ausgerufen.

Köln – Schlechte Luft, ständig Staus, mit der Verkehrswende geht es nicht voran, Dürre-Sommer, Schüler gehen für die Rettung der Umwelt auf die Straße ...

Klimanotstand mit großer Mehrheit beschlossen

Jetzt reagieren die Politiker in Köln: Wie zuvor bereits zahlreiche andere Städte hat der Kölner Stadtrat am Dienstagabend (9. Juli 2019) mit großer Mehrheit den Klimanotstand ausgerufen und der „Eindämmung des vom Menschen verursachten Klimawandels“ eine „hohe Priorität“ eingeräumt.

Und das heißt auch: Alle Ratsbeschlüsse stehen unter dem Vorbehalt der „Klimarelevanz“ – es darf nur beschlossen werden, was sich positiv aufs Klima auswirkt! Und wenn es gar nicht anders geht, muss die Alternative gewählt werden, die die geringste negative Auswirkung hat.

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Klimanotstand: EXPRESS geht auf Spurensuche

EXPRESS geht auf Spurensuche. Was haben die Stadt und die statdteigenen Unternehmen wie KVB oder Rheinenergie bereits fürs Klima getan? Was läuft, was ist geplant?

Ziele: Weniger Auto, mehr Fahrrad und ÖPNV

Im Konzept „KölnMobil 2025“ sind Ziele vorgegeben. Waren 1982 noch 48 Prozent der Kölner mit dem Auto und nur neun Prozent mit dem Fahrrad unterwegs, sank die Zahl der Autofahrer bis 2013 auf 40 Prozent und stieg die Zahl der Radler auf 15 Prozent.

Für 2025 ist das Ziel, dass höchstens noch 33 Prozent der Kölner mit dem Auto fahren, der Rest soll im Umweltverbund (zu Fuß, Fahrrad, mit Bus und Bahn) unterwegs sein.

Maßnahmen und ihre Wirkung im Einzelnen

Fuß- und Radverkehr: Fußverkehrskonzept Severinsviertel (als Pilot für weitere Fußverkehrskonzepte), Lastenradförderung (alle bis 30. Juni eingegangenen Anträge werden bewilligt), kontinuierliche Umsetzung der beschlossenen Radverkehrskonzepte und Aufstellung weiterer Konzepte (Beispiel: neue und breitere Radwege auf den Ringen, der Ulrichgasse und anderer Straßen. Geplant ist etwa auch die Wegnahme jeweils einer Autospur in jeder Richtung auf der Riehler Straße zugunsten von Fahrradspuren).

Ziel fürs Klima: mehr Busse und Bahnen

ÖPNV allgemein: Angebotsausweitung im Busverkehr (Interimsbuslinien, dauerhafte Busangebotserweiterungen), Angebotsausweitung im Stadtbahhnverkehr, Aufbau weiterer Mobilstationen (Carsharing- und Leihradangebote an oder in der Nähe von KVB-Haltestellen), Nachrüstung von 77 Dieselbussen der KVB sowie 32 Bussen der Tochterunternehmen mit Abgasnachbehandlungssystemen bis Jahresende (siehe auch „Luftreinhaltung“).

Autoverkehr: Inbetriebnahme der Verkehrs- und Tunnelleitzentrale, Inbetriebnahme neuer und modernisierter Variotafeln, Modernisierung der Ampelsysteme (Beispiel Luxemburger Straße), Pilotprojekt zur Ertüchtigung des Parkleitsystems, baubedingte Zuflussdrosselung auf der Mülheimer Brücke.

Wirtschaftsverkehr: Lkw-Transitverbot, Lkw-Führungskonzept, Landstromversorgung für Binnenschiffe (Baubeginn nach Sommer 2019).

Verkehrsdezernentin Andrea Blome spricht dabei von „Maßnahmen, die unmittelbar Wirkung entfalten, sichtbar sind und eine hohe Dynamik aufweisen“.

Programme der Stadt

Umwelt- und Gesundheitsdezernent Prof. Dr. Harald Rau listet die CO₂-Einsparungen auf, die durch die unterschiedlichsten bereits laufenden Programme der Stadt erzielt werden:

KölnKlimaAktiv  2022: 19 Maßnahmen, 11.000 Tonnen CO₂ Einsparung bis 2022.

SmartCity Cologne: 48 Projekte – 16.000 Tonnen CO₂ Einsparung pro Jahr bis 2016.

GrowSmarter: 3000 Tonnen CO₂ Einsparung/Jahr – langfristig 10.000 Tonnen pro Jahr.

Darüber hinaus gibt es viele Förderprogramme, etwa zur Altbausanierung.

