Soli für Wirte?Die große 30-Euro-Diskussion – und was die Stadt Köln davon hält

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30 Euro soll jeder Kölner Haushalt per Gutschein bekommen, um das Geld in Lokalen auszugeben.

Köln – Ein Soli für Kölner Wirte als Rettungsanker? Die Idee des DEHOGA-Chefs Christoph Becker, über die EXPRESS zuerst berichtete (hier lesen Sie mehr), sorgt für jede Menge Diskussionsstoff. Bei Kneipengästen, Wirten, Unternehmern – eben quer durch Köln.

Könnte ein 30-Euro-Gutschein für 500.000 Kölner Haushalte (in der Summe 15 Millionen aus dem städtischen Etat) effektiv Kölns Gastronomie wieder ankurbeln?

Ähnlich dem Wiener Vorbild, wo knapp eine Million Gutscheine verteilt worden sind?

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Ja, sagen wiederholt Wirte wie „Biergarten am Aachener Weiher“-Chef Josef Rayes: „Für uns wäre diese Hilfe extrem wichtig: Wir hätten Aussicht auf gute Einnahmen, alleine schon durch die Getränke. Und die Leute geben ja sicher mehr als die 30 Euro aus. Es wäre ein guter Anreiz, den Betrieb anzukurbeln.“

DEHOGA-Chef Becker betont auch noch einmal: „Ich denke, dass es auch der Stadt gut zu Gesicht stehen würde, eine solche Aktion zu starten. Wäre doch eine schöne kleine Steuerrückerstattung in Form einer warmen Mahlzeit an die Bürger, die damit den Gastronomen auch noch etwas Gutes tun.“

Und was sagt das OB-Büro? Die Stadtspitze winkt ab. Die Gutschein-Idee kommt im Rathaus nicht an: „Leider sind viele Wirtschaftsbetriebe und Bereiche von der Coronakrise massiv betroffen, und wir können aus kommunalen Finanzmitteln keine angemessene Unterstützung zukommen lassen“, so Stadt-Sprecherin Inge Schürmann.

Schürmann betont aber auch: „Die besondere Betroffenheit der Gastronomie ist der Stadt natürlich bewusst. Um der Branche zu helfen, haben wir beispielsweise überall da, wo es vertretbar ist, die Außengastronomieflächen erweitert, und wir verzichten in diesem Jahr auf die üblichen Gebühren.“

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DEHOGA-Chef Christoph Becker

Da der DEHOGA jedoch noch nicht mit OB Henriette Reker persönlich sprechen konnte, will Geschäftsführer Christoph Becker mit seiner Idee weiter am Ball bleiben.

Derweil wird in den sozialen Netzwerken, etwa auf der EXPRESS-Facebook-Seite oder auf Instagram fleißig diskutiert.

DEHOGA will Kölner Gastronomie per Gutschein retten

Von eindeutigem Zuspruch wie „guter Vorschlag“, „genial“, „Freibier für alle!“ oder „Sehr gut! Was wäre Köln denn ohne unsere Wirte?“ werden in den Kommentaren auch die möglichen Vorteile betont, etwa von einer Altstadt-Gastronomin: „Gute Idee – viele haben noch Angst, raus zu gehen oder fehlt durch Kurzarbeit das Budget auszugehen. Es ist ein guter Anfang – und jeder hat was davon.“

Ein Leser sieht die Idee kritisch und gibt zu bedenken, dass die weitere Schließung der Diskotheken das Ausgehverhalten generell beeinflusse: „Vielleicht noch was shoppen, essen gehen auf den Ringen, vorglühen in Bars und Kneipen und dann in die Clubs und Diskotheken. Wenn aber das finale Ziel gar nicht erreichbar ist, weil geschlossen, fällt alles davor weg und somit auch der dazugehörige Umsatz.“

Natürlich wird die DEHOGA-Idee aber auch reihenweise abgelehnt. Ein Leser schreibt: „Auch eine Idee kann unrealistisch sein. Wenn die Menschen aus Angst keine Restaurants aufsuchen, werden auch keine Gutscheine was bringen. Und Hotels leben von Reisenden, Touristen. Undifferenzierte Idee mit Null Wirkung – aber eine teure.“

Eine Leserin meint: „Die Stadt ist sowas von pleite. Wo soll die Kohle her kommen. Immer weniger können sich ein Besuch in den Lokalen leisten. Kurzarbeiter, Arbeitslose, Rentner haben auch keinen Euro mehr zu viel.“

Und ein anderer Leser findet die Idee lächerlich: „Hallo? Könnten wir bitte erstmal weiter für Krankenhäuser klatschen, bevor wir Gratisbier durch Steuergelder verteilen?! Erst die Arbeit, dann das Vergnügen!“