Ungeheuerlicher VorwurfWurde Kölner Hirnchirurg während laufender OP gefeuert?

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Privatdozent Dr. med. Mohammad Maarouf ist Hirnchirurg und gilt als Experte auf dem Gebiet der Stereotaxie und funktionellen Neurochirurgie.

Köln – Die Vorwürfe sind ungeheuerlich – und wenn sie stimmen sollten, haben die Kliniken der Stadt Köln einen handfesten Skandal am Hals. Aus Kreisen des Klinikums Merheim hat der EXPRESS erfahren, dass Priv.-Doz. Dr. med. Mohammad Maarouf am 8. Juli 2019 während einer laufenden Hirn-Operation, der sich ein Patient aus Katar unterziehen musste, vom Klinischen Direktor Prof. Dr. med. Horst Kierdorf gefeuert worden sein soll.

Juristen der Klinik hätten Maarouf aus dem Haus begleitet, er habe Handy und Schlüssel abgeben müssen.

Rechtsanwalt Bietmann: „Maarouf hat auf laufende OP hingewiesen"

Auf Anfrage des EXPRESS bestätigt Prof. Dr. Rolf Bietmann als  Anwalt von Dr. Maarouf: „Es ist ungeheuerlich, dass Professor Kierdorf meinen Mandanten die Operation nicht hat fortsetzen lassen.“

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Das Klinikum Merheim

Maarouf soll in dem Gespräch mit Kierdorf mehrfach darauf hingewiesen haben, dass er sich mitten in einer Operation befinde und in den OP-Saal zurückmüsse. Daraufhin soll Kierdorf gesagt haben, dass die OP dann eben abgebrochen werden müsse.

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Prof. Dr. med. Horst Kierdorf ist der klinische Direktor der Kliniken der Stadt Köln.

OP wurde abgebrochen

Der assistierende Oberarzt habe dann tatsächlich die OP abgebrochen. Der Patient wurde dann einige Zeit später an der Uniklinik operiert, was Christoph Wanko, Sprecher der Universitätskliniken, gegenüber EXPRESS bestätigt.

Patient aus Katar sollte Hirnschrittmacher bekommen

Dem Patienten aus Katar, schwer an Parkinson erkrankt, sollte Bietmann zufolge in Merheim ein Hirnschrittmacher eingesetzt werden. Die „eigentliche“ OP – also das Aufbohren der Schädeldecke, Einführen und Taxieren der Elektroden – hatte zu diesem Zeitpunkt noch nicht begonnen.

„Allerdings war der Kopf des Patienten bereits in das Schädelgestell eingespannt und dieses im Kopf verschraubt“, so Bietmann. Auch alle anderen vorbereitenden Maßnahmen seien abgeschlossen gewesen.

Kölner Klinik-Geschäftsführer weist Vorwürfe zurück

Klinik-Geschäftsführer Holger Baumann weist die Vorwürfe entschieden zurück. „Am 5. Juli wurde Dr. Maarouf für den 8. Juli zum Gespräch geladen. Dieses Gespräch hat in der Klinikverwaltung in Holweide stattgefunden. Leitet ein Arzt in Merheim eine OP ein und fährt dann nach Holweide zu einem Gespräch mit der Klinikleitung? Davon konnte niemand ausgehen, zumal Dr. Maarouf am 5. Juli darauf hingewiesen wurde, für den 8. Juli geplante OP-Termine abzusagen. Und er hat nicht auf eine laufende OP hingewiesen.“

Hat Maarouf Medizinstudent operieren lassen?

Der Grund für die fristlose Kündigung: Dr. Maarouf habe einen früheren Famulanten (Medizinstudent, der ein Praktikum macht) „eigenständig“ operieren lassen. „Wir können es nicht zulassen, dass Dritte ohne Vertrag in unseren Kliniken Behandlungen an Patienten vornehmen“, so Baumann. „Wir müssen die Patienten schützen – und uns auch!“

Bietmann streitet die Behauptung Baumanns ab. „Zu keiner Zeit hat Dr. Maarouf den Famulanten eigenständig operieren lassen!“

Bietmann: „Mein Mandant ist hochangesehen“

Kierdorf behaupte, so Bietmann, erst durch ein Schreiben Bietmanns erfahren zu haben, dass die Kündigung während einer laufenden OP erfolgt sein soll.

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Der Kölner Wirtschaftsanwalt Prof. Dr. Rolf Bietmann (64)

Bietmann nennt dies „absolut lebensfremd“ und sagt: „Selbstverständlich hat mein Mandant auf die laufende Operation hingewiesen. Er ist ein hochangesehener Arzt und trägt Verantwortung für seine Patienten. Diese wahrzunehmen wurde ihm von Professor Kierdorf durch die fristlose Kündigung und den sofortigen Hinauswurf verboten.“

Es wird dauern, bis dieser Fall aufgeklärt ist.

Gegen die fristlose Kündigung geht Bietmann juristisch vor, es soll bald einen Gütetermin vor Gericht geben.