Von 1990 bis 2015 sei der CO₂-Ausstoß in Köln pro Kopf um 23 Prozent gemindert worden, wegen des Bevölkerungswachstums liegt der Wert aber nur bei 17,9 Prozent. „Köln ist Vorbild, weil die Stadt seit 2005 bei eigenen Gebäuden 33 Prozent CO₂ eingespart hat“, sagt Rau. „Die Stadt fördert den Klimaschutz in der Gesellschaft und klimafreundliche Technologien.“

Und der Umweltdezernent beschreibt die Ziele der Stadt: Minderung der CO₂-Emmissionen um 50 Prozent bis 2030, was einem Wert von 3,9 Millionen Tonnen CO₂ entspreche. „2050 wollen wir als Stadt komplett klimaneutral sein.“

Die städtischen Unternehmen (Auswahl)

KVB: Durch den Einsatz von Ökostrom im gesamten Stadtbahnbetrieb seit 2016 fahren die Menschen komplett CO₂-frei. Über das gesamte Stadtbahnnetz vermeidet die KVB die Emission von Tonnen 57.000 Tonnen CO₂ jährlich.

Bereits im Dezember 2016 wurde mit der Linie 133 die erste Buslinie der KVB auf Elektrobusse umgestellt. Hiermit wird die Emission von 520 Tonnen CO₂ jährlich vermieden. Bis 2021 folgt die Umstellung der nächsten sechs Buslinien. Bis 2030 soll der gesamte Busbetrieb auf E-Mobilität umgestellt werden.

Rheinenergie: Zur Zeit stehen 97 Windräder und 22 Groß-Photovoltaikanlagen im Eigentum der RheinEnergie. Dazu kommen Anlagen zur Produktion von Biomethan und Solarthermie.

Das jüngst verlängerte Programm „Energie & Klima 2030“ fördert neben dem Ausbau von Fernwärme auch Energieeffizienz und Projekte Erneuerbarer Energie; es hat bei Alleinbetrachtung Investitionen ausgelöst, die in Summe mehr als 680.000 Tonnen Treibhausgaus vermeiden.

Durch die Modernisierung des Leitungsnetzes könnten allein linksrheinisch 500.000 bis 700.000 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr eingespart werden.

Zu den bereits 300 vorhandenen kommen weitere 400 Stromladestationen der Rheinenergie („TankE“) auf Kölner Stadtgebiet hinzu.

Abfallwirtschaftsbetriebe: Umstellung auf Fahrzeuge mit Elektro-, Erdgas- oder Hybridantrieb. 80 Prozent des Kölner Hausmülls (rund 250.000 Tonnen) werden per Schiene zur Restmüllverbrennungsanlage nach Köln-Niehl geliefert. Dieser Eisenbahntransport spart rund 20 Müllfahrzeuge mit einer jährlichen Laufleistung von jeweils 15.000 Kilometer ein. Das entspricht mehr als 800 Tonnen CO₂-Emissionen.

Ein Wald für Köln

Grünflächen: Köln ist eine grüne Stadt – und pflanzt nach und nach mehr Bäume, die den CO₂-Haushalt regulieren (Projekt „Ein Wald für Köln“). Die Kölner Grün Stiftung trägt erheblich dazu bei.

Wohnungsbau und Plastik in der Stadt

Wohnungsbau: In Münster etwa heißt der ausgerufene Klimanotstand: Werden Wohnungen, Schulen oder Kitas gebaut, müsse das nach höchsten Energieeffizienzstandards passieren. Und das ist teuer!

Plastik: Pfandsysteme einführen, um Plastikmüll zu vermeiden. Das ist in Kölner Stadien geplant, könnte aber auch bei anderen Veranstaltungen zur Pflicht werden. Ferner könnten Plastiktüten von städtischen Märkten verbannt werden.

Umstieg auf bessere Diesel

Luftreinhaltung: Die KVB tun nicht nur was fürs Klima, sondern auch für die Gesundheit: Alle noch vorhandenen Dieselbusse werden von Euro 5 auf Euro 6 umgerüstet – der Ausstoß von Stickoxiden wird so um 85 Prozent gesenkt. Bis 2030 sollen alle Busse elektrisch fahren.

Papierverbrauch der Ratspolitiker

Stadtrat/Politik: 2016 wurden für die Politiker im Stadtrat, den Bezirksvertretungen und den Ausschüssen noch mehr als neun Millionen Blatt Papier mit Unterlagen gedruckt. Durch die Umstellung auf iPads sank der Papierverbrauch bis 2018 auf knapp über vier Millionen Blatt Papier.

Hier lesen: Diese Städte in Nordrhein-Westfalen haben ebenfalls den Klimanotstand ausgerufen.