Fünf tote SeniorenBeginnt jetzt die Hetze? Corona-Tote spalten Kölner Veedel

Das Seniorenheim Maternushaus in Rodenkirchen

Das Seniorenheim Maternushaus in Rodenkirchen

von Oliver Meyer (mey)

Köln – Es sind Informationen aus Rodenkirchen, die besorgniserregend sind. Zwei Senioren aus der Maternus-Seniorenwohnanlage starben am Coronavirus (hier lesen Sie mehr), fünf Pflegekräfte und eine bislang unbekannte Anzahl von Senioren sind mit Sars-CoV-2 infiziert. Das war der Stand bis Montag. Am Mittwoch nun der Schock: Jetzt sind es schon fünf Senioren, die an dem Corona-Virus gestorben sind.

Mike Homann: „Seniorenzentrum ist ein Vorzeigemodell“

Der Tod – jetzt ist er ins Veedel geschlichen, mitten ins Herz von Rodenkirchen. Über 98 Pflegeplätze und 158 Wohneinheiten verfügt die große Anlage, in denen die alten Menschen mitten unter den Jüngeren wohnen. Darauf ist Bezirksbürgermeister Mike Homann (SPD) zurecht stolz: „Diese Seniorenanlage ist ein Vorzeigemodell, wie man alte Menschen in die Stadt integriert und nicht irgendwo an den Stadtrand abschiebt“,  sagt Homann.

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Doch jetzt gibt es ausgerechnet von Anwohnern Stimmen, die ihn aus der Fassung bringen. Sie fordern, das gesamte Haus unter Quarantäne zu stellen und die Senioren nicht mehr rauszulassen, damit sie niemanden anstecken. Der Ort habe sich zum Schwerpunkt für Corona-Infektionen entwickelt.

„Diese Hetze ist unerträglich, und das akzeptiere ich auch nicht. Fakt ist: Alle Senioren, die positiv auf Corona getestet wurden, sind in Quarantäne oder auf der Pflegestation untergebracht, auf der besondere Schutzmaßnahmen herrschen. Wer das Wegsperren von den restlichen Bewohnern fordert, der sollte wissen, dass es dazu keinerlei rechtliche Grundlage gibt.“

Bürgermeister Mike Homann hatte Schutzmasken für Senioren beschafft

Homann hoffe, dass es keine weiteren Opfer geben werde. In einer Blitzaktion hatte er zusätzliche 300 Schutzmasken organisieren können, damit die Senioren bei ihrem Einkauf im angeschlossenen Rewe ihre Besorgungen machen können. Im Rodenkirchener Rathaus sammele man derzeit selbstgenähte Mundschutze, die desinfiziert und dann verteilt werden.

Ute Schmidt, die gute Seele aus Rodenkirchen, erledigt Einkäufe für Senioren und hat ebenfalls kein Verständnis für die Forderung, Alte einzusperren. „Jeder von uns sollte sich mal selbst fragen, welche Besorgungen wirklich unbedingt notwendig, wenn auch möglich sind. Wegen jeder Kleinigkeit muss man nicht los. So könnten wir das Ansteckungsrisiko deutlich reduzieren.“

Sie sei überzeugt, dass Cura, der Betreiber der Wohnanlage, alles unternehmen würde, um ein Ausbreiten von Corona unter den Bewohnern zu verhindern. Man habe Personal aus anderen Städten nach Köln geholt, damit Erkrankte sich erholen können.

Wie EXPRESS weiter erfuhr, hat der dortige REWE inzwischen reagiert. „Es gibt zwar kein offizielles Hausverbot für die Senioren, jedoch werden sie nun am Eingang bereits abgefangen und gebeten, ab sofort besser den Einkaufsservice in Anspruch zu nehmen“, erklärte Homann. Die Einkaufshelfer der Diakonie Michaelshoven seien kurzfristig eingesprungen, um die Seniorenwohnanlage in Rodenkirchen zu unterstützen.