Visa-TrickSo schleusten zwei Leverkusener Afghanen nach Deutschland

Gericht

Die Angeklagten beim Prozessauftakt am 2.6.2020 im Kölner Landgericht.

Köln – Eine mutmaßliche Bande von Schleusern muss sich seit Dienstag vor dem Kölner Landgericht verantworten. Sie holten Afghanen mit einem Visa-Trick ins Bundesgebiet, Hintermänner schmierten einen Mitarbeiter der deutschen Botschaft in der afghanischen Hauptstadt Kabul.

Köln: Afghanen bezahlten bis 15.000 US-Dollar für Ausreise

Laut Anklage der Staatsanwaltschaft mussten ausreisewillige afghanische Staatsbürger 10.000 bis 15.000 US-Dollar (letzteres wären heute ca. 13.500 Euro) berappen, um nach Deutschland oder ein anderes Schengenland geschleust zu werden. Die drei Angeklagten sollen hierbei nicht unerhebliche Rollen inne gehabt haben.

Einer der Beschuldigten (52), mit afghanischen Wurzeln, soll die Ausreise der Männer und Frauen aus seinem Heimatland organisiert und dafür Kontaktleute in Deutschland akquiriert haben. Im konkreten Fall zwei Männer aus Leverkusen, die gegen Provision für den Schleuser tätig wurden.

Leverkusener suchten „Einlader“ als Leumund

Die Aufgabe der vorbestraften Leverkusener (56, 74), von der Staatsanwaltschaft als Kaufleute bezeichnet, war es, sogenannte „Einlader“ zu finden, die gegenüber der Botschaft vorgaben, afghanische Staatsbürger für den Zeitraum eines Monats bei sich zu Hause zu beherbergen. 

Die Angeklagten beschafften den arbeitslosen Komplizen gefälschte Gehaltsabrechnungen, um diese als solvent darzustellen. In Afghanistan wurde dann der Visa-Antrag gestellt, ein korrupter Mitarbeiter der deutschen Botschaft pflegte laut Anklage noch falsche Dokumente in die Akte ein.

Köln: Afghanen kamen mit Urlaubsvisum nach Deutschland 

In mehreren Fällen wurden die Anträge bewilligt. Mit dem Urlaubs-Visum in Deutschland angekommen, stellten die afghanischen Staatsangehörigen dann unter anderem Namen einen Asylantrag. Ihr eigentliches Rückreisedatum nach Afghanistan ließen sie verstreichen.

Die sogenannten Einlader, die jeweils 50 Euro Provision pro Fall bekamen, erhielten bereits erhebliche Geldstrafen vor dem Amtsgericht. Die Leverkusener, die von ihrem Komplizen 200 Euro pro Schleusung erhielten, packten nach ihrer Entdeckung bei der Polizei aus.

Köln: Überlastung der Justiz bewahrt Täter vor Knast

Den Angeklagten drohte ursprünglich Gefängnis. Da die Akten wegen Überlastung der Justiz aber sechs Jahre lang unberührt beim Landgericht lagen, können sich Gericht und Staatsanwältin nun Bewährungsstrafen vorstellen, wie Richter Achim Hengstenberg aus Vorgesprächen verkündete. 

Eine Bewährung für die wegen Betrugstaten vorbestraften Leverkusener sei möglich, da seit mehreren Jahren keine schwerwiegenden Straftaten mehr dazugekommen seien, sondern lediglich Verstöße im Straßenverkehr und Schwarzfahren. Ein Urteil soll Ende Juni fallen.