SPD-GesundheitsexperteKarl Lauterbach: Klare Absage an Kölner Karneval

Prof. Dr. Dr. Karl Lauterbach, SPD

Prof. Dr. Karl Lauterbach (54), SPD

von Bastian Ebel (bas)

Köln – Es sind besondere Zeiten für den SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach: Er ist Politiker und Universitätsprofessor. Und der SPD-Mann, dessen Wahlkreis sich in Köln und Leverkusen befindet, muss sich derzeit ein bisschen vorkommen wie der „Prügelknabe der Nation“: Er spricht sich in Talkshows und Interviews sehr klar für die weitere strikte Einhaltung der Corona-Schutzmaßnahmen aus und erntet dafür sehr viel Kritik.

„Das schmerzt mich sehr. Denn wir müssen den Menschen die Wahrheiten sagen“, sagt Lauterbach im EXPRESS-Gespräch. Er stehe in Kontakt zu führenden Virologen in Deutschland und der Welt, kommuniziere nachts mit den Kollegen in den USA. „Wenn ich jetzt höre, die Maßnahme des Lockdown sei überflüssig gewesen, dann ist das einfach Unsinn.“

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach: „Corona-Maßnahmen hätten noch weiter geführt werden müssen“

Im Gegenteil: Für Lauterbach hätten die strikten Corona-Maßnahmen noch weiter geführt werden müssen. So weit, dass er auch für seine Heimat Köln eine bislang wohl unangenehme Wahrheit ausspricht.

Alles zum Thema Corona

Corona und Karneval: Ältere Menschen zahlen das Feiern der jungen Menschen mit dem Leben

„Wir müssen davon ausgehen, dass bis zur nächsten Session kein Impfstoff gefunden wird“, erteilt er dem Karneval eine klare Absage. „Und ich will nicht, dass der Karneval der jungen Menschen mit dem Leben der älteren Kölner bezahlt wird.“ Das Übertragungsrisiko sei einfach zu groß.

181111_uw_ElfterElfter_030_2

Straßenkarneval in Köln

„Außerdem sollte man ehrlich sein: Karneval mit zwei Metern Abstand ist nicht mehr der Karneval, den die Menschen kennen und lieben.“

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach: „Ich halte das Feiern für nicht angemessen“

Lauterbach geht dabei noch weiter und appelliert an das Ethik-Verständnis der Jecken. „Die Probleme, beispielsweise in Afrika, beginnen erst so richtig. Ich halte das Feiern auch deshalb für nicht angemessen, wenn in anderen Teilen der Welt Menschen unter diesen Umständen sterben.“

Sein Wunsch: „Wenn wir das Virus überstanden haben, lasst uns alle gemeinsam feiern.“ Er selbst sei zwar kein Karnevals-Jeck, aber: „Dann bin ich der Erste, der es aber so richtig krachen lässt beim Karneval.“

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach: „Kölner kommen mit mehr Gelassenheit durch“

Dass er der „Prügelknabe der Nation“ sei, kann er nicht so recht bestätigen. „Viele Menschen kommen auf mich zu und ich erhalte sehr viel Zustimmung und Sympathie.“

Hier Lesen Sie mehr: Corona in Köln Vier neue Todesfälle: Einer fällt durch sein Alter aus der Reihe

Insbesondere die Kölner würden mit der Corona-Krise anders umgehen, als die Menschen im Rest der Republik. Der SPD-Gesundheitsexperte: „Ich habe den Eindruck, dass die Kölner mit sehr viel Verständnis und etwas mehr Gelassenheit durch die Krise kommen.“

Aber wohl auch, wenn es nach dem jetzigen Stand in der Medizin geht, ohne die geliebte fünfte Jahreszeit.