Trauriger GrundKölner Kult-Bäckerei schließt fast alle ihre Filialen

Ralf Merscher und seine Frau Elke betreiben seit vielen Jahren die Traditionsbäckerei Heilinger.

Ralf Merscher und seine Frau Elke betreiben seit vielen Jahren die Traditionsbäckerei Heilinger.

Köln – Das war's dann wohl! 

Seit 1956 existiert die Bäckerei Heilinger in Köln – mit mittlerweile nur noch fünf von einst sieben Filialen. 

Doch auch die muss das Bäcker-Ehepaar nun fast alle schließen. 

Der Grund: Es gibt zu viele Discounter, die Tiefkühlware zu Dumpingpreisen verschleudern. 

Bäckerei Heilinger ist Kult in Köln-Klettenberg

Viele Kölner kaufen in Ralf Merschers Bäckerei Heilinger an der Siebengebirgsallee ihr täglich Brot (oder Brötchen).

Ralf und Elke Merscher betreiben das Bäckereihandwerk schon sehr lange nach allen Regeln der Kunst. Jeder Teig bekommt die Zeit, die er benötigt, um zu reifen, ohne Zusatzstoffe, wie beispielsweise der dreistufige Natursauerteig, drei Tage lang.

Heilinger Filiale in Luxemburgerstraße schließt

Kunden trauern, dass nun auch die Filiale der Bäckerei Heilinger an der Luxemburger Straße geschlossen hat. Wer künftig die Produkte aus Merschers Backstube kaufen möchte, muss das Stammhaus an der Siebengebirgsallee in Klettenberg besuchen.

Nur noch dieses wird das Bäckerpaar weiterbetreiben. Es ist das letzte von fünf Geschäften.

2015 mussten schon zwei Filialen schließen

Schon zum 31. Dezember 2015 machten die Merschers ihre Läden in Zollstock, an der Dürener und an der Berrenrather Straße dicht.

1994 hatte das Paar den Betrieb von Elke Merschers Vater Hans Heilinger übernommen. 

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Dieser hatte den Betrieb 1956 an der Berrenrather Straße, Ecke Neuenhöfer Allee gegründet. Damals florierte das Geschäft. 1964 übernahm er die Bäckerei an der Siebengebirgsallee, wo sich heute noch Produktion, Verwaltung und Hauptgeschäft befinden. Im Zeitraum von 1970 bis 1991 kamen weitere Läden hinzu.

In der Backstube kennen und lieben gelernt

Ebenfalls im Jahr 1991 heiratete Ralf Merscher die Bäckerstochter. Er hatte einst als Brötchenjunge im Geschäft angefangen und war mittlerweile zum Meister avanciert.

Knapp 20 Jahre später tritt das Paar den Rückzug an – etappenweise. „Wir möchten auf keinen Fall Insolvenz anmelden“, so die Bäckersfrau. „Deswegen schrumpfen wir uns jetzt gesund.“

Die Gründe für die schwierige Lage, in denen sich der Betrieb befindet, seien vielfältig, sagt das Paar.

Discounter schuld an schlechter Lage der Handwerksbäcker

Der Konkurrenzdruck durch Discounter, die aufgebackene Tiefkühlware zu Schleuderpreisen anbieten und Großbäckereien, die Brote am Fließband backen, sei enorm. Das berichtet der „Kölner Stadtanzeiger”. 

Preislich könne der Handwerksbetrieb da nicht mithalten. „Wir bestellen qualitativ hochwertige Rohstoffe“, schildert Ralf Merscher.

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„Wenn ein Großfilialist 32 Tonnen Butter bestellt, bekommt er sie zu einem günstigen Preis. Die Rabatte, die die Lieferanten den Großkunden geben, werden dann bei uns draufgeschlagen. Und wir zahlen dann für die vergleichsweise geringe Menge ein Vielfaches.“

Bleibt zu hoffen, dass nun wenigstens noch die Heilinger-Filiale in Klettenberg überlebt.

(jri)

(exfo)