Verbote und KrisenbilderCorona: Neun Ratschläge der Stadt Köln für Psyche der Kinder

Kinder

Vor zwei Wochen war das noch normal: Ein Kind schaukelt auf einem Kölner Spielplatz. 

Köln – Anna (Name geändert) verkriecht sich unter Decken und Kissen auf der Couch, sie kann die Bilder im Fernsehen nicht mehr ertragen. Bedrohliche wirkende Menschen in Masken und Schutzanzügen laufen durch leere Städte, es gibt immer mehr Kranke und Tote.

Bekannte Politiker, die die 9-Jährige kennt, etwa Frau Reker und Frau Merkel, leben abgeschottet in Quarantäne. Die Schule ist geschlossen, mit Freunden darf Anna nicht auf der Straße spielen, der Spielplatz ist gesperrt. Auch ein Kind nebenan soll nachts schon Albträume haben.

So wie Anna geht es wohl tausenden Kölner Kindern, und dies stellt die Eltern (neben den Betreuungsproblemen) vor ungeahnte Herausforderungen. Deshalb hat der Schulpsychologische Dienst der Stadt Köln jetzt Familien den Rundbrief „Covid-19: Tipps für Eltern" ans Herz gelegt - herausgegeben vom Bonner Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe.

Die Coronasituation kann Kinder verunsichern

„Verunsicherte Kinder können sich unwohl oder müde fühlen, unruhig, nervös oder ängstlich reagieren. Sie können gereizt, aggressiv oder auf andere Weise „anders“ sein als üblich. Möglicherweise lassen Appetit oder Konzentration nach, oder die Einschlaf- und Schlafroutinen sind verändert", heißt es dort.

Und weiter: „Einige Kinder können Verhaltensweisen zeigen, die ihrem Entwicklungsstand eigentlich nicht mehr angemessen sind: Sie sind besonders anhänglich, reagieren stark auf Abschieds- oder Trennungssituationen oder sprechen wieder in Babysprache. Manchmal kann es sein, dass Kinder wieder einnässen oder einkoten. Auch andere körperliche Symptome wie Übelkeit, Bauch- oder Kopfschmerzen können auftreten."

Was können Eltern jetzt tun, was kann Kindern in dieser Krise und in einer Quarantäne helfen? EXPRESS hat neun wichtige behördliche Tipps zusammengestellt:

1. Optimistisch bleiben

Bewahren Sie sich eine positive Grundhaltung: Dies kann sich auch auf Ihr Kind übertragen und vermittelt Zuversicht und Sicherheit.

2. Erklären und zuhören

Sprechen Sie mit Ihrem Kind über die aktuelle Situation. Hören Sie aufmerksam und geduldig zu, wenn es  von Eindrücken erzählt, auch wenn es sich wiederholt. Wenn Ihr Kind Fragen stellt, beantworten Sie diese ehrlich. Sagen Sie offen, wenn Sie etwas selbst nicht wissen.

3. Schutzmaßnahmen beschreiben

Geben Sie Ihrem Kind klare, verständliche und altersgerechte Informationen z.B. darüber, wie man einer Infektion vorbeugen kann. Dazu kann auch gehören, zu besprechen, wie Sie vorgehen werden, wenn ein Familienmitglied oder das Kind selbst Krankheitszeichen zeigt.

4. Struktur für den Tag

Ein strukturierter Tagesablauf mit festen Schlaf- und Essenszeiten gibt Halt und Sicherheit. Achten Sie darauf, dass Gewohntes möglichst beibehalten wird (ebenso wie evtl. Hausaufgaben), und halten Sie Absprachen und Zusagen jetzt ganz besonders zuverlässig ein. 

5. Frischluft und gesunde Ernährung

Sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind sich körperlich betätigt (Rad fahren, Ball spielen usw.) und Zeit an der frischen Luft verbringen kann. Eine gesunde Ernährung ist immer wichtig, gerade jetzt.

6. Kein TV-Dauerbetrieb

Schützen Sie Ihr Kind vor zu intensivem Konsum der Berichterstattung. Immer wieder mit bestimmten Bildern und Schilderungen konfrontiert zu werden, hilft nicht und kann verunsichern.

7. Geborgenheit schenken

Wenn Ihr Kind gerne wieder in Ihrem Bett schlafen möchte, kann das durchaus sinnvoll sein – falls es für Sie und Ihre Familie umsetzbar ist.

8. Kontakt via Internet halten

Erklären Sie Ihrem Kind, warum Besuche von Freunden,  Großeltern oder anderen Bezugspersonen aktuell nicht möglich sind. Ermöglichen Sie Ihrem Kind den Austausch mit diesen Bezugspersonen (z.B. über Telefon, Internet und soziale Medien). Dies alles kann das Gefühl von Kontakt und Gemeinschaft stärken.

9. „Corona-Kalender" basteln

Kinder haben ein anderes Zeiterleben als Erwachsene. Malen Sie z.B. einen Kalender und streichen Sie – ähnlich einem Adventskalender – jeden Tag ab, sodass die Zeitspanne für Ihr Kind greifbarer wird.