RheinauhafenAhoi! Weltkriegsbrecher „Stahl“ wird Kölns erstes Kunstschiff

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Die „Stahl“ liegt schon im Rheinauhafen.

von Markus Krücken (krue)

Köln – Heidewitzka, Herr Kapitän ...

Das ist mal eine krasse Idee: Seit kurzem liegt ein Weltkriegsschiff im Rheinauhafen.

Die „Stahl“ ist 106 Jahre alt. Sie wurde im 1. Weltkrieg eingesetzt, anschließend zum Eisbrecher umgebaut. Und nun soll daraus ein Kölner Kunstmuseum werden!

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Der Galerist Rolf Hartung ist ihr Schiffseigner und plant nach der Corona-Krise Ausstellungen und Workshops an Bord.

Das erste Kunstschiff für Köln!

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Kollegen wie der renommierte Scratchart-Künstler Peter Mück (crossart) sind begeistert. Nur mit dem Namen fremdelt Hartung, der zwischen 2014 und 2018 eine Galerie in der City führte, ein bisschen.

Rheinauhafen Köln: Neuer Name für die Stahl?

Er sagt: „Den Namen fand ich auch sehr schwer und geschichtsbelastet und muss noch drüber nachdenken. Grundsätzlich bringt Umbenennung bei Schiffen Unglück.

Auf jeden Fall ist in anderen Sprachen ein Schiff feminin und damit schon mal eine Lady.“

Wie kam er auf die Idee zum Kunstschiff?

Rolf Hartung: „Das Boot ist eine Metamorphose“

„Die Idee ist so, dass ich die Kunst in den öffentlichen Raum reinbringen wollte, in eine ganz anderen Atmosphäre in der Natur. Ich möchte Workshops auf dem Deck machen, die bei jedem Wetter möglich sind.

Ich habe dort die Möglichkeit, abseits des Konsumgedankens Kunst zu praktizieren und auszustellen, Kunst aus dem üblichen musealen Konsumgedanken rauszubringen. Das Schiff ist ein Kunstwerk als solches.“

Für nur 16 000 Euro konnte Hartung es in Düsseldorf erwerben. Die Stahl hat eine bewegte Karriere hinter sich.

Hartung schwärmt: „Dieses Schiff ist ein Politikum. Es wurde für die kaiserliche Kriegsmarine gebaut und auch im 2. Weltkrieg als Torpedofänger eingesetzt.

Ganz besonders ist: Es war dabei beim historischen Matrosenaufstand 1918, daraufhin wurde der erste Weltkrieg beendet. Dann ist es entmilitarisiert worden als Eisbrecher.

Das Boot ist eine Metamorphose. Das war der Grund für mich es zu kaufen.“

Immer wieder findet er Historisches an Bord

Momentan entkernt der Künstler das Schiff. Bilder vom Matrosenaufstand sollen noch aufgedruckt werden.

Immer wieder finde er alte Münzen, der Umbau sei wie eine Schatzsuche, schildert er.

Für die Restaurierung des Schiffsrumpfs richtet er gerade einen Fördertopf ein. Es muss aus dem Wasser geholt und entrostet werden. Sobald die Corona-Vorschriften gelockert werden, soll es mit Workshops an Deck losgehen.

Kollege Peter Mück lobt die Kunstschiff-Idee

Kollege Mück ist begeistert: „Rolf Hartung setzt mit seinem „Kunstschiff“ in einer etablierten Kunststadt wie Köln auf einen Neuanfang, den diese Stadt, in der oft genug nur die großen Kunstinstitutionen Beachtung finden, als neuen Impuls gut gebrauchen kann.“

Und vielleicht wird das berühmte Boot auch noch verweiblicht – und in Lady Stahl umbenannt ...