Trotz CoronaIn der dunklen Jahreszeit zeigt sich eines der größten Kölner Probleme

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Dienstagmorgen, 1. Dezember 2020: Nach einem Auffahrunfall in Höhe des Fernsehturms staut sich der Verkehr weit zurück.

von Jan Wördenweber (jan)

Köln – Mal abgesehen vom weltweiten Kampf gegen Corona: Köln steht vor einer riesigen Herausforderung. Und gerade die Auswirkungen der Pandemie zeigen in diesen Tagen, dass es bis zur angestrebten Verkehrswende noch ein langer, sehr langer Weg ist. Gerade jetzt, in der dunklen Jahreszeit, nehmen die Staus auf Kölns Straßen wieder zu. Ein Kommentar.

Köln: Stau auf der Inneren Kanalstraße

Haben Sie sich am Dienstagmorgen (1. Dezember) gegen 8.45 Uhr auf der Inneren Kanalstraße auch so gewundert? Wieso ist hier Stau? Wegen Corona müssten die meisten Leute doch im Homeoffice und nicht auf der Straße sein...

Vom Uni-Center bis zum Fernsehturm ging es nur im Schneckentempo vorwärts. Der Grund zeigte sich dann am Colonius: kleiner Auffahrunfall, große Wirkung.

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In der Gegenrichtung gab es zwar keinen Unfall, aber ein ähnliches Szenario: Stop-and-go von der Zoobrücke kommend. Dort, wo im Berufsverkehr eigentlich immer Stau war – bis Corona kam.

Staustadt Köln: Corona hat viele Probleme im Sommer überdeckt

Fast hatte man die Bilder von der geplagten Staustadt Köln vergessen, aber trotz der Pandemie herrscht in diesen Tagen wieder mehr Stillstand als noch vor wenigen Wochen. 

Das hat mehrere Gründe: In der dunklen und kalten Jahreszeit – vor allem wenn Regen dazu kommt – steigen viele Fahrradfahrer doch wieder aufs Auto um. Viele Pendler wollen auch Menschenmassen in Bussen, Bahnen und damit ein erhöhtes Infektionsrisiko meiden und setzen sich hinters Steuer.

Köln: Ohne Corona jetzt noch mehr Stau

Das aktuelle Geschehen zeigt: Gäbe es kein Corona, dann wären jetzt im Winter Busse und Bahnen sicherlich noch voller. Aber auf Kölns Straßen wären dann noch Zigtausende mehr unterwegs, die derzeit in der Heimarbeit tätig sind. In der Lanxess-Arena oder im Rheinenergie-Stadion fänden wieder Großveranstaltungen statt. Die Folge: noch mehr Stau.

Viele Pendler können sich noch an den vergangenen Winter erinnern, als abends in der Innenstadt fast gar nichts mehr ging.

KVB: Investition in neue Bahnen für Köln

Insofern muss die Stadt Vollgas geben, damit eines Tages in Köln endlich wieder alles im Fluss ist. Die angestrebte Verkehrswende kann dazu beitragen. Die Investition der KVB in neue Bahnen, welche die Fahrgast-Kapazität auf den Linien 1 und 9 um 50 Prozent erhöhen soll, ist dabei nur ein erster Schritt. Auch die neue Ost-West-Achse der KVB wird helfen. 

Ein gut durchdachtes Gesamt-Konzept kann auch dafür sorgen, dass selbst bei autofreien Innenstadt-Bereichen der motorisierte Individualverkehr auf Kölns Straßen besser fließt.

Olympia 2032 an Rhein und Ruhr wäre eine Riesenchance für eine verbesserte Mobilität. Professor Günther Schuh aus Aachen hat im EXPRESS Beispiele aufgezeigt. Autonome Shuttles etwa, die mit geringen Abständen fahren und ohne Wartezeit genau die Strecken bedienen, die von den Pendlern nachgefragt werden.

Neue Verkehrswege, emissionslose Fahrzeuge, vernetztes Fahren und Denken, mehr öffentliche Verkehrsmittel, mehr Spuren für Fahrräder, mehr große Parkhäuser, so genannte „Mobility Hubs": Zugegeben, all das klingt vielleicht unvorstellbar in einer Stadt mit maroden Brücken und jüngeren Bau-Desastern.

Aber Köln hat keine andere Wahl, denn so wie jetzt kann es nicht weitergehen. Gleichwohl ist es auf dem Weg zur modernen Metropole ein langer Weg.

Bis dahin ist weiterhin viel Geduld im Straßenverkehr angesagt. Und hoffen müssen wir auch: Dass sich in den nächsten Tagen nicht doch noch zwei Schneeflöckchen in der Eifel verabreden, um Köln vollends lahmzulegen.