„Ich will nicht zurück”Nach Schock-Taten: Kölns Rollator-Rambo packt im EXPRESS aus

Rollator_rambo_axel_van_gari_24_08_2020_01

Axel van Gari im Gespräch mit dem EXPRESS

von Adnan Akyüz (aa)Oliver Meyer (mey)

Köln – Seine Taten haben in Köln stadtweit für Aufsehen gesorgt. Der Rollator-Rambo hatte im Juli die Scheiben einer Bar am Ebertplatz eingeschlagen und in Mülheim ein Auto neben einem Kiosk angezündet.

Doch wer ist dieser Mann? Er heißt Axel van Gari (56). Er meldete sich beim EXPRESS, „um auszupacken“. Wir besuchten ihn in der LVR-Klinik Merheim, wo er freiwillig untergebracht ist und behandelt wird.

Zu Beginn des Gesprächs sagt Axel van Gari: „Ich bin manisch depressiv und bipolar. Ich nehme seit mehreren Jahren Medikamente und bin schon lange in Behandlung. Ich bin aber voll geschäftsfähig. Ich habe zwar einen Betreuer, der sich aber nur um die Behörden kümmert.“

Alles zum Thema Ebertplatz

Als wir ihn treffen, hat der gebürtige Kölner ein T-Shirt an, dessen Motiv er selbst entworfen hat. Darauf steht: „Gut, dass es neben den Bullenschweinen auch nette Polizisten gibt.“

Er beschäftige sich seit 20 Jahren mit Grafik-Design und sich selber alles beigebracht. Mit der Polizei sei das so eine Sache, sagt er. Die Behörden ermitteln wegen Brandstiftung und Sachbeschädigung gegen ihn.

Es fällt Axel van Gari schwer, bei einem Thema zu bleiben. Er schweift oft ab, wenn er von seinen Taten berichten will. Es sei eine Verkettung von Umständen, die ihn zur Selbstjustiz bewegt hätten.

Vor der Brandstiftung in Mülheim habe er einen Streit mit Mitarbeitern der Sparkasse in Mülheim gehabt. Er erklärt: „Ich wurde am Ebertplatz überfallen. Jemand hat mir auf den Kopf gehauen und mir Smartwatch, Handy und Geldbörse mit sämtlichen Karten gestohlen. Als ich dann bei der Bank Geld abheben wollte, ging das nicht, weil ich auch keinen Ausweis hatte.“

Rollator-Rambo packt im EXPRESS über seine Taten aus

Dann habe er mit einem Filzstift an die Wand in der Bank gekritzelt, dass er sein Geld haben will. Weiter sagt Axel van Gari: „Dann haben die mein Konto gekündigt und ich wurde festgenommen.“

An den Vorfall am Ebertplatz, bei dem er mit einer Flasche die Scheibe der Bar African Drum eingeschlagen hatte, könne er sich gar nicht erinnern. Er sagt aber: „Ich kenne den Betreiber Sammy durch eine Beziehung mit einer Kenianerin schon lange und mag ihn. Er hat mir in der Vergangenheit sehr geholfen.“

Kölner Rollator-Rambo heiratete in Brasilien, nachdem er Mathe-Studium abgebrochen hatte

Dass gerade Axel was gegen Ausländer haben soll, weist er vehement zurück. „Ich war mehrere Jahre mit einer Brasilianerin verheiratet. Später mit einer Kenianerin und war auch mal mit einer Äthiopierin zusammen. Ich lebe seit über 20 Jahren in Mülheim, kenne viele Ausländer und gehe auch mal im türkischen Supermarkt einkaufen“, erklärt er.

Nach seinem Abi am Elisabeth-von-Thüringen-Gymnasium in Sülz habe er sein Mathematikstudium 1988 abgebrochen, um nach Brasilien zu reisen, wo er seine erste Ehefrau kennenlernte.

Axel hatte einen guten Kontakt zu dem ehemaligen Besitzer des Kiosks an der Bergisch Gladbacher Straße, wo er ein Auto angezündet hatte. „Ich bin zehn Jahre Taxi gefahren und war morgens immer dort zum Kaffee trinken. Als die neuen Besitzer da waren, wollte ich sie kennenlernen. Als sie gesagt haben, sie sind aus Aserbaidschan, habe ich sie gefragt, was Danke in deren Muttersprache bedeutet. Ich kann in vielen Sprachen Danke sagen. Das ist so ein Hobby von mir“, sagt er.

Als es das Problem mit der Bank gegeben hatte, hätten ein paar Kunden, die Axel kannten, ihm schon mal ein oder zwei Euro gegeben. „Das hat den Kioskbesitzer gewurmt. Als ich dann wieder Geld hatte, habe ich mir eine Flasche Ouzo und eine Flasche Sambuca gekauft. Am selben Tag wollte ich noch eine Flasche Wein holen, hatte aber nicht mehr genug Geld dabei. Er wollte aber nicht anschreiben und es kam zum Streit.“

Dann in der Nacht nach mehreren Schnaps trieben ihn Wut und Krankheit zu der Tat: „Ich bin mit dem Taxi zur Tankstelle und habe in einem Kanister fünf Liter Benzin gekauft. Eigentlich wollte ich ein Polizeiauto anzünden. Ich bin dann aber zum Kiosk und habe das Auto in Brand gesteckt.“

Nach der Brandstiftung kam er in die Geschlossene Abteilung in Merheim. „Das ist eine Horrorshow, sag ich Ihnen.“

Kölner Rollator-Rambo Axel van Gari: „Ich will nicht zurück in die Geschlossene“

Dann sammelt er sich wieder und hat eine Botschaft. Mit ernstem Blick: „Es tut mir leid, was ich getan habe. Ich werde so etwas nicht mehr machen und mich zukünftig benehmen. Mir ist klar, dass ich sonst wieder in der Forensik lande. Da möchte ich nicht mehr hin.“