Kerpen/Köln – Franz Josef S. (52) und seine Lebensgefährtin Sabrina J. (37) sitzen am Mittwochnachmittag fassungslos an ihrem Esstisch.
Sie haben gerade erfahren, was sich in der Wohnung eine Etage unter ihnen am Montagmorgen tatsächlich zugetragen hat, als um 6.50 Uhr plötzlich Sanitäter und Notarzt mit Blaulicht vorfuhren: In einer Wohnung wurde einen toter Säugling entdeckt.
Kind lag tot im Bettchen
Anwohner aus dem Mehrfamilienhaus hatten die Feuerwehr gerufen, nachdem die Eltern des sieben Monate alten Jungen ihnen im Hausflur sagten, dass der jüngere ihrer beiden Söhne (knapp 2 Jahre alt) tot in seinem Bettchen liegen würde.
Als die Retter vor Ort eintrafen, behaupteten die Mutter (22) und der Vater (47) des kleinen Jungen, dass am Vorabend noch alles in Ordnung gewesen wäre. Seelenruhig sollen die Eltern gesagt haben, dass der Junge am Morgen einfach nicht mehr aufgewacht sei.
Eltern waren emotionslos
„Das war nicht normal. Die waren völlig ruhig. Ich habe selbst zwei Kinder verloren. Eines davon durch plötzlichen Kindstod. Da mussten mich die Ärzte mit Medikamenten ruhigstellen, so sehr war ich außer mir. Aber die beiden von unten waren vollkommen cool und gelassen“, erklärt die sechsfache Mutter Sabrina J. gegenüber EXPRESS.
Eine Obduktion brachte die grausige Wahrheit ans Licht. Das Verletzungsbild zeigte, dass der Kleine durch stumpfe Gewalt zu Tode kam.
Tatverdächtige in U-Haft
„Beide Eltern sind daraufhin am Montagnachmittag von Kripobeamten festgenommen worden. Sie wurden einem Haftrichter vorgeführt und sitzen derzeit in Untersuchungshaft“, so eine Polizeisprecherin.
Ermittelt wird gegen beide Eltern wegen Missbrauchs von Schutzbefohlenen und Totschlags, jeweils durch Unterlassen. Jetzt müssen die Kölner Mordermittler klären, von wem die tödliche Gewalt ausging.
Bruder in Obhut genommen
Die Tatverdächtigen schweigen und lassen sich anwaltlich vertreten. Der ältere Sohn des Paares ist derweil in Obhut des Jugendamtes.
„Ich kann mir das einfach nicht vorstellen. Die Eltern des Kleinen waren immer ruhig, haben nett gegrüßt. Die waren eher unauffällig. Ich kann nicht verstehen, wie man einem Kind so etwas Schlimmes antun kann“, so Franz Josef S. Damit spricht er nicht nur den anderen Hausbewohnern aus der Seele.
(red)
(exfo)