US-WahlKölner Amerika-Haus Direktor: Das hat sich für uns durch Trump geändert

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Dr. Benjamin Becker vom Kölner Amerika-Haus neben der US-Flagge.

von Markus Krücken (krue)

Köln – Die US-Wahlen kurz vor dem Showdown. Auch Köln schaut gespannt auf die eintrudelnden Zahlen aus Übersee.

Besonders im Kölner Amerika-Haus an der Apostelnstraße, das seit Jahrzehnten - mit mehr als 50 Veranstaltungen im Jahr - als Institution für die transatlantischen Beziehungen die Anlaufstelle schlechthin ist.

Ob jüngst Ex-Außenministerin Condoleeza Rice, oder gar Whistleblower Edward Snowden, viele prominente US-amerikanische Gesichter waren bei Events vom Amerika Haus schon präsent oder via Zoom zugeschaltet.

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EXPRESS hörte bei Direktor Dr. Benjamin Becker nach, wie er und seine Mitarbeiter die Schickalswahl erleben und welche Auswirkungen er erwartet.

Wie verfolgen Sie selbst und Ihre Mitarbeiter den Wahltag?  

Becker: Wir verfolgen das natürlich gespannt den ganzen Tag. Ab abends dann jeder individuell für sich, auf der Couch. Wir hatten bis vor einigen Wochen für heute eine große Veranstaltung geplant. Aber das geht ja wegen Corona nicht.

Was hätte das für Sie für Auswirkungen, je nach dem wer Präsident wird?

Becker: Ich würde vier Jahre zurückgehen. Hätte Hillary Clinton seinerzeit gewonnen, würde das Verhältnis zwischen den USA und Deutschland heute gewiss anders diskutiert. Donald Trump hat da eine Wucht reingebracht, er sorgt dafür, dass das Verhältnis sehr stark diskutiert wird. Wobei ich sage: Wenn man sich das außenpolitisch anschaut, wäre Joe Biden auch ein amerikanischer Präsident, der amerikanische Interessen verflgt. Vom Stil her und vom Umgang dennoch gewiss anders.

Dürfen Sie einen eigenen Favoriten haben und nennen?

Becker: Wir sind ja ein Verein und keine staatliche Behörde. Doch wir haben den Anspruch neutral zu sein. Ich habe eine eigene persönliche Meinung, aber als Institution halten wir uns da zurück.

Hat die erste Ära Trump Ihrem Haus geschadet oder genutzt, was har sich verändert?

Becker: Unsere Arbeit ist relevanter geworden. Wir haben viel stärker eine erklärende Funktion. In Obama-Zeiten haben alle die USA geliebt, jetzt ist die Stimmung deutlich kritischer. Teilweise zurecht, aber auch überzogen. Das Interesse ist riesig seit der Trump-Präsidentschaft.

Was man merkt, ist, in früheren Zeiten gab es deutlich mehr amerikanische politische Gäste, die nach Deutschland reisten und verfügbar waren für Veranstaltungen. Das hat schon abgenommen. Die Trump Regierung war bei dieser Art des öffentlichen Austauschs deutlich zurückhaltender.

Bekommen Sie auch Anfeindungen?

Becker: Wir sind dankbar für jede Rückmeldung. Die meisten sind positiv, Tenor: Toll, dass ihr erklärt. Natürlich gibt es auch vereinzelt kritische Anmerkungen, ich schreibe auf jede Nachricht zurück. Gerade heute ist erklären und in den Dialog zu gehen immer wichtiger.

Hat Corona Ihrer Arbeit geschadet?

Becker: Wir haben blitzschnell von Präsenz auf Digital umgestellt und im Gegenteil sogar noch mehr Programme angeboten als zuvor. Im Moment ist ein unglaublicher Diskussionsbedarf. Es ist nichts weggebrochen und wir sind dankbar, unsere Arbeit weiter machen zu können.