Spektakel in KölnDer Tesla fürs Wasser: Boot mit Flügeln schwebt über den Rhein

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Die Candela, wie ein Tesla fürs Wasser.

Köln – Unscheinbar sieht das blaue Sportboot aus, das da in der Strömung vor der Einfahrt des Rheinauhafens dümpelt, 7,5 Meter lang, in kräftigem blau lackiert, die Linie eher klassisch designed.

Mikael Mahlberg lässt die Rhein-Energie passieren, die kleine Candela Seven schaukelt heftig in der Bugwelle des riesigen Katamarans – wie jedes kleine Bötchen auf dem Rhein.

Dann zieht der Schwede den Gashebel durch, fast geräuschlos beschleunigt das elektrisch betriebene Boot – und steigt nach wenigen Metern, bei etwa 16 Knoten (Höchstgeschwindigkeit 30 Knoten, Reichweite 50 Seemeilen), aus dem Wasser.

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Auf sogenannten Hydrofoils fliegt das Boot über die Wellen, kein Klatschen, keine Schläge, fast erschütterungsfrei prescht das technische Wunderwerk an dem Ausflugsdampfer vorbei.

Die Candela Seven, die seit 2019 auf dem Markt ist und jetzt erstmals in Köln vorgestellt wurde, ist eine technische Revolution. Ein herkömmliches Sportboot derselben Größe verbraucht 15 mal so viel Benzin wie ein Familienwagen, umweltfreundlich sieht anders aus. Verwendet man Elektromotoren, kann man entweder nur sehr langsam fahren oder hat kaum Reichweite. Der Grund: die hohen Reibungsverluste der Boote im Wasser.

Candela hat eine flugzeugähnliche Tragfläche und eine Art Höhenleitwerk

Die Candela verbraucht dank ihrer Tragflächentechnik bei 22 Knoten über dem Wasser genauso viel Energie wie bei 5 Knoten im Wasser, ist 15 Mal effektiver als ein benzinbetriebenes Boot gleicher Größe. Sie hat vorne unter dem Rumpf eine quer liegende, flugzeugähnliche Tragfläche, am Heck ein zusätzliches „Höhenleitwerk“.

Stabilisiert wird das an sich so nicht fahrbare Boot durch eine ausgefeilte Software: Sensoren messen die Höhe hundert mal pro Sekunde und steuern mit diesen Daten die Foils.

Ingenieur Kristian Sloth Lauszus hat die Software in den letzten fünf Jahren entwickelt: „Es ist wie beim Tesla, das Auto ist eher normal, entscheidend ist die Technik dahinter. Einen Kampfjet könnte man heute ohne die entsprechenden Stabilisierungsprogramme auch nicht mehr fliegen.“

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Der Preis ist happig. Rund 250.000 Euro kostet der High-Tech-Spaß aus Carbon. Aber die ersten 13 Boote sind gebaut, bis Ende des Jahres werden etwa 30 verkauft sein. 

Bald könnte auch eine Elektrofähre gebaut werden

Der Unternehmer Gustav Hasselskog, der das energieeffiziente Elektroboot entwickeln ließ, denkt aber bereits weiter. In Stockholm gibt es gerade Gespräche, man will eine Elektro-Fähre für 50 bis 60 Personen entwickeln. „Das Prinzip und die Software haben wir“, sagt Ingenieur Lauszus, „alles andere sollte kein Problem sein.“ Die Candela Seven benötigt keine Stunde bis Düsseldorf – für fünf Euro Betriebskosten. (red)