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Unruhe auf Kölner GroßmarktHändler in Angst: Sorgen Pläne der Städte für Insolvenzen?

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Stavros Papakostas im Kühlhaus seines Fisch- und Feinkosthandels

von Adnan Akyüz (aa)

Köln – Große Unsicherheit auf dem Kölner Großmarkt: Die Händler blicken mit großen Sorgen in die Zukunft. Sie fürchten, dass der anstehende Umzug in den geplanten Neubau in Marsdorf Ende 2023 nicht rechtzeitig stattfinden wird.

Die meisten Mietverträge auf dem Kölner Großmarkt laufen noch bis Ende 2023. Ausgelaufene Verträge, teilweise seit 2019, werden nicht verlängert. Der Abschied an den Standort in Raderberg ist nah, die Gebäude leeren sich nach und nach. Aktuell gibt es dort laut Interessengemeinschaft (IG) Kölner Großmarkt 200 Händler mit insgesamt 2000 Mitarbeitern. Viele wollen in das in Marsdorf geplante Frischezentrum umziehen.

Die Situation sorgt für Unmut bei Händlern wie Stavros Papakostas (49), der seit 1995 auf dem Großmarkt arbeitet und seit 2012 mit seinem Fisch- und Feinkost-Geschäft „SP Weltfisch“ selbstständig ist. „Ich habe 18 Mitarbeiter. Was soll ich den Jungs sagen, wenn wir nicht rechtzeitig umziehen können? Die Mieten außerhalb sind zu hoch für uns. Gegenüber ist ein Händler insolvent gegangen und das Geschäft steht leer. Das sorgt für Unruhe auf dem Großmarkt.“

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Jörg Zimmermann (58) ist mit seinem Früchte-Geschäft Händler in dritter Generation und im Vorstand der IG Großmarkt. Er sagt: „Wir fühlen uns von der Stadt im Regen stehen gelassen.“

Seine Firma steht auf dem Teil des Großmarktes, dem ehemaligen Bahngelände, der zuerst abgerissen werden soll. Er fragt sich, ob das Bauvorhaben für den neuen Standort rechtzeitig ausgeschrieben wird. Der Betrieb müsse bis zum Umzug gewährleistet sein. „Die Bauarbeiten machen uns aber das Leben schwer.“

Der Großmarkt in Raderberg liegt im Planungsgebiet der Parkstadt Süd, einem neuen Stadtviertel, das zwischen Luxemburger Straße und dem Rheinufer entsteht. Dort soll auf 115 Hektar in den nächsten zehn bis 15 Jahren Wohnungen und Büros entstehen, die Platz für 7000 Menschen bieten sollen. Auch der Innere Grüngürtel soll bis zum Rhein verlängert werden.

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Die Arbeiten dafür haben teilweise schon begonnen. Etwa wird derzeit die Anbindung der Nord-Süd-Bahn gebaut. Dafür soll der Haupteingang des Großmarkts an der Bonnerstraße ab Mitte 2021 gesperrt werden, heißt es in einem Informationsschreiben der Stadt.

Obst- und Gemüsehändler Atilla Karahan (57), ist mit seiner Firma „Früchte Karahan“ seit 1991 auf dem Kölner Großmarkt tätig. „Ich habe 17 Mitarbeiter und verkaufe täglich zwischen 70 und 80 Tonnen Ware an Wochenmarkthändler, Gastronomen, Imbisse und Lebensmittelläden. In den 30 Jahren habe ich mehrere Geschäfte aufgekauft und über zwei Millionen Euro investiert“, erklärt er.

Kölner Großmarkt-Händler Atilla Karahan: „Viele wissen nicht, wie es weitergeht“

Die Geschäfte liefen gut. „Das wollen wir auch aufrechterhalten. Von der Stadt fühlen wir uns aber nicht ausreichend informiert. Viele wissen nicht, wie es weitergehen wird. Wir stellen uns nicht gegen den Umzug. Wir möchten aber nach vorne schauen und investieren. Das können wir gerade nicht“, so der erfahrene Händler.

Auch seine Kollegen sagen, dass sie den Umzug als Chance sehen. „Ein neues Geschäft bedeutet für uns Investitionen von mindestens 200.000 Euro pro Händler. Wir wollen Planungssicherheit und rechtzeitig zur Bank gehen. Auf den letzten Drücker geht sowas nicht“, so Karahan.

Kölner Großmarkt-Händler Stavros Papakostas: „Neue Geschäfte sind Gelegenheit für noch bessere Hygiene“

Dabei sieht er auch viele Vorteile bei dem neuen Standort. „Marsdorf hat eine gute Anbindung an die Autobahn“, sagt Karahan. Sein Nachbar Stavros Papakostas sagt: „Aus unserer Sicht ist das auch eine gute Gelegenheit, um in neuen Geschäften für noch bessere Hygiene und Sicherheit für alle zu sorgen.“ Der Wegfall des Großmarkts würde Köln schaden, sind sich die Händler einig.

Als EXPRESS sich auf dem Großmarkt umhört, kommt ein italienischer Gastronom vorbei. Er sagt: „Wenn es den Großmarkt nicht gibt, bleiben uns nur Metro und Handelshof als Alternative. Dort sind die Preise teurer. Die Kosten würden sich dann auch auf unseren Speisekarten spiegeln. Das bedeutet für den Kunden, dass Pizza und Pasta am Ende teurer sein werden.“

Stadt plant Neubau von „Frischezentrum“ in Marsdorf

Auf EXPRESS-Anfrage erklärt Stadtsprecher Jürgen Müllenberg: „Den ansässigen Händlern und Betrieben auf dem Großmarktgelände wurde Bestandschutz bis zur Verlagerung des Großmarktes zugesichert. Gebäude werden sukzessive niedergelegt, um die Umsetzung der Planung Parkstadt-Süd nicht zu belasten.“

Offenlegung von Frischezentrum Marsdorf für 2021 geplant

Auf eine Anfrage im Wirtschaftsausschuss am 25. Mai, in welchem Status sich das Verfahren für das Frischezentrum Marsdorf befindet, erklärte Baudezernent Markus Greitemann: „Bei zeitnaher Verabschiedung eines Bebauungs-und Nutzungskonzeptes und wenn die Erschließungsfrage geklärt ist, ist eine Offenlage noch in der zweiten Jahreshälfte 2021 umsetzbar.“

Stadt Köln will 2024 mit Bau von neuen Viertel Parkstadt-Süd beginnen

Darauf aufbauend könne im Weiteren ein Satzungsbeschluss zum Bebauungsplan voraussichtlich im Jahr 2022 erfolgen. Ziel der Stadt sei es laut Greitemann, 2024 mit der Realisierung der Parkstadt-Süd zu beginnen. Zu dem Zeitplan für Marsdorf heißt es, dass die Zeitpläne mit dem der Parkstadt-Süd abgeglichen werden. Eine konkrete Antwort auf eine mögliche Fertigstellung in Marsdorf bis 2024 gab es nicht.