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Verdi-AttackeLohndumping in Altenpflege: Da eskaliert's vor der Kölner Caritas

Demo Verdi

Die Gewerkschaft Verdi demonstrierte vor dem Gebäude des Caritasverbandes.

von Adnan Akyüz (aa)

Köln – Zum Weltfrauentag am Montag (8. März) gab es für Kölner Altenpflegerinnen Dornen anstelle von Rosen. Mit diesem symbolischen Akt wollte die Gewerkschaft Verdi auf einen – aus ihrer Sicht – Missstand bei den kirchlichen Trägern Caritas und Diakonie aufmerksam machen.

  • Demo am Weltfrauentag in Köln
  • Kölner Altenpflegerinnen bekommen Dornen statt Rosen
  • Gewerkschaft Verdi kritisiert Caritas und Diakonie

Die Gewerkschaft Verdi wollte ihrer Empörung mit der Demo vor der Caritas-Zentrale in Köln-Ehrenfeld öffentlich Ausdruck verleihen. Laut Verdi haben Diakonie und Caritas einen flächendeckenden Tarifvertrag für Altenpfleger verweigert.

Warum Verdi darüber empört ist? Das erklärt der Kölner Gewerkschaftssekretär Robin Orlando: „Durch unseren Tarifvertrag wären die Mindestentgelte in der Altenpflege bis Mitte 2023 um durchschnittlich 25 Prozent gestiegen. Dem Lohndumping in der Altenpflege hätte so ein Riegel vorgeschoben werden können. Dies haben ausgerechnet die kirchlichen Arbeitgeber von Caritas und Diakonie nun verhindert.“

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Laut des Gewerkschafters sind 83 Prozent der Beschäftigten in der Altenpflege Frauen. Orlando: „Zuerst wurden sie beklatscht, jetzt bekommen sie eine Klatsche.“

Verdi und die Bundesvereinigung der Arbeitgeber in der Pflegebranche (BVAP) wollten nach 16-monatiger Verhandlung einen flächendeckenden Tarifvertrag über Mindestentgelte in der Altenpflege auf den Weg bringen. Dieser sollte vom Bundesarbeitsministerium auf die gesamte Branche erstreckt werden. „Dies wäre eine längst überfällige Antwort auf die teilweise prekäre Bezahlung in den größtenteils nicht tarifgebundenen Altenpflegeeinrichtungen“, so der Verdi-Sprecher aus Köln weiter.

Beschäftigte in der Altenpflege verdienen laut Verdi im Durchschnitt rund 500 Euro weniger als ihre Kollegen in Krankenhäusern. 

Caritas-Vorstand Peter Krücker weist die Vorwürfe von Verdi scharf zurück. Zum EXPRESS sagte er: „Die Caritas setzt sich dafür ein, dass die Beschäftigten in der Pflege gut bezahlt werden, es eine betriebliche Altersversorgung gibt und Überstunden sowie Dienst an Feiertagen angemessen vergütet werden.“

Krücker seinerseits attackiert Verdi: „Der Entwurf eines allgemeinverbindlichen Tarifvertrags Altenpflege, den ver.di vertritt, unterbietet das alles und enthält nur die rechtlich verbindlichen Mindestbedingungen, um das Lohnniveau nach unten abzusichern.“

Der Caritas-Vorstand wird deutlich: „Wir fragen uns: Warum wird hier die Caritas, die in einem tarifähnlichen System bereits jetzt die höchsten Löhne in der Branche zahlt, kritisiert. Bei der Caritas verdient eine Pflegehilfskraft ohne Ausbildung als Arbeitnehmerbrutto über 30.000 Euro pro Jahr, eine Fachkraft steigt mit 40.000 Euro nach der Ausbildung ein. Erfahrene Fahrkräfte verdienen rund 50.000 Euro pro Jahr. Vielmehr sollte sich die Kritik an die Arbeitgeber richten, die schwächere Tarife als die Caritas in der Altenpflege bezahlen.“

Ein allgemeinverbindlicher Tarifvertrag könne sogar weniger Geld für die Pflegekräfte bedeuten: „Dann wären die Caritas und andere Anbieter, die ähnlich vergüten, gezwungen, die Gehälter ihrer Pflegekräfte auf dieses schlechtere Niveau des Tarifvertrags Altenhilfe abzusenken. Das wäre bestenfalls eine einseitige und falsch verstandene Solidarität.“

Nötig sei eine umfassende Pflegereform mit dem Ziel einer Besserstellung von Pflegekräften und einer nachhaltigen Aufstellung des Pflegesystems.