Nächster Corona-SchockKölner Seniorenheim: Zahl der Toten steigt weiter an

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Das Pflegeheim der Synagogengemeinde. Das Foto wurde am Montag (15. Februar) aufgenommen.

von Jan Wördenweber (jan)

Köln – Könnten diverse Bewohner eines Kölner Seniorenheims noch leben, wenn sie früher geimpft worden wären? Diese Frage drängt sich nach den beklemmenden Nachrichten der letzten Tage aus dem Kölner Elternheim der Synagogen-Gemeinde in Ehrenfeld auf.

  • Köln-Ehrenfeld: 15 Tote in Seniorenheim
  • Corona-Ausbruch in Kölner Heim: 56 Personen infiziert
  • Synagogen-Gemeinde hatte früheren Impftermin erwartet

Corona-Ausbruch in Kölner Seniorenheim

Am Sonntag (14. Februar) war bekannt geworden, dass wegen eines Mangels an Impfstoff neun Bewohner verstorben seien. Am Freitag (19. Februar) gingen die schlimmen Nachrichten weiter. Mittlerweile ist die Zahl der Toten auf 15 angestiegen.

„Die Heftigkeit des Infektionsgeschehens und die daraus resultierende sehr hohe Sterberate machen uns tief betroffen. Jede der fünfzehn Personen, die den Kampf gegen das Virus verloren haben, ist für unsere Gemeinde ein Verlust, der uns als Gemeinschaft ins Mark trifft“, so das Elternheim in ihrer Mitteilung vom Freitag (19. Februar).

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Kölner Seniorenheim: „Hatten deutlich früheren Impftermin erwartet“

Wie EXPRESS erfuhr, sind zudem 56 Bewohner und 20 Angestellte infiziert.

Bettina Levy, Vorstand der Gemeinde, beklagt den Impfstoffmangel: „Wir hatten einen deutlich früheren Impftermin erwartet und wir, der Vorstand, haben uns mit Nachdruck dafür eingesetzt, dass die Bewohner des Elternheims schnellstmöglich geimpft werden."

Aufgrund von fehlendem Impfstoff habe man den Termin jedoch verschieben müssen. Erste Impfungen konnten demnach erst am 4. Februar durchgeführt werden, als das Virus bereits im Heim grassierte.

Köln-Ehrenfeld: 15 Tote in Seniorenheim 

Levy: „Es konnte dabei krankheitsbedingt nur eine sehr geringe Zahl an Bewohnern geimpft werden, da wir bereits den akuten Ausbruch mit Covid-19 hatten.“ Der schwere Corona-Ausbruch treffe die Gemeinde bis ins Mark und in ihrer Seele. 

In dem Pflegeheim gelten laut Levy stringente Regeln und Handhabungen seit Beginn der Pandemie. Mit regelmäßigen Tests von Bewohnern und Mitarbeitern sowie Besuchern habe man bereits im Sommer 2020 begonnen, FFP-2 Masken seien im ganzen Haus Standard.

Bettina Levy macht den wegen Lieferschwierigkeiten beim Hersteller Biontech verzögerten Impftermin für das Ausmaß des Ausbruchs verantwortlich. Dem widersprach Dr. Jürgen Zastrow von der Kassenärztlichen Vereinigung gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Der Termin sei nur um einen Tag verschoben worden.

Gegenüber dem EXPRESS betonte Levy, dass sich der Vorstand der Synagogengemeinde mit Nachdruck dafür eingesetzt habe, dass die Bewohner des Elternheims schnellstmöglich geimpft werden. „Wir haben mehrfach die zuständigen staatlichen oder vom Land beauftragten Stellen kontaktiert, um das Impfverfahren auch bei uns in Gang zu setzen.“ Die ersten Kölner Senioren wurden am 27. Dezember 2020 in den Sozial-Betriebe Köln geimpft. 

Inwieweit frühere Impfungen den schweren Ausbruch hätte verhindern können, ist unklar. Allerdings gehen Wissenschaftler davon aus, dass Patienten nach der ersten Impfung einen leichteren Verlauf der Krankheit zu erwarten haben. Der bestmögliche Schutz soll etwa zwei Wochen nach der zweiten Impfung eintreten.