Abo

Fans helfen ihmSuperstar kämpft in Köln um seine Stimme

Simply Red mit Sänger Mick Hucknall live in der Lanxess-Arena Köln.

Mick Hucknall war am Freitagabend (31. Oktober 2025) mit seiner Band Simply Red in der Lanxess-Arena zu Gast. Die Gruppe feiert ihr 40-jähriges Jubiläum.

Die britische Band Simply Red feiert mit einer Jubiläumstour ihr 40-jähriges Bestehen. Auch in der Kölner Lanxess-Arena gab es 20 bekannte Songs zu hören. Frontmann Mick Hucknall musste jedoch kämpfen.

In der Stadt waren die Geister unterwegs und in der rappelvollen Lanxess-Arena fürchtete ein Superstar um seine Stimme. Die 15.000 Fans, die an Halloween in die Riesenschüssel gekommen waren, wollten statt Grusel-Spaß lieber Kuschelrock.

Die britische Band Simply Red, die 1985 im Arbeiterviertel von Manchester gegründet wurde, ist auf Jubiläumstour. Mit über 60 Millionen verkauften Alben und unzähligen Chart-Hits gehört die Gruppe zu den ganz großen der Insel.

Simply Red: Zeitreise durch die 40-jährige Bandgeschichte mit 20 Songs

Bei Simply Red geht es jedoch in erster Linie um Frontmann Mick Hucknall (65). Der rothaarige Superstar verleiht den Rock-Balladen die zeitlose Klasse. Doch ausgerechnet zur 40-Jahr-Party hat sich der Sänger eine Rachenentzündung zugezogen.

Mit einem Mini-Filmchen auf den Leinwänden ging es los. Darin tönte der Frontmann selbstbewusst als pausbäckiger Newcomer, er wolle einmal der Beste sein. Mit seiner Mischung aus Funk, Soul und Pop darf er sich vier Jahrzehnte später durchaus zu den Ausnahmesängern des Geschäfts zählen.

Die bewegende Zeitreise durch 20 Hits fing mit dem jazzigen „Sad Old Red“ an. „Trauriger alter Roter, das bin ich“, heißt es darin. Doch der Blick aufs Lebenswerk kann ihn durchaus glücklich machen. Mit „Jericho“ und „Money’s Too Tight (To Mention)“ folgten weitere Songs vom ersten Album „Picture Book“. Die „neusten“ Songs des Abends waren vom Album „Home“ und hatten damit auch schon 22 Jahre auf dem Buckel.

Die sechsköpfige Band schaffte es, den Sound der einzelnen Titel unfassbar nah am Original zu reproduzieren. Der Zauber der ganzen Hits lebte sofort wieder auf. Das Publikum, größtenteils ebenfalls im mittleren Alter, genoss die Nostalgiereise und fühlte sich direkt ein paar Jahrzehnte jünger.

Simply Red mit Sänger Mick Hucknall live in der Lanxess-Arena.

Mick Hucknall gab trotz gesundheitlicher Probleme fast zwei Stunden alles auf der Bühne.

Doch dass Hucknall noch immer unter seiner Erkrankung zu leiden hat, war dann auch deutlich an seiner rauen Stimme zu hören. Zwischen den Songs griff er immer wieder zum Wasser, putzte sich die Nase und atmete tief durch. „Ich hätte absagen können, aber ich wollte nicht. Ich werde aber mein Bestes geben“, sagte er zur Einleitung.

Nach den nächsten Songs wie „A New Flame“, „It’s Only Love“ oder „If you don’t know me by Now“ gestand der Sänger: „Ich bin so enttäuscht. Ich dachte, es wird besser. Aber das ist echt Scheiße“.

Das sechste Konzert binnen einer Woche war dann doch eine vielleicht zu hohe Herausforderung. Doch das Publikum trug den Sänger mit viel Applaus durch die Show, sang immer wieder lauthals mit und genoss das Lebenswerk der Band trotzdem.

Saxophonist Ian Kirkham zauberte kleine Solo-Einlagen in die gefühligen Hits. Die Bühne war in sanfte Farben getaucht, auf den Leinwänden flimmerten beruhigende Videos. Ein echter musikalischer Wohlfühlabend wie am heimischen Kamin.

Und Hucknall nahm die Situation sogar mit Sarkasmus. „Ich nehme heute das größte Risiko meiner Karriere auf mich. Hat irgendjemand eine Pistole? Ich bin bereit“. Sagte es und haute bei „You make me feel brand new“ stimmlich noch einmal alles raus, wie so oft, mit dem Mikrofon fast vor dem Bauchnabel. Stehende Ovationen gab es dafür als Belohnung.

Mit der EXPRESS-App keine News mehr verpassen! Jetzt runterladen – für iPhone oder Android.

Als die Band nach „Fairground“ von der Bühne ging, das Publikum aber frenetisch Zugaben hören wollte, scherzte der Frontmann: „Ihr wollt mehr? Ihr müsst verrückt sein“. Nach „Something got me started“ wurde er aber noch mal ernst: „Danke, dass ihr mir geholfen und mich unterstützt habt. Ich weiß das zu schätzen“.

Die eigentlich auf der Setliste vorgesehene Zugabe „Reach out I’ll be there“ ließ er aber trotzdem vorsichtshalber weg. Die persönliche Knaller-Ballade „Holding Back the Years“, die Hucknall bereits als 17-jähriger Teenager im Jahr 1978 geschrieben hatte, um seine familiäre Geschichte zu verarbeiten, beendete den verträumten Abend.