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Schock vor 55 JahrenAttentäter tötet in Köln acht Schüler und zwei Lehrerinnen

OB Buraunen

Oberbürgermeister Theo Burauen besucht noch am Tag des Attentats die Volksschule in Volkhoven und besichtigt ein Klassenzimmer.

Köln – Auf dem Schulhof der katholischen Volksschule im Kölner Stadtteil Volkhoven richtet Walter Seifert am 11. Juni vor 55 Jahren eine zum Flammenwerfer umgebaute Gartenspritze auf die Grundschüler. Am Ende dieses ersten Schul-Amoklaufs in der Geschichte der Bundesrepublik sterben acht Schüler, sieben Mädchen und ein Junge, und zwei Lehrerinnen. Der Täter richtet sich selbst.

Überlebende Barbara Peters: „Da waren Kinder, die richtig gebrannt haben“

Der 11. Juni 1964 ist ein sonniger Tag, eine Klasse turnt draußen. Seifert, 42 Jahre alt, früher Wehrmachtssoldat, später Polizist, versperrt das große Tor zum Schulhof mit einem Keil. Dann geht er auf die Kinder zu und richtet den Flammenwerfer, laut Polizeibericht gefüllt mit Toluol, Essigsäureäthylester, Butylazetat und Naphthalin-Derivaten auf sie.

„Da waren Kinder, die richtig gebrannt haben – die Haare, die Anziehsachen. Wir sind auseinandergesprungen, haben uns hinter der Hecke versteckt, wollten in die Schule fliehen – doch die Tür wurde von Lehrerinnen von innen zugehalten, damit Seifert nicht rein kann“, berichtete Barbara Peters, Überlebende des Amoklaufs, später im EXPRESS.

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Zwei Lehrerinnen stellen sich dem Amokläufer entgegen

Doch es hilft nichts: Seifert schlägt die Scheiben der ebenerdigen Klassenräume mit einer mitgebrachten Schleuder ein und richtet den sechs Meter langen Flammenstrahl nach drinnen. Überall Schreie, Angst, Panik und der Versuch, sich vor dem Wahnsinnigen in Sicherheit zu bringen. Die achtjährige Barbara flüchtet auf die Schultoilette. „Da waren schon viele Kinder, die sich Wasser über den Rücken spritzten.“

Gertrud Bollenrath (64) und Ursula Kuhr (24), zwei Lehrerinnen, stellen sich dem Rasenden entgegen. Doch Seifert sticht sie mit seiner selbst gebauten Lanze nieder. Beide sterben. Während Seifert flüchtet, passiert ein Müllwagen der Stadtwerke die Schule.

Müllwerker löschen brennende Kinder

Die Müllwerker erkennen die Lage, springen aus dem Wagen, brechen das Tor zum Schulhof auf, löschen die brennenden Kinder und halten vorbeifahrende Autos an, damit die verletzten Jungen und Mädchen in Krankenhäuser gebracht werden können. Wenig später sind auch Feuerwehr, Krankenwagen und Polizei da. Die Beamten suchen und stellen den flüchtigen Amokläufer in der Nähe der Schule und schießen ihm ins Bein.

Für die Überlebenden beginnt nach dem Attentat das eigentliche Martyrium. Sie haben Verbrennungen vierten Grades, große Teile der Haut und des darunter liegenden Gewebes sind zerstört.

In der ersten Woche nach dem Horror stirbt fast jeden Tag ein Kind. Dorothea Binner (9), Renate Fühlen (9), Ingeborg Hahn (9), Ruth Hoffmann (10), Klara Kröger (9), Stephan Lischka (9), Karin Reinhold (11), und Rosel Röhrig (10) erliegen den Folgen ihrer schweren Verbrennungen.

Amokläufer stirbt noch am selben Abend an einer Selbstvergiftung

Die, die mit schwersten Brandverletzungen überleben, liegen monatelang, einige sogar über ein Jahr in der Kinderklinik an der Amsterdamer Straße. Ihre Eltern dürfen sie nur einmal pro Woche besuchen. Und oft schauen sie dann auch nur durch eine Glasscheibe auf ihre Kinder. Die Infektionsgefahr ist zu groß.

Der Amokläufer stirbt am Abend der Tat an den Folgen einer Selbstvergiftung: Er schluckt noch während des Massakers das Pflanzenschutzmittel E605. „Ja. Es ist eine böse Sache“, gibt Walter Seifert kurz vor seinem Tod zu Protokoll, als die Beamten ihn nach dem Motiv für den Anschlag fragen.

Und was war das Motiv?

Seifert hatte seine Ehefrau bei einer Frühgeburt verloren, eine Embolie. Er war durch eine Tuberkuloseerkrankung arbeitsunfähig geworden und hatte mit kruden Briefen an die Behörden jahrelang versucht, eine Kriegsrente zu erhalten – das blieb ohne Erfolg.

Seifert wohnte nur 70 Meter entfernt vom Haus seiner Mutter und Tante. Oft lehnte er am Gartenzaun und schaute den Kindern in der Siedlung beim Hüpfkästchen spielen zu.