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Stadt und Politik zu lahmVerkehrs-Revolte im Kölner Veedel: Parkende Autos raus!

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Der Eigelstein in der nördlichen Altstadt von Köln: links und rechts Parkplätze, Radfahrer zwängen sich am rollenden Autoverkehr und Baustellen vorbei – chaotisch und gefährlich. 

von Chris Merting (mert)

Köln – Die Stadtspitze und Politiker reden gerne und oft über die „Verkehrswende“. Doch überall in Köln hapert es an der praktischen Umsetzung – besonders am Eigelstein. Anwohnern und Geschäftsleuten im Veedel reicht es jetzt, sie werden selbst aktiv: Es ist eine Verkehrs-Revolution von unten, die in Köln Maßstäbe setzen kann.

Weg mit den parkenden Autos auf unserer Straße! Das ist die zentrale Forderung einer Bürgereingabe an die Ratsgremien, die der Bürgerverein Eigelstein jetzt gestellt hat. „Es geht darum, dass der Eigelstein komplett vom ruhenden Autoverkehr befreit wird, auf beiden Seiten, über die gesamte Länge der Straße“, erläutert der Vorsitzende des Bürgervereins, Burkhard Wennemar.

Bürgerverein Eigelstein fordert: Bäume statt Blech!

„Der öffentliche Raum ist viel zu kostbar, dass er mit Blech zugestellt wird“, ergänzt Ruth Wennemar. Die Sprecherin des Vereins wünscht sich anstatt Parkplätzen mehr Raum für Fußgänger und Radler sowie für Außengastronomie. „Der Eigelstein benötigt auch dringend mehr Bäume“, so Ruth Wennemar. Dies hebe nicht nur die Aufenthaltsqualität, sondern sei auch gut fürs Klima. Kurz, eine moderne „Wohlfühlstraße“.

Alles zum Thema Rewe

Selbst Rewe-Chef will keine Parkplätze vor dem Geschäft

Unterstützt wird der Vorstoß von den „großen Playern“ im Veedel: Unter anderem von den Chefs des Hotel Savoy, vom „Kölsche Boor“, dem „Weinhaus Vogel“, Immobilien-Investoren wie Konstantin Neven DuMont, der das Kämpgen-Haus umbaut, vom Chef des entstehenden Althoff-Hotels auf dem alten Gaffel-Gelände sowie von der Leitung des ansässigen Rewe-Marktes.

Letzteres ist bemerkenswert. Burkhard Wennemar sagt: „Die Argumentation, der Kofferraum sei die größte Einkaufstüte, ist längst widerlegt.“ Auf der Severinstraße habe der Handel von der Verbannung parkender Autos profitiert.

Offenbar sind die Menschen in Sachen Mobilität viel weiter, als sich manche Politiker vorstellen. „Auf unserem letzten Veedelstreff waren alle 80 Teilnehmer einhellig für eine Verkehrsberuhigung und Begrünung des Eigelstein“, berichtet Ruth Wennemar.

Autos dürften auf der Straße weiter fahren, der Lieferverkehr sei aber zeitlich zu begrenzen. Alternative Park-Möglichkeiten wie Quartiersgarage und Parkleitsystem für vorhandene Parkhäuser und Garagen sollen endlich umgesetzt werden. Die wurden längst von der Politik beschlossen, sind aber in der Wanderdüne der Bürokratie verschütt gegangen. Etwa: Parken in Kombination mit Wohnen auf der städtischen Fläche an der Turiner Straße/Dagobertstraße und die Schaffung von Stellplätzen in den Bahnbögen.

Damit nicht wieder Jahre vergehen, machen die Anwohner Druck: Die Stadt soll einen Plan vorlegen, um das gesamte Paket innerhalb von sechs Monaten zu realisieren, heißt es in dem Antrag dazu.

Mit Blick auf die Ergebnisse der Europawahl appelliert der Bürgerverein an die Ratsparteien, gemeinsam zu handeln: „Nur so kann das Vertrauen der Bürger in die Demokratie gestärkt beziehungsweise zurückgewonnen werden.“

Was ist mit der Finanzierung? „Die Maßnahmen erfordern relativ geringe investive Mittel, die zu einem großen Teil aus den vereinnahmten Stellplatzablösemitteln finanziert werden sollen“, so der Vorschlag des Bürgervereins. Aufwendungen für Baumpflanzungen könnten aus dem Etat der Baumschutzsatzung für Ersatzpflanzungen finanziert werden.

Das 500-Knöllchen-Desaster

Beim Thema Verkehrsregelung hinkt der Eigelstein (noch) hinterher. Schlimmer noch: Der jüngste Versuch der Stadt ist ein Desaster. Die Verwaltung hatte vier Jahre benötigt, um in diesem Jahr einen Beschluss der Politik umzusetzen, auf einer Straßenseite das Parken zu verbieten. Vorbild war die Severinstraße.

Herausgekommen ist am Eigelstein allerdings nur eine halbherzige Alibi-Regelung. Nur in einzelnen Abschnitten, versetzt und teils nur zeitweise ist das Parken verboten. Kaum einer begreift den Schilderwald oder will ihn begreifen. So bestätigte eine Mitarbeiterin des Ordnungsamtes, dass die drei Ladezonen, die zwischen Dagobertstraße und Unter Krahnenbäumen geschaffen wurden, zu klein für Lkw und vor allem ständig durch Falschparker blockiert seien. Von Januar bis Anfang Mai wurden allein in diesem Bereich rund 500 Knöllchen (bis 35 Euro) ausgestellt und 25 Mal wurde abgeschleppt (tagsüber 230 Euro).

Verärgerung im Eigelstein-Veedel

Das Fazit des Bürgervereins: Die Aufenthaltsqualität am Eigelstein sei nicht verbessert worden, die Umsetzung des Beschlusses sorge für Enttäuschung und Verärgerung im Veedel.

Bürgereingabe: So können alle Kölner mitmischen

Nach der Gemeindeordnung NRW hat jeder das Recht, sich mit einer Eingabe an den Rat oder die Bezirksvertretung zu wenden. Die Stadt gibt zunächst eine Stellungnahme ab. Dann wird die Eingabe im Fachausschuss behandelt, den der Rat eigens gebildet hat. Das Gremium kann Empfehlungen aussprechen. Je nach Zuständigkeit wird in der Bezirksvertretung oder in Ausschüssen und im Rat darüber abgestimmt.