Schock-StudieKölner in Not! So pleite sind die Veedel

Diese Karte von Köln zeigt die Schuldnerquote der einzelnen Veedel an.

Diese Karte von Köln zeigt die Schuldnerquote der einzelnen Veedel an.

von Philipp Meckert (pm)

Köln – Wer viel mehr Geld ausgibt, als er einnimmt, deshalb eine eidesstattliche Versicherung abgeben, Privatinsolvenz anmelden musste oder eine Inkassofirma am Hals hat – der ist Teil des neuen großen „Schuldner-Atlas“ und einer von 101.510 Kölnern. So viele volljährige Bürger sind juristisch überschuldet, geschätzt summieren sich ihre Zahlungsverpflichtungen auf mehr als drei Milliarden Euro!

Da deren Gerichtsverfahren ja öffentlich sind, können die Bonitätsprüfer der „Creditreform“ über die Adresse den Stadtteil bestimmen, diesen in Vergleich zur Einwohnerzahl setzen und alle 86 Viertel in einen bunten Flickenteppich verwandeln: Von schwarz für wenige Schuldner (z.B. Lindenthal 5,1%) über gelb für Mittelmaß (z.B. Dellbrück 9,6%) bis hin zu lila für extrem viele Schuldner, wie Gremberghoven als trauriger Spitzenreiter mit 24,1%!

„Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen“, betont Creditreform-Prokurist Alexander Nielsen (51): „Jeder Vierte in Gremberghoven ist überschuldet und weist nachhaltige Zahlungsstörungen auf. Dabei geht es wirklich um justiziable Fälle.“ Dabei ist Köln auch bei Schuldnern eine gespaltene Stadt: Linksrheinisch liegt die Quote bei 10%, auf der Schäl Sick deutlich höher bei 14%.

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Alarmierend: Die Studie warnt vor einer deutlichen Zunahme der Verschuldung bei 30- bis 39-Jährigen. Arbeitslosigkeit und Scheidung seien die Hauptursachen, aber ebenso „eine unwirtschaftliche Haushaltsführung durch Konsumrausch“, so Nielsen. „Niedrigzinsen bei Immobilien, Nullzinsen bei Auto, Handy, Fernsehers – viele werden verleitet.“

Besonders bei den nun anstehenden Weihnachtseinkäufen sollte sich jeder fragen: Kann ich mir das wirklich leisten?

Jeder Vierte hat hier Schulden: Die Gremberghovener sind Rekord-Schuldner im Schulden-Atlas. Rund 3000 Kölner wohnen in dem rechtsrheinischen Stadtteil. EXPRESS sprach mit den Anwohnern über die finanzielle Lage.

Sie glaubt, dass die Wirtschaftslage in direkter Verbindung mit der sozialen Lage steht. Auch für die Zukunft ist sie vorerst pessimistisch: „Ich glaube nicht, dass sich die Lage bessern wird.“

Claudia Jungk (36), arbeitssuchend, sieht die Situation ähnlich: „Für mich wirkt es, als hätten hier alle Schulden. Ich habe auch für die nächsten Jahre keine Hoffnung auf Besserung.“

Willi Heining (68), Rentner, ist jedoch zufrieden: „Ich lebe einen großen Teil des Jahres in England, dort ist das Leben noch viel teurer.“ Für ihn hat sich die Lage in dem Porzer Stadtteil nicht verschlimmert.

Deutschlands Schuldner Top 10

In Deutschland sind 6,67 Millionen Privatpersonen überschuldet (9,9%). NRW-Quote: 11,46%